Irmhilde Spitzhüttl, die beliebte Leiterin der Kindertagesstätte Arche an der Schwedenschanze in Konstanz, ist nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Ihr Tod hinterlässt bei Kollegen wie Eltern und Kindern gleichermaßen eine tiefe Traurigkeit.
Im Eingangsbereich der Arche steht nun ein Tisch mit einem Blumenbouquet, einer Kerze, zwei Steinen mit Herzsymbolen und einem eingerahmten Bild der Frau, die über fast vier Jahrzehnte die integrative Caritas-Einrichtung entscheidend geprägt hat. Mütter, die ihre Kinder hierher bringen, bleiben stehen und erklären dem Nachwuchs, was das zu bedeuten hat.
Kurz vor Weihnachten 2024 erhielt Irmhilde Spitzhüttl die niederschmetternde Diagnose Leukämie. Noch aus der Klinik in Tübingen war sie im steten Kontakt mit ihren Mitarbeitern der Arche. „Sie war bis zum letzten Tag unsere Leiterin“, sagt Valerie Zahn, zuvor stellvertretende Leiterin und nun Nachfolgerin der Verstorbenen. „Wir haben bis zum Schluss gehofft, dass sie wiederkommt.“
„Sie hat sich nie in den Mittelpunkt gestellt“: Konstanz trauert um Irmhilde Spitzhüttl
Die zweifache Mutter muss mehrmals mit den Tränen kämpfen, wenn sie über Irmhilde Spitzhüttl redet, die jeder nur Irmi nannte. „Sie fand immer die Verknüpfungen zwischen den Menschen“, erzählt Valerie Zahn. „Wenn sie etwas von uns wollte, hat sie immer höflich gefragt, niemals als Chefin etwas befohlen. Wenn das Klo geputzt werden musste, putzte sie das Klo. Wenn Geschirr gespült werden musste, spülte sie das Geschirr. Für sie waren alle gleich.“
Notker Dannenmayer ist im Vorruhestand, er hat zuletzt als stellvertretender Leiter des Arche-Kinderhorts gearbeitet, mehrere Jahrzehnte war er Irmhilde Spitzhüttl beruflich und privat eng verbunden. „Irmi hat sich nie in den Mittelpunkt gestellt“, berichtet er.
„Jeder durfte Ideen einbringen, sie hat sich alles angehört. Sie lebte die vier Säulen: die Not der Menschen sehen, Nachhaltigkeit, Inklusion, auf christliche Wurzeln vertrauen. Auf dieser Basis durften sich alle frei bewegen.“ Die Einstellung ‚Ich bin die Chefin, du musst das jetzt machen‘ kannte sie nicht, „Irmi war immer Teil des Ganzen.“

Aktuell arbeitet eine junge Frau muslimischen Glaubens als Erzieherin in der Arche. Als sie als Praktikantin vor rund acht Jahren anfing, gab es wegen ihres Kopftuches Bedenken. „Irmi hat sich dafür eingesetzt, dass sie bei uns reinschnuppern darf“, erinnert sich Valerie Zahn. „Nach dem Praktikum absolvierte sie ein Freiwilliges Soziales Jahr sowie ihre Ausbildung hier. Heute ist sie eine sehr beliebte Erzieherin. Vor acht Jahren war das für viele schwer vorstellbar. Irmi wusste, dass das funktionieren kann, der muslimische Glaube unterscheidet sich ja nicht so groß vom christlichen.“
Irmhilde Spitzhüttl stand für Vertrauen, ein offenes Ohr und Wertschätzung
Bettina Friedrichs ist Physiotherapeutin in der Arche. 30 Jahre arbeitete sie mit der Verstorbenen. „Irmi sorgte dafür, dass die verschiedenen Bereiche der Arche zu einer Einheit zusammengewachsen sind. Sie hatte auch die Nöte jedes einzelnen im Blick und kümmerte sich darum.“
Erzieherin Regina Baur, seit 35 Jahren in der Einrichtung tätig, bewunderte an Irmhilde Spitzhüttl, „dass sie so liebenswürdig war und sich für alle eingesetzt hat. Sie hatte immer ein offenes Ohr, vertraute uns allen und schenkte uns große Wertschätzung“.
Sie war ein Reichenauer Urgestein. Das Wohl der Menschen lag ihr auch hier am Herzen. Kein Verein, dem sie nicht angehörte und für den sie sich nicht einsetze. Für die Kirchengemeinde opferte sie mit Überzeugung das bisschen Freizeit, das sie hatte: in der Pfarrbücherei, in der Liturgie als Lektorin und Kommunionhelferin, im Münsterchor als Sängerin, als Pfarrgemeinderätin oder als Vorsitzende des Stiftungsrates.