Es ist eines der markantesten Gebäude in der Engener Altstadt und zählt zu den hochwertigsten Denkmälern im gesamten historischen Ensemble. Nachdem in den vergangenen fünfzig Jahren kaum etwas am Kornhaus gemacht wurde, besteht akut Sanierungsbedarf.
Wie umfangreich diese Sanierung ausfallen soll und ob in deren Zug auch ein umfangreicher Ausbau des ehemaligen Kornspeichers für eine öffentliche Nutzung stattfinden soll, wird bereits sei geraumer Zeit diskutiert. Die aktuelle Präsentation des Planungsstands im Gemeinderat sorgte dafür, dass sich die Fraktionen unterschiedlich zum Projekt positionierten. Während die einen von einem Luxusprojekt sprechen, ist das Vorhaben für andere unausweichlich.
Bürgermeister will einen Kulturpunkt mitten in der Stadt
Bürgermeister Frank Harsch möchte die Sanierung und auch den Ausbau des Gebäudes. ‚Für mich ist völlig klar, das Kornhaus soll für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung stehen‘, stellte der Bürgermeister unlängst im SÜDKURIER zu klar. Er sieht im Kornhaus ein Bürgerhaus mitten in der Stadt, das auch den Vereinen zur Verfügung stehen soll. Weil ein geschütztes Gebäude erhalten werden muss, sei es keine Option nichts zu machen, so Harsch. Investieren muss die Stadt hier also auf jeden Fall.
Stadtbaumeister Matthias Distler machte im Rahmen seiner Präsentation in der Ratssitzung deutlich, wie zeitintensiv und schwierig das Projekt ist. „Wir stehen jetzt seit einem Jahr mit dem Amt für Denkmalschutz in Verhandlung“, so Distler. Die Schwierigkeit besteht unter anderem darin, dass das Kornhaus aus Bauteilen sehr unterschiedlichen Alters besteht. Das Mauerwerk wurde um 1570 erstellt, das Holzgebälk um 1675, wieder andere Teile sind im 19. und 20. Jahrhundert hinzugefügt worden. „Es ist eine einmalige Chance, das ganze Gebäude gefördert zu sanieren, obwohl es nur eine Teilnutzung gibt“, machte der Stadtbaumeister den Räten deutlich.
So viel würden Sanierung und Ausbau kosten
Eine aktuelle Kostenschätzung des Bauamts geht von rund 2,7 Millionen Euro für eine Sanierung der zwei Erdgeschosse, des Obergeschosses und des Dachs aus. Wird zusätzlich auch das Dachgeschoss noch ausgebaut, würden die Kosten auf rund 4,1 Millionen Euro ansteigen. Für den Ausbau des Dachgeschosses gäbe es keine Förderung.
Denkmalamt gibt grünes Licht für kleine Lösung
„Der Hallencharakter sollte erreicht werden. Die Einbauten dürfen herausgenommen werden“, so Distler zur positiven Rückmeldung des Amts für Denkmalschutz. Damit könnte zumindest die Minimal-Variante mit einer öffentlichen Nutzung des Erdgeschosses umgesetzt werden. Die stellte der Stadtbaumeister bereits im Sommer 2023, damals noch unter Bürgermeister Johannes Moser, zum ersten Mal im Technischen Ausschuss vor. Im Rat wurde daraufhin der Grundsatzbeschluss für den Teilausbau und die Sanierung des Kornhauses gefasst.
„Dieses Projekt ist für uns heute noch nicht beschlossen“, so die Reaktion von UWV-Sprecher Gerhard Steiner auf das Präsentierte. In der Fraktion sei lange diskutiert worden. „Es gibt viele Projekte, die wir durchführen müssen. Das Projekt ist Luxus“, so Steiner.
Die Sanierung der Breitestraße und des Bahnhofs sowie die Schulen hätten für die UWV Priorität. Er machte klar, dass es eine Zustimmung seiner Fraktion zur Sanierung des Kornhauses nur unter dem Vorbehalt einer soliden Finanzierung gebe. In diesem und für die kommenden Haushaltsjahre seien noch keine Ausgaben für das Kornhaus vorgesehen.

„Das ist eingeschränkt Luxus. Es ist unser Gebäude, wir müssen etwas machen“, so Harschs Einwand. „Wir haben nicht das Privileg, das Projekt hinauszuziehen“, fügte er hinzu. Die Förderung im Sanierungsgebiet läuft 2028 aus. Bis dahin müssten die Baumaßnahmen zumindest im Gange sein. Das bestätigte auch der Stadtbaumeister und verwies auf einen bereits jetzt sehr engen Zeitplan, der noch in diesem Jahr einen Entschluss bräuchte.
Wie will sich die Stadt das leisten?
Die SPD-Fraktion schloss sich der UWV an. „Nur weil man etwas machen muss, rechtfertigt das noch nicht diese Summen“, so Tim Strobel. „Es ist wichtig, dass wir uns haushalterisch einen Überblick verschaffen“, lautete Strobels Appell.
CDU-Sprecher Jürgen Waldschütz zeigte sich über die Haltung der SPD überrascht. Zuletzt sei sonst immer nur die UWV gegen das Großprojekt Kornhaus gewesen. „Ich habe gedacht wir hätten den Durchbruch“, so Waldschütz zur Ratshaltung, nachdem klar geworden sei, dass der Denkmalschutz doch einiges zulasse. „Auch Engen braucht endlich ein Bürgerhaus“, so Waldschütz und verwies darauf, dass man nun bereits zum dritten Mal Anlauf für eine Sanierung nehme.
„Ich weiß, dass es schwierig ist. Aber ich glaube wir gehen in Engen ordentlich mit den Geldern um. Wir sind eine sehr finanzstarke Gemeinde“, so der CDU-Sprecher weiter. „Ich weiß nicht, was wir hier noch an Überzeugung brauchen“, so Waldschütz hinsichtlich der sich jetzt bietenden Förderung des Projekts. Er gab an, dass auch die CDU die Wichtigkeit anderer Projekte, wie die Sanierung der Bürgerhäuser in den Teilorten sehe. Zum Schluss bat er darum, aus dem Kornhaus kein Politikum zu machen.