Engen/Tengen Der bundesweite Tag des Denkmals, der von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz koordiniert wird, stieß auch in Engen und Tengen auf reges Interesse. Dort konnten zehn beziehungsweise sieben Denkmäler besichtigt werden: Die Gaugelmühle in der Mundinger Straße 6 in Engen heißt deshalb so, weil Müllermeister Thomas Gauggell von Mainwangen die Sägemühle, die schon ums Jahr 1400 erstmals urkundlich erwähnt wurde, im Jahr 1757 erworben hat. Erst 1978 wurde schließlich der Sägebetrieb eingestellt.

Am „Tag des offenen Denkmals“ führte Daniel Clauss, dessen Vater Ulrich das Anwesen seit Beginn der 80er Jahre gehört, die historische Gattersäge, die im Jahr 2011 instandgesetzt worden war, wieder mal ihrer ursprünglichen Bestimmung zu. Diese versah ihre Arbeit auch tadellos und sägte unter herrlich lauten mechanischen Geräuschen einen drei Meter langen Stamm der Länge nach durch. Beinah im Minutentakt kamen die Besucher, um die Gattersäge in Aktion zu sehen.

Dazu gehörte auch Franz Urban-Stihl, der selbst eine 150 Jahre alte Kornmühle besitzt, die ursprünglich aus dem Schwarzwald stamme, wie er gerne erzählt. Da seine Mühle mit ihrem 80 Zentimeter breiten Mühlstein eine recht kleine sei, könne er diese mobil einsetzen, wie etwa am Wochenende vom 19. bis 21. September bei der Sichelhenke in Leipferdingen, zu der der rüstige 89-Jährige gerne einlädt.

Pumpenhaus noch in Betrieb

Direkt nebenan, also in der Mundinger Straße 8, steht das pittoreske, als Kulturdenkmal eingestufte alte Pumpenhaus, das bis 1960 für die öffentliche Wasserversorgung Engens genutzt wurde, wie vom ehemaligen Wassermeister der Stadt, Bernd Dreher, zu erfahren war. Noch sei es im Einsatz, doch nur noch zur Befüllung des Schwimmbeckens im Erlebnisbad und zur Bewässerung der Tennisclubplätze. Heute bezögen die Stadtwerke Engen GmbH etwa 80 Prozent des Wassers vom Pumpwerk Brächle aus einer Brunnentiefe von 42 Metern, wie der Fachmann erläutert.

Er informierte auch über die Entwicklung der Leitungsrohre: Es habe mit den sogenannten Deicheln begonnen, also ausgehöhlten Baumstämmen, die im Jahr 1883 durch gusseiserne Rohre ersetzt worden seien. Auf die Nachfrage eines Besuchers, warum denn das Wasser in Engen so kalkhaltig sei, wies Bernd Dreher auf das Dilemma dabei hin: Auf der einen Seite sei weiches, also stark entkalktes Wasser besser für die Kaffee- und die Waschmaschine, die länger halten würden, doch auf der anderen Seite enthalte kalkhaltiges Wasser viele Spurenelemente, also Mineralien, die sich positiv auf die Gesundheit auswirkten und mit denen gebrühter Tee oder Kaffee auch besser schmecke.

In Tengen musste sich Martina Baldus von der Touristikabteilung der Stadt immer wieder vor den überraschend einfallenden Windböen unterhalb der Hinterburg in Acht nehmen, da diese drohten, die zahlreichen Prospekte und Flyer von ihrem offenen Stand wegzupusten. Während sie dem mit Steinen zum Beschweren begegnete, erzählte sie, dass sie die Zahl der Gäste am Tag des offenen Denkmals in Tengen positiv überrascht habe. Immer wieder begleitete die Touristikfachfrau Besucher die steile Treppe hinauf auf den Felssporn, auf dem der mehr als 30 Meter hohe und immer noch sehr imposante Burgfried in den Himmel ragt. Trotzdem markiert er das einzige Überbleibsel der einst stolzen Burg der Herren von Tengen, die durch einen verheerenden Brand im Jahr 1519 zerstört worden war.

Das Schöne an der pittoresken Altstadt Tengens ist unter anderem, dass die zu besichtigenden Denkmale in der Stadtstraße sehr nahe beieinanderliegen und man alle Sehenswürdigkeiten ohne Mühe hintereinander besichtigen kann. Es strahlt sogar etwas von Straßenfestcharakter aus, etwa wenn Bernd Speichinger, der Eigentümer des historischen Obervogteiamtes, vor seinem Haus zu Bier und Kaffee einlädt, bevor er seine Hausführung beginnt.