Schütten wird es zwar erst etwas später, nämlich kurz nachdem Markdorf-Marketing-Geschäftsführerin Barbara Bücken, Jens Neumann und Roland Neubert vom Organisationsteam des Spirituosen-Festivals Markdorf Spirits die Besucher auf dem Marktplatz begrüßt haben. Doch trotz der angekündigten Schauer „ist die Stimmung unter den Ausstellern sehr gut“, erklärt Roland Neubert am frühen Freitagabend. Kurz bevor er gemeinsam mit Barbara Bücken und Jens Neumann die Veranstaltung eröffnet.
Die gute Atmosphäre der Spirituosen-Brenner erklärt Neubert damit, dass das in diesem Jahr zum zweiten Male stattfindende Event ihnen eine willkommene Plattform bietet, ihre Produkte zu präsentieren. Im Übrigen zeigt sich Neubert ganz beeindruckt von der „großen Begeisterung gerade der jungen Brenner fürs Handwerkliche“. Er beobachte dort großen Einfallsreichtum, außerdem viel Neugier und ebenso große Bereitschaft zum Experimentieren.
Beeindruckendes Engagement
Etwa bei Marco Steidle vom Lellwanger Biolandhof Steidle, der gemeinsam mit einer Überlinger Kaffeerösterei einen Getränkemix aus Kaffee und Likör, einen Espresso-Geist, entwickelt hat.
„Ich bin total begeistert“, schwärmt Roland Neubert, „es schmeckt sagenhaft gut.“ Was er ganz allgemein beobachtet: „Hier stehen jetzt Brenner aus alten Familienbetrieben – zum Teil in der vierten Generation –, die ein völlig neues Marketing betreiben – deutlich professioneller als ihre Vorgänger“, erklärt er. Den allerdings fast noch mehr beeindruckt, „mit wie viel Engagement die jungen Brenner ihr Geschäft betreiben“.
Gute Gelegenheit zum Probieren
„Alles rechtzeitig geschafft“, schnauft Barbara Bücken erleichtert auf. In wenigen Minuten wird sie die Besucher begrüßen. „Einzige Unsicherheit ist jetzt das Wetter.“ Ihre Hoffnung, dass der Regen doch noch an Markdorf vorüberzieht, wird von Neumann gründlich zerstreut. Der hält ihr die Wetter-App auf seinem Handy entgegen. Tatsächlich gießt es bald in Strömen.
Doch als das vorbei ist und sich die Sonne am blauen Himmels zeigt, kommt die zunächst eher überschaubare Besuchermenge wieder unter den Schirmen hervor. Etliche neue Besucher stellen sich auch noch auf dem Marktplatz ein, um sich an den Foodtrucks und Imbiss-Ständen mit Leckereien zu versorgen – vor allem aber, um Liköre, um Brände zu probieren. „Wir sind mit der ganzen Familie da“, erklärt Arno Moser aus Mochenwangen. Ein Tasting mit Whisky aus der Region sei nicht überall zu finden. Dafür könne man schon mal eine kleinere Anreise in Kauf nehmen.
Die Kameraden testen vor
„Singing in the rain“ tönt aus dem Lautsprecher. Es gießt wie aus Kübeln. Da stellen sich die Leute unter. Und da findet Florian Jehle ein bisschen mehr Zeit, um von seinem Heidelbeergeist zu erzählen. „Skorpion-Gin“ nennt er den. Doch komme der Name nicht vom gefährlichen Spinnentier, sondern von Sternzeichen, unter dem Jehle seinen Geburtstag feiert. Eigene Heidelbeeren, beim Brennen von eigenem Holz befeuert, stecken in dem Destillat. Und apropos Feuer: Florian Jehle, der zweite stellvertretende Gesamtkommandant der Freiwilligen Feuerwehr, lässt seine Kameraden stets vorkosten, wenn er eine neue Gin-Kreation entwickelt hat, erzählt er.
Attraktion für Touristen
Angelika und Michael Wollersheim aus Leverkusen machen Urlaub am Bodensee. Sie haben durch Zufall vom Markdorfer Spirits-Festival erfahren. „Schöne Atmosphäre hier“, findet Michael Wollersheim – und den probierten „Tannenspitz“ beurteilt er mit „sehr gut“.

Julia Mürbe und Michael Bock aus Thüringen hat zwar ebenfalls der Zufall aufs Festival gebracht – „ich hab‘s in Internet gelesen“, erklärt Michael Bock. Der reine Zufall sei es aber nicht, der die beiden nach Markdorf geführt habe. „Ich habe 15 Jahre in Friedrichshafen gewohnt und in Markdorf gearbeitet. Das sei nun schon etwas länger her. Im Sommer kommt das Paar aus Thüringen aber regelmäßig zum Kurzurlaub nach Markdorf – „um alte Freunde zu treffen“.
Zero – oder lieber doch nicht?
Die Null-Alkohol-Frage stellt sich selbstverständlich auch auf der Veranstaltung. Für jene, die dem wachsenden Trend zu weniger oder gar keinem Alkohol folgen, gibt es am Stand vom Obsthof Eichenhofer aus Gangenweiler Cocktails ohne. Ferdinand Sailer vom Vertrieb des Hagnauer Winzervereins, der auf dem Festival ebenfalls mit einem Stand vertreten ist, beobachtet eine wachsende Nachfrage nach alkoholfreien Weinen. „Ich finde es aber schade, wenn man die Sache kategorisch angeht – und den Alkohol pauschal ablehnt.“ Es komme wie immer, auf Menge und Maß an.

Das meinen auch Alois Rottmar und Benedikt Bentele von den Kressbronner Edelbrennern. Wein und Brände seien Genusskultur. „Und die Produktion prägt die Landschaft unserer Region“, erklärt Bentele mit Hinweis auf den Hochstamm-Obstanbau.