
Ein wenig nackig sieht das ehemalige Gasthaus Rheingarten im Moment aus: Der Putz ist entfernt, Fachwerk und Gemäuer unterschiedlichen Alters lugen hervor. Neue, helle Holzbalken ersetzen die alten, die durch Feuchtigkeit, Pilze und Schädlinge die Last nicht mehr tragen konnten.

Doch nackt soll das alte Haus nicht bleiben: Als Nächstes stehen Putzarbeiten an der Fassade an, wie Sebastian Schmäh vom gleichnamigen Holzbaubetrieb in Meersburg erläutert, der sich um die denkmalgerechte Sanierung kümmert.

Die Fassade werde wieder einen Besenstrich-Putzaufbau bekommen. „Wir stimmen uns viel mit dem Denkmalschutz und einem Restaurator ab, damit alles aussieht wie im 19. Jahrhundert“, erläutert Schmäh.

Dazu gehöre auch ein farbenfroher Anstrich der Fensterrahmen und -läden. Der Projektleiter deutet auf das Obergeschoss, wo ein mintfarbener Rahmen optisch mit einem dunkelgrünen Fensterladen zu kollidieren scheint. „Damals ging es recht farbenfroh zu“, sagt Schmäh und lacht. Das Wort „bunt“ will er nicht in den Mund nehmen.
Bei Untersuchungen hat sein Team die historischen Schichten herausgearbeitet, nun geht es in die Feinabstimmung. Für Malermeister Gerhard Möhrle ist dies eine besondere Baustelle: „Mein Vater arbeitete bei Meichle und Mohr. Ich war als kleiner Bub öfter auf dem Areal und bestimmt auch in diesem Haus“, erzählt er.
Wenn der ursprüngliche Anstrich wieder auf den Oberflächen prangt, ist auch die tatsächlich bunte Gestaltung aus der Neuzeit Geschichte. Denn die letzten Bewohner hatten das Treppenhaus in Orange gehalten, eine Tür violett und eine andere quietschgelb gestrichen.

Die Fenster mit historischem Schlierenglas wurden in Meersburg saniert und in Konstanz wieder eingesetzt, der Sockel des Gebäudes gegen Feuchtigkeit geschützt, marode Balken im Dach ausgetauscht und selbiges mit einer Mischung aus historischen und alt wirkenden Ziegeln gedeckt.
Auch im Erdgeschoss und dem Obergeschoss geht es zügig voran. In einem der ehemaligen Gasträume haben die Handwerker die Decke teilweise geöffnet und alte Strukturen freigelegt. „Die Holzelemente der Kassettendecke werden so gut wie möglich erhalten, mit Neuem ergänzt und wieder eingebaut“, sagt Sebastian Schmäh.

Im Dachstuhl kam ebenfalls alte Handwerkskunst zum Einsatz. Genau das reizt seinen Auszubildenden Nils Wrobel. Der 20-jährige Konstanzer sagt: „Ich finde es toll, die alten Techniken zu lernen. In unserer Gegend gibt es viele historische Gebäude zu sanieren.“

Dann steigt er eine steile Stiege hinauf und deutet auf eine Ecke im Dachstuhl: „Hier kam lange Wasser durch die Folie. Dadurch war ein tragender Balken nur noch sehr dünn.“

Dass das alte Haus nun saniert wird, war laut Schmäh höchste Zeit: „Ein halbes oder dreiviertel Jahr später hätte es zu Teileinstürzen kommen können.“ Er ist zufrieden mit den Fortschritten. Ziel sei es, die Sanierung im Spätherbst 2025 weitgehend abgeschlossen zu haben. Dann wird aus dem ehemaligen Gasthaus erst einmal eine Fahrradgarage.