Ein wenig nackig sieht das ehemalige Gasthaus Rheingarten im Moment aus: Der Putz ist entfernt, Fachwerk und Gemäuer unterschiedlichen Alters lugen hervor. Neue, helle Holzbalken ersetzen die alten, die durch Feuchtigkeit, Pilze und Schädlinge die Last nicht mehr tragen konnten.

Die Sanierung des früheren Gasthauses Rheingarten am Seerhein, das Meichle und Mohr gehört, geht gut voran. Im Spätherbst 2025 sollen ...
Die Sanierung des früheren Gasthauses Rheingarten am Seerhein, das Meichle und Mohr gehört, geht gut voran. Im Spätherbst 2025 sollen die Arbeiten weitgehend abgeschlossen sein. Dann können die Fahrräder, die vor dem Haus stehen, in das künftige Fahrradparkhaus einziehen. | Bild: Kirsten Astor

Doch nackt soll das alte Haus nicht bleiben: Als Nächstes stehen Putzarbeiten an der Fassade an, wie Sebastian Schmäh vom gleichnamigen Holzbaubetrieb in Meersburg erläutert, der sich um die denkmalgerechte Sanierung kümmert.

Ein Zeugnis der Bauweise aus verschiedenen Epochen: Das Mauerwerk, die unterschiedlichen Fenstereinfassungen (oben Holz, unten ...
Ein Zeugnis der Bauweise aus verschiedenen Epochen: Das Mauerwerk, die unterschiedlichen Fenstereinfassungen (oben Holz, unten Kunststein) und die Balken geben Aufschluss darüber. | Bild: Kirsten Astor

Die Fassade werde wieder einen Besenstrich-Putzaufbau bekommen. „Wir stimmen uns viel mit dem Denkmalschutz und einem Restaurator ab, damit alles aussieht wie im 19. Jahrhundert“, erläutert Schmäh.

An dieser Ecke wurde ein Muster für den Putz angefertigt. Es hat aber noch nicht die richtige Farbe. Der historische Putz ist dunkler, ...
An dieser Ecke wurde ein Muster für den Putz angefertigt. Es hat aber noch nicht die richtige Farbe. Der historische Putz ist dunkler, eher beigefarben. | Bild: Kirsten Astor

Dazu gehöre auch ein farbenfroher Anstrich der Fensterrahmen und -läden. Der Projektleiter deutet auf das Obergeschoss, wo ein mintfarbener Rahmen optisch mit einem dunkelgrünen Fensterladen zu kollidieren scheint. „Damals ging es recht farbenfroh zu“, sagt Schmäh und lacht. Das Wort „bunt“ will er nicht in den Mund nehmen.

Bei Untersuchungen hat sein Team die historischen Schichten herausgearbeitet, nun geht es in die Feinabstimmung. Für Malermeister Gerhard Möhrle ist dies eine besondere Baustelle: „Mein Vater arbeitete bei Meichle und Mohr. Ich war als kleiner Bub öfter auf dem Areal und bestimmt auch in diesem Haus“, erzählt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Wenn der ursprüngliche Anstrich wieder auf den Oberflächen prangt, ist auch die tatsächlich bunte Gestaltung aus der Neuzeit Geschichte. Denn die letzten Bewohner hatten das Treppenhaus in Orange gehalten, eine Tür violett und eine andere quietschgelb gestrichen.

Bunte Treppe: Diese Farben sind nicht historisch, sondern ein Werk der letzten Hausbewohner. Das Mintgrün der Fensterrahmen taucht hier ...
Bunte Treppe: Diese Farben sind nicht historisch, sondern ein Werk der letzten Hausbewohner. Das Mintgrün der Fensterrahmen taucht hier aber auch wieder auf. | Bild: Kirsten Astor

Die Fenster mit historischem Schlierenglas wurden in Meersburg saniert und in Konstanz wieder eingesetzt, der Sockel des Gebäudes gegen Feuchtigkeit geschützt, marode Balken im Dach ausgetauscht und selbiges mit einer Mischung aus historischen und alt wirkenden Ziegeln gedeckt.

Auch im Erdgeschoss und dem Obergeschoss geht es zügig voran. In einem der ehemaligen Gasträume haben die Handwerker die Decke teilweise geöffnet und alte Strukturen freigelegt. „Die Holzelemente der Kassettendecke werden so gut wie möglich erhalten, mit Neuem ergänzt und wieder eingebaut“, sagt Sebastian Schmäh.

Dies ist einer der ehemaligen Gasträume. Die Kassettendecke hat ein starkes Gefälle, sie wurde teilweise freigelegt.
Dies ist einer der ehemaligen Gasträume. Die Kassettendecke hat ein starkes Gefälle, sie wurde teilweise freigelegt. | Bild: Kirsten Astor

Im Dachstuhl kam ebenfalls alte Handwerkskunst zum Einsatz. Genau das reizt seinen Auszubildenden Nils Wrobel. Der 20-jährige Konstanzer sagt: „Ich finde es toll, die alten Techniken zu lernen. In unserer Gegend gibt es viele historische Gebäude zu sanieren.“

Azubi Nils Wrobel aus Konstanz zeigt ein altes Brett mit aufgesetztem Profilstab. Dies ist Teil der Kassettendecke, die saniert wird.
Azubi Nils Wrobel aus Konstanz zeigt ein altes Brett mit aufgesetztem Profilstab. Dies ist Teil der Kassettendecke, die saniert wird. | Bild: Kirsten Astor

Dann steigt er eine steile Stiege hinauf und deutet auf eine Ecke im Dachstuhl: „Hier kam lange Wasser durch die Folie. Dadurch war ein tragender Balken nur noch sehr dünn.“

Diese Ecke war einst sehr feucht. Laut Projektleiter Sebastian Schmäh hätte es bis zum Teileinsturz des Gebäudes vielleicht nicht mehr ...
Diese Ecke war einst sehr feucht. Laut Projektleiter Sebastian Schmäh hätte es bis zum Teileinsturz des Gebäudes vielleicht nicht mehr lange gedauert. | Bild: Kirsten Astor

Dass das alte Haus nun saniert wird, war laut Schmäh höchste Zeit: „Ein halbes oder dreiviertel Jahr später hätte es zu Teileinstürzen kommen können.“ Er ist zufrieden mit den Fortschritten. Ziel sei es, die Sanierung im Spätherbst 2025 weitgehend abgeschlossen zu haben. Dann wird aus dem ehemaligen Gasthaus erst einmal eine Fahrradgarage.

Sie steht wieder! Diese gusseiserne Stütze, die wohl bei Modernisierungsarbeiten um 1890 eingebaut wurde, erhielt ein neues Fundament, ...
Sie steht wieder! Diese gusseiserne Stütze, die wohl bei Modernisierungsarbeiten um 1890 eingebaut wurde, erhielt ein neues Fundament, wie Projektleiter Sebastian Schmäh zeigt. | Bild: Kirsten Astor