Der Gardasee wird als Urlaubsziel immer beliebter und vermerkt seit Jahren steigende Besucherzahlen. Vor allem die ansässigen Gastronomiebetriebe sind auf die Touristen angewiesen, doch der Konkurrenzdruck in der Branche ist hoch. Um Gäste ins eigene Lokal zu locken, versucht manch übereifriger Kellner oder Restaurantbesitzer, Passanten direkt vor dem eigenen Lokal durch aktive und bisweilen aufdringliche Ansprache abzufangen. Dieser offensiven Werbemaßnahme will ein Ort am Ostufer des Gardasees jetzt allerdings mit einem offiziellen Verbot ein Ende setzen. Gastronomiemitarbeiter müssen bei einem Verstoß sogar mit einer Geldstrafe von bis zu 500 Euro rechnen. Was hat es mit dieser neuen Verordnung auf sich?
Lockversuche verboten: Warum müssen aufdringliche Kellner am Gardasee mit einer Geldstrafe rechnen?
In der Gemeinde Torri del Benaco wurde kürzlich eine neue Gemeindeverordnung erlassen, die es Mitarbeitern von Restaurants, Bars und Cafés untersagt, Passanten auf aktive, nachdrückliche Weise in das eigene Lokal zu locken. Zudem ist vor Gastronomiebetrieben künftig auch das Verteilen von Flyern verboten. Bei einem Verstoß gegen die neuen Regelungen wird ein Bußgeld zwischen 25 und 500 Euro fällig. Darüber berichtet die italienische Tageszeitung Corriere del Veneto.
Der Bürgermeister von Torri del Benaco, Stefano Nicotra, begründet die Einführung der Gemeindeverordnung mit wiederholten Beschwerden über aufdringliches Verhalten, die die Ortsverwaltung in letzter Zeit erreicht hätten. Im Corriere del Veneto berichtet er etwa von Kellnern, die Touristen am Arm gepackt und an einen der eigenen Tische gesetzt hätten. Dieses Verhalten sei seiner Ansicht nach nicht nur lästig für die Besucher, sondern auch kontraproduktiv für das Geschäft. Mit solchen rabiaten Methoden soll dank des neuen Verbots jetzt aber Schluss sein. „Wir wollen, dass die Gäste frei entscheiden können, ob und wo sie einkehren wollen“, erklärt Nicotra in der Zeitung.
Wenn es an gesundem Menschenverstand mangele, müsse man Maßnahmen ergreifen, um solch ein Verhalten gesetzlich zu untersagen, ergänzt Vizebürgermeister Marco Salaorni im Gespräch mit dem Corriere del Veneto. Insbesondere Touristen sollen sich dank der Verordnung künftig nicht mehr durch offensives Werben bedrängt fühlen. Durch das zusätzliche Flyer-Verbot wolle die Gemeinde die erheblichen Reinigungskosten einsparen, die regelmäßig für die Entsorgung der Werbeprospekte anfallen, wie Bürgermeister Nicotra erläutert.
Wie reagieren Gastronomen in Torri del Benaco auf das neue Verbot?
Eine in Torri del Benaco ansässige Gastronomin bekräftigt im Corriere del Veneto, dass sowohl das Verteilen von Flyern als auch aufdringliche Lockversuche vor Lokalen ein Problem für den Ort darstellen würden und begrüßt daher die neue Gemeindeverordnung. Auch die Oppositionsfraktion im Gemeinderat spricht sich für das Verbot aus. Die Hoteliers-Vereinigung Federalberghi Garda Veneto hält sich hingegen mit einer Bewertung zurück.
Nach Angaben des Reiseportals gardasee.de ist das Hafenstädtchen Torri del Benaco bekannt für seine historische Altstadt mit einer Scaliger-Burg aus dem 14. Jahrhundert. Zudem verfügt der Ort über eine ausgebaute Uferpromenade und mehrere Bademöglichkeiten. Dennoch gilt Torri del Benaco als beschaulich und nicht überlaufen. Wie Bürgermeister Nicotra dem Corriere del Veneto erklärt, soll das jetzt erlassene Werbeverbot vor Lokalen präventiv dazu beitragen, die entspannte Atmosphäre des Ortes zu bewahren.
Übrigens: Nicht nur das Gastropersonal muss sich an gewisse Vorschriften halten. Auch Touristen sollten verschiedene Verbote rund um den Gardasee beachten. Bereits bei der Anfahrt zum Gardasee müssen Autofahrer aufpassen, denn einige Regionen wollen künftig Diesel-Fahrverbote verhängen. Bei der Schlafplatzsuche mit Zelt oder Wohnmobil gilt: Nur ausgewiesene Campingplätze sind eine legale Option, Wildcampen ist am Gardasee hingegen nicht erlaubt. Und auch beim Baden ist Achtung geboten: Denn an bestimmten Stellen ist das Ufer des Gardasees für Badegäste gesperrt.