Fritz Keller wird als der DFB-Präsident in Erinnerung bleiben, der sich selbst durch ein verbales Foul zum Sturz brachte. Dass er einen seiner Kollegen mit einem der übelsten Nazi-Schergen verglich, war unanständig, respektlos und vor allem dumm. Denn Keller lieferte seinen Feinden im DFB-Tross so selbst das notwendige Material, das sie seit Monaten vergeblich gesucht hatten. Angeblich warteten seine Gegner seit Monaten nur auf Angriffsmöglichkeiten, streuten Gerüchte und verbreiteten Internas. Vielleicht, weil Keller schon zuvor manchmal den richtigen Ton verfehlt hatte. Vielleicht, weil die Untersuchungen von Sommermärchen-Skandal und Steuerverfahren vom Präsidenten zu umfangreich vorangetrieben wurden. Sicher ist, dass Fairplay, Respekt und Miteinander, eben die Slogans, die der DFB seinen Mitgliedern vorgibt, in der Chefetage schon länger ignoriert wurden. Die Führungsspitze des größten Sportverbands der Welt lieferte sich zuletzt unselige Grabenkämpfe, auch das gestrige Abstimmungsergebnis belegt die Grüppchenbildung.

Wo ein Gegeneinander dominiert, kann aber wenig Ertragreiches entstehen. Dass es so nicht weitergehen kann, ist seit Wochen unstrittig. Der DFB steht vor einem Scherbenhaufen. Und wer soll den jetzt zusammenfegen? Jeder interne Kandidat muss einem Lager zugerechnet werden, weshalb so kaum Besserung möglich scheint. Konsequent wäre es, wenn ein externer Kandidat zunächst einmal für Transparenz sorgen würde. Der müsste von Fußball keine Ahnung haben, stattdessen wären Fachkenntnisse in den Bereichen Finanzen und Teamführung hilfreich.

Und Fritz Keller? Freiburgs ehemaliger Präsident muss und wird zurücktreten, ohne die Unterstützung der DFB-Landesfürsten kann ein solches Amt nicht ausgeübt werden. Manche Ställe können eben nur von Halbgöttern ausgemistet werden. Aber wo findet man schon einen Herakles in diesen Zeiten?