Herr Benz, in VfB-Kreisen wird kolportiert, einzelne Abteilungsleiter hätten Sie schriftlich zum sofortigen Rücktritt als Vereinspräsident aufgefordert. Stimmt das?

Da möchte ich vorausschicken, dass Interna intern behandelt werden sollten. Da das nicht gegeben scheint, braucht es eine ehrliche Antwort und Kommentierung: Ja, das muss ich bestätigen. Auf Initiative von zwei Abteilungsleitern kam es zu dieser Forderung, ohne Nennung von Gründen. Bedauerlicherweise kam es zu keiner offenen Aussprache. Zudem gab es eine Rücktrittsforderung gegenüber einem weiteren Präsidiumsmitglied. Einer hauptamtlich angestellten Kraft wurde nahegelegt, sie möge doch kündigen. Eine Entwicklung, die befremdlich ist. Das entspricht in keinster Weise unserem Grundsatz von Fairness.

Das könnte Sie auch interessieren

Rücktrittsforderungen, ohne Gründe zu benennen?

Ja. Letztendlich können wir nur spekulieren. Wir gehen davon aus, dass gewisse Personenkreise ein vom Präsidium und der Geschäftsstelle vorgelebtes und gefordertes intensiveres Zusammenspiel mit den Abteilungen nicht als Wahrnehmung der Pflichten, als Angebot zur Zusammenarbeit und letztendlich Bündelung der Kräfte, sondern eher als Einmischung und Entmündigung ausgelegt haben.

Das klingt nach tiefen Gräben und einer Vertrauenskrise.

Das Präsidium hat Veränderungen zur Voraussetzung der Arbeit gemacht. Wir wollten gestalten und nicht verwalten. Dies nicht, weil Veränderungen schick sind oder Spaß machen, sondern schlicht und ergreifend zur Verbesserung unserer wirtschaftlichen Situation. Und weil eine stärkere Gleichberechtigung der Abteilungen dringend erforderlich ist. Da sich zudem abzeichnete, dass sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen schwieriger gestalten, war rasches Handeln erforderlich. Das ging dem Einen oder Anderen im Verein zu schnell. Dem waren wir uns bewusst. Auch, dass Veränderungen nicht immer als Chance verstanden werden, sondern damit auch Unsicherheiten einhergehen.

Steht in dieser Zusammensetzung nur noch bis spätestens zur Hauptversammlung am 14. Juli 2025 zur Verfügung: Das Präsidium des VfB ...
Steht in dieser Zusammensetzung nur noch bis spätestens zur Hauptversammlung am 14. Juli 2025 zur Verfügung: Das Präsidium des VfB Friedrichshafen mit Beisitzenden tritt geschlossen zurück. | Bild: Vfb Friedrichshafen

Wenn aber auf notwendige Anpassungen mit Diskreditierungen und gar Einschüchterungsversuchen gegenüber handelnden Personen im Ehren- und Hauptamt reagiert wird, dann sind elementare Vereinswerte mit Füßen getreten und mehrere rote Linien überschritten. Alle Anstrengungen sollten nun aber darauf gerichtet sein, wie unsere Krise gelöst und der Verein zukunftssicher ausgerichtet werden kann.

Das könnte Sie auch interessieren

Ist der Groß- und Mehrspartenverein VfB überhaupt führbar? Ihr Vorgänger Wunibald Wösle schmiss 2020 hin. Danach fand der Verein zwei Jahre lang keinen Nachfolger. Nun der für den 14. Juli angekündigte kollektive Rücktritt des Präsidiums.

Der VfB verfügt über 24 Abteilungen, eine Kindersportschule und ist mit 90 Prozent an der VfB Friedrichshafen Volleyball GmbH beteiligt. Hinzu kommen fünf eigene Liegenschaften, teils stark in die Jahre gekommene und fehlende Spielstätten sowie Personalverantwortung für 14 hauptamtlich Angestellte. Ein gewisses Konkurrenzdenken der Abteilungen kommt noch obendrauf. Diese Situation ist anspruchsvoll, aber auch reizvoll, für unsere Mitglieder, Angestellten und Verantwortlichen. Wenn der VfB sich auf seine Stärken und Potenziale konzentriert, Einzelinteressen auch einmal zurückgestellt und Veränderungen mutig angegangen werden, dann hat der Verein eine große Zukunft.

Sie selbst hatten frühzeitig angekündigt, aus beruflichen Gründen für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung zu stehen.

Ich übernehme zum 1. Juli Geschäftsführungsfunktionen bei meinem neuen Arbeitgeber. Eine Reduzierung meiner Zeit für den VfB würde dem Verein nicht gerecht werden und entspricht auch nicht meinen Ansprüchen.

Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Wenn ich die vergangenen Monate mit den genannten Vorkommnissen einmal ausblende, bin ich dankbar und auch stolz darauf, was wir im Präsidium und im Zusammenspiel aller erreicht haben. Wir haben nach 39 Jahren ein Familienfest für alle VfB-ler mit 3000 Gästen gefeiert, erstmals vereinsintern unsere erfolgreichen Sportler bei der 115-Jahr-Feier geehrt. Gelungen ist uns ein neuer Markenauftritt, um nach innen vereint und nach außen gestärkt aufzutreten. Das VfB-Stadion wurde auf LED-Flutlichter umgerüstet, wir haben Mähroboter angeschafft und nach über zehn Jahren auch die Kunststofflaufbahn gereinigt. Und wir haben eine neue, die 24. Abteilung gegründet, Freizeit und Gesundheit.

Der VfB ist auf über 4000 Mitglieder gewachsen, doch innerlich offenbar so zerrissen wie noch nie.
Der VfB ist auf über 4000 Mitglieder gewachsen, doch innerlich offenbar so zerrissen wie noch nie. | Bild: Ambrosius, Andreas

Ein voller Erfolg war die Premiere des Football-Events zwischen unseren Freunden, der ifm Razorbacks Ravensburg, und einem US-College im VfB-Stadion mit fast 3000 Besuchenden. Ich verbuche es aber auch als Erfolg, dass unser Präsidium um viele Mitstreiter erweitert und mit einem Durchschnittsalter von 39 Jahren stark verjüngt wurde. Mit Ratiopharm Ulm im Basketball, der DHBW Ravensburg Campus Friedrichshafen im Hochschulsport und mit dem Polizeipräsidium Ravensburg als Partner von „Zeige Zivilcourage“ haben wir unsere Kooperationen ausgebaut. Der VfB ist stärker öffentlich präsent, auch durch Einführung von Social Media-Kanälen. Nicht zuletzt sind unsere Mitgliederzahlen seit 2022 um fast zwölf Prozent auf 4116 gestiegen.

Nicht nur beim Thema Multifunktionsarena hängt der VfB aber fest. Hätten Sie sich hier mehr Unterstützung vom Stadtsportverband und von der Stadt erhofft?

Mit unseren Partnern und der Stadt Friedrichshafen führen wir Gespräche, wie der Standort Teuringer Straße entwickelt werden kann. Wir haben uns stark gemacht für eine Multifunktionsarena und dazu ein öffentliches Stimmungsbild eingeholt. Die Herausforderungen beim Auflösen des Investitionsstaus, insbesondere für die VfB-Sporthalle und das VfB-Stadion, bleiben aber riesig und dringlich.

Das Vereinsgelände des VfB Friedrichshafen an der Teuringer Straße: Vor allem die VfB-Halle (rechts unten) ist seit Jahren marode.
Das Vereinsgelände des VfB Friedrichshafen an der Teuringer Straße: Vor allem die VfB-Halle (rechts unten) ist seit Jahren marode. | Bild: Ambrosius, Andreas

Schnelle Lösungen wird es angesichts der Finanzlage der Stadt aber wohl nicht geben.

Aktuell verkennen wir nicht die Realitäten mit der angespannten Haushaltslage und wissen die Unterstützungen über die Zeppelin-Stiftung und den städtischen Haushalt zu schätzen. Gleichwohl muss festgehalten werden, dass diese teuren Unterstützungsleistungen für die Volleyball-Profis in der Spacetech-Arena und den mtu-Cup in der Messehalle mit einer Halle wie der ZF-Arena nicht erforderlich wären. Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass hierdurch zwar der Spitzen-Volleyball und dem größtenteils internationalem Jugend-Fußball geholfen wird, nicht aber der Infrastruktur für den Breitensport in Friedrichshafen.

Das könnte Sie auch interessieren

Was wünschen Sie sich für die Präsidiumswahlen und für den VfB?

Ich würde mich sehr freuen, wenn das neue Präsidium aus möglichst vielen Abteilungen, darunter große und kleinere, besetzt wird und sich eine Mischung aus erfahrenen und jüngeren Kräften finden würde. Meinem Herzensverein VfB bleibe ich auch nach 18 Jahren Mitgliedschaft natürlich treu und wünsche dem VfB neben jeder Menge sportlichem Erfolg viel Freude und echte Zusammengehörigkeit.