Groß scheint das Interesse der sogenannten Gestalterbank, wie sich die aus mehreren Volksbanken formierte Großbank mit Hauptsitzen in Villingen-Schwenningen und Offenburg nennt, an einer Fusion mit der Volksbank Konstanz zu sein. Das Problem: Diese hat schon einen Zusammenschluss mit der Volksbank Bodensee-Oberschwaben eingeleitet. Der Vollzug steht kurz bevor, wie SÜDKURIER-Recherchen ergeben. Und das sorgt für Ärger: Daniel Hirt vom Vorstand der Gestalterbank beklagt, dass es trotz mehrmaliger Anfragen keine intensiven Gespräche mit der Volksbank Konstanz zu einer möglichen Fusion gegeben habe. Dem widerspricht die Volksbank Konstanz in einer Pressemitteilung energisch.
Erhebliche Wertberichtigungen wegen geplatzten, umfangreichen Immobiliengeschäften haben die Volksbank Konstanz in den vergangenen Jahren finanziell stark belastet. „Das wäre aber kein Hindernisgrund für eine Zusammenführung mit der Volksbank Gestalterbank. Es gab leider mit der Volksbank Konstanz keine vertieften Gespräche über eine mögliche Fusion“, erklärt Daniel Hirt. Als ehemaliger Direktor der Volksbank Hegau ist er Mitglied im Vorstands der Gestalterbank, die sich aus früheren Volksbanken vom Hegau bis zum Ortenaukreis nach mehreren Fusionen zusammensetzt. Hirt ist im Hegau fest verwurzelt, lebt in Singen und war maßgebend im Vorstand der früheren Volksbank Engen tätig, danach in den Verbünden mit Singen und dem Schwarzwald-Baar-Kreis, die in die Gestalterbank mündeten.
Geschäftsgebiet abrunden
Zur Volksbank Konstanz gehören die Zweigstellen Steißlingen, Hilzingen und Volkertshausen im Hegau. Diese würde gerne die Gestalterbank durch eine Fusion mit Konstanz übernehmen – auch zur Abrundung des Geschäftsgebietes und Stärkung des regionalen Bereichs. „Zwar fand ein kurzer Austausch statt, jedoch wurde der Gestalterbank seitens der Volksbank Konstanz – weder durch den Vorstand noch durch den Aufsichtsrat – die Gelegenheit gegeben, ein konkretes Fusionsangebot zu unterbreiten oder dieses in einem strukturierten Gespräch zu erläutern“, teilt Hirt mit.
Seit Herbst des Jahres 2024 habe die Gestalterbank mehrfach versucht, den Dialog aufzunehmen – schriftlich, telefonisch sowie in Form persönlicher Schreiben. „Diese Kontaktversuche erfolgten unter anderem durch den Vorstandsvorsitzenden und den Aufsichtsratsvorsitzenden der Gestalterbank. Leider blieb eine Reaktion auf diese Gesprächsangebote bislang aus“, beklagt Hirt.

Volksbank Konstanz widerspricht
Dem widerspricht für die Volksbank Konstanz Asmus Schütt von der Awado-Kommunikationsberatung, die von dem Kreditinstitut beauftragt wurde: „Sehr wohl haben wir in einem halbtägigen Termin am 10. April auch mit der Gestalterbank die Option einer Fusion erörtert sowie die Chancen und Risiken abgewogen. Dabei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass eine Fusion mit der Volksbank Bodensee-Oberschwaben die größten Vorteile für unsere Mitglieder, Mitarbeiter und Kunden bietet. Vor allem sind wir überzeugt, dass unsere Bodensee-Region eine Volksbank benötigt, die mit ihrer regionalen Fokussierung den Bedürfnissen von Wirtschaft und Menschen am See gerecht wird.“
Die Volksbank Gestalterbank habe in den vergangenen Jahren große wirtschaftliche Erfolge mit starken Aufwärtstrend erzielt, so Vorstandsmitglied Hirt. Bis auf die vergangenen zwei Jahre, als die Wirtschaft allgemein stagniert habe. Die Bank weise ein Wirtschaftsvolumen von etwa 14 Milliarden Euro auf. Die Volksbank Konstanz bringt laut eigenen Angaben rund zwei Drittel der künftig auf rund fünf Milliarden Euro geschätzten Bilanzsumme bei einer Fusion in die Volksbank Bodensee-Oberschwaben ein.
Auch die Mitarbeiter im Blick
Überzeugungsarbeit will Hirt künftig weiter leisten. Eine Fusion der Volksbank Konstanz mit der Gestalterbank würde für die Mitglieder beider Banken die zielführendste Variante darstellen, erklärt er. „Aus unserer Sicht ist eine Fusion dann sinnvoll, wenn sie einen erkennbaren Mehrwert für Mitglieder, Kunden und Mitarbeitende beider Häuser schafft. Dazu zählen eine verbesserte wirtschaftliche Tragfähigkeit, um langfristig stabile Erträge und Investitionen zu ermöglichen. Eine Bündelung von Kompetenzen und Ressourcen könnten Innovationen vorantreiben. Angestrebt werde auch eine stärkere regionale Präsenz, die Digitalisierung des Kundenerlebnisses durch den Ausbau moderner Beratungs- und Servicelösungen. Es soll auch bessere Möglichkeiten für die Anwerbung und die Weiterbildung von Beschäftigten geben“, sagt Hirt.
Auch der Engener Jürgen Waldschütz wirbt als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender mit Nachdruck für eine Fusion der Gestalterbank mit der Volksbank Konstanz „Bei dieser Fusion würde im Landkreis Konstanz mit Singen, Engen, Steißlingen, Radolfzell und Konstanz eine starke regionale Volksbank entstehen. Unsere Volksbank hat die Regionalisierung des Marktgeschehens massiv vorangetrieben. Die einzelnen Regionen können am Markt sehr viel selbst entscheiden und erledigen. Nur wenige Dinge müssen zentral erledigt und entschieden werden“, erklärt Waldschütz.
Hegauer hoffen auf Vertreterversammlung
„Ich hoffe sehr, dass die Vertreter die Vorlagen von Vorstand und Aufsichtsrat kritisch prüfen und wenn sie nicht ausreichend sind, diese zurückweisen. Es bedarf einer Mehrheit von 75 Prozent in der Vertreterversammlung. Wenn diese die Fusion mit der Volksbank Bodensee Oberschwaben ablehnen, könnte neu verhandelt werden“, so Waldschütz.