Parallel zu den großen Dax-Konzernen rüsten sich immer mehr Mittelständler in der Region für eine Impf-Offensive. Nach Recherchen des SÜDKURIER bereiten eine ganze Reihe hiesiger Unternehmen Impfstraßen und Testzentren vor. Teils haben die Impfungen der Belegschaft gegen das Corona-Virus schon begonnen, allerdings nur an Auslandsstandorten.

Das Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Aesculap steht in den Startlöchern, die Belegschaft durchzuimpfen
Das Tuttlinger Medizintechnik-Unternehmen Aesculap steht in den Startlöchern, die Belegschaft durchzuimpfen | Bild: Paul Haug

Sobald Bund und Länder die Voraussetzungen geschaffen hätten, würde der Belegschaft „ein umfangreiches Impfangebot gemacht“, sagte ein Sprecher des Medizintechnik-Herstellers Aesculap aus Tuttlingen unserer Zeitung. Gleiches gelte für die Konzern-Mutter, die hessische B.Braun Melsungen AG. Auch hier könnten die Beschäftigten mit Impf-Angeboten rechnen, sobald die Betriebsärzte von den Behörden „legitimiert worden“ seien.

Der Zulieferriese ZF hat in Serbien bereits mit Mitarbeiter-Impfungen begonnen. Die USA und Deutschland sollen zügig folgen.
Der Zulieferriese ZF hat in Serbien bereits mit Mitarbeiter-Impfungen begonnen. Die USA und Deutschland sollen zügig folgen. | Bild: Felix Kästle, dpa

In die Impf-Kampagne einsteigen, wollen nach SÜDKURIER-Informationen auch weitere Unternehmen im Großraum Tuttlingen, der auch die Ausläufer des Schwarzwaldes sowie der Schwäbischen Alb umfasst. Weder der Arbeitgeberverband Südwestmetall noch die IHK in der Region nannten jedoch Details.

Firmen öffnen Angebot für Beschäftigte anderer Unternehmen

Allerdings scheinen die Vorbereitungen der Massenimpfungen in den Betrieben konzertiert abzulaufen. Firmen mit eigenen Impf-Initiativen würden „das Angebot auch Mitarbeitern anderer Unternehmen machen, die keine eigenen Ärzte haben“, sagte eine Südwestmetall-Sprecherin unserer Zeitung.

Für viele Firmen stellen die Corona-Impfungen dem Vernehmen nach keine größere Herausforderung da. Fachleute, wie etwa Betriebsärzte, sind in den Werken permanent verfügbar, Räume ebenfalls. Von Aesculap heißt es, man habe in dem Bereich Erfahrung und biete seit Jahren kostenfreie Impfungen gegen Grippe an.

ZF mit Impf-Task-Force

Deutschlands drittgrößter Automobilzulieferer ZF ist sogar schon einen Schritt weiter. Impfteams an mehr als 100 Standorten weltweit träfen aktuell Vorbereitungen, sagte ein ZF-Sprecher dem SÜDKURIER. Sie würden koordiniert durch eine zentrale Task-Force. Die Vorbereitungen liefen „auf Hochtouren“. An Auslandsstandorten habe man „mittlerweile schon mit dem Impfen begonnen“. Konkret seien bis Ende dieser Woche im serbischen Pancevo, wo unter anderem Elektro-Antriebe hergestellt werden, bereits rund 100 ZF-Mitarbeiter geimpft worden.

Großmotor der RRPS-Marke MTU. Das Friedrichshafener unternehmen plant Impfungen.
Großmotor der RRPS-Marke MTU. Das Friedrichshafener unternehmen plant Impfungen. | Bild: Roel A. Ovinge

In Serbien ist das schnelle Vorgehen möglich, weil sich die Priorisierung der Impf-Berechtigten von jener in Deutschland unterscheidet. „Wirtschaftsrelevante Unternehmen“ genießen in dem Balkan-Staat Vorzüge, die sich auf die Impfreihenfolge in der Bevölkerung auswirkt. ZF-Beschäftigte profitieren in Serbien sozusagen von einem Impf-Turbo.

Impf-Start in den USA Ende April

Auch in den USA liefen die Vorbereitungen, hieß es von ZF. Am US-Standort in Marysville (Staat Michigan) habe jeder Mitarbeiter „von Ende April an“ die Möglichkeit zur Impfung, sagte der ZF-Sprecher. Man unterstütze die öffentlichen Impfkampagnen überall dort, wo es möglich sei. Priorität solle aber die Nutzung des lokalen Impfangebots am Wohnort haben, so der ZF-Sprecher. Auch in Deutschland stehe man in den Startlöchern, mit dem Impfen für rund 50.000 Beschäftigte zu beginnen.

Impfstoff-Mangel bleibt Hauptproblem

Ausgebremst werden die Unternehmen derzeit vor allem durch die Verfügbarkeit an Impfstoffen. Dazu kommt, dass die Impfverordnungen von Bund und Ländern die Behandlung der Impflinge durch Betriebsärzte formal anerkennen müssen. Anette Wahl-Wachendorf, Vize-Präsidentin des Verbands Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW), zeigte sich diesbezüglich zuversichtlich. Die nötigen Regelungen seien „in Impfverordnungen bereits vorgesehen“, sagte sie unserer Zeitung. Allerdings sei die Einbindung des Robert-Koch-Instituts (RKI) in den Prozess noch nicht vollständig geklärt.

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Vom Friedrichshafener Großmotorenbauer Rolls-Royce-Power-Systems (RRPS), der auch Betriebs-Impfungen gegen Corona vorbereitet, hieß es, derzeit sei „schwer abschätzbar“, wann diese aufgenommen werden könnten. Auch hier baue man aber auf eine „Beschleunigung der Impfkampagne“.

Bekommen Junge in den Firmen beim Impfen eine Sonderbehandlung?

Was die Impfreihenfolge angeht halten sich alle vom SÜDKURIER befragten Unternehmen ans übliche Vorgehen. Wer bei der Impfung zum Zuge komme, werde von der „Prioritätenliste der Ständigen Impfkommission (Stiko) festgelegt, heißt es von Aesculap. Dass Menschen, die beim Hausarzt oder in den Impfzentren noch keinen Anspruch auf Vakzin-Dosen haben, in den Unternehmen schneller dran kommen, ist also ausgeschlossen. Ältere und kranke Mitarbeiter haben also Vorrang.