Der Name „Weltlädeli“ ist Programm. In den Regalen stehen fair gehandelte Produkte aus aller Welt. Der Verkaufshit ist Kaffee. Kleinbauern in Peru, Ghana und Tansania haben ihn geerntet.
Der Hochlandtee kommt aus Nepal, der Kakao aus der Dominikanischen Republik. Das Olivenöl wurde in Palästina gepresst, die Gewürze in Sri Lanka verpackt. Den Silberschmuck haben Indigene in Mexiko gemacht, die Seife Menschen in Indonesien.
Kunden können Einfluss nehmen
Diesen Dritte-Welt-Laden gibt es seit fast 40 Jahren. Treibende Kraft war damals und ist auch heute noch Willi Moosmann (74).
Der pensionierte Grund- und Hauptschullehrer ist Vorkämpfer für den Fairen Handel, der seinen Produzenten über höhere Preise einen Mehrwert bringt: Anteil am Gewinn, bessere Arbeitsbedingungen und einen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Dafür kann jeder bei uns etwas tun – nicht nur als Spender für ein Hilfswerk, sondern auch ganz einfach als Kunde beim Einkaufen.
Antrieb für gesellschaftlichen Fortschritt
In Südbaden ist der Kreis Waldshut eine Hochburg der Fair-Trade-Kommunen. Aktuell sind es sieben: Bad Säckingen, Wehr, Murg, Herrischried, Albbruck, Dogern und Grafenhausen. Das wurde mit der Auszeichnung Fair-Trade-Landkreis belohnt. Diese Erfolgsstory hat vor allem Willi Moosmann geschrieben.
Er will nicht nur, dass die Kaffee-Bauern einen gerechten Preis für ihre Arbeit erhalten. Der Faire Handel sei auch ein Treibriemen für gesellschaftlichen Fortschritt: „Für politische Bewusstseinsbildung, für Menschenrechte, globale Gerechtigkeit, für Freiheit und Frieden weltweit“. Was nach Theorie klingt – Moosmann setzt es in die Praxis um und gewinnt viele Verbündete.
Netzwerker gegen die Armut
Als einer jener Lehrer, die in den 70er-Jahren in die Klassenzimmer kamen und Dinge nicht hinnehmen, sondern verändern wollten, hat er angefangen. Die Armut in der Dritten Welt wurde zum Unterrichtsthema, Schüler zu Akteuren, indem sie sich in Hilfsprojekte einbrachten. Moosmann ging weiter. Er wurde Netzwerker.
Er gewann Kindergärten, Gastronomen, den Lebensmittelhandel oder gleich ganze Kommunen für seine Mission. „Er holt die Welt an den Hochrhein“, würdigte einmal ein Mitstreiter Moosmanns Bemühen, dem Fairen Handel ein Gesicht zu geben. Oft sind Projektpartner aus fernen Ländern zu Gast. Wenn Moosmann von diesen Begegnungen erzählt, dann mit Leidenschaft und Empathie: „Das sind prägende Momente.“
Bewunderung für Befreiungstheologen
Der Mann aus Buchholz bei Waldkirch war Junglehrer, als er nach Murg kam. „Ich hab damals schon kämpfen müssen.“ Kämpfen wollen, könnte man auch sagen.
Wie viele seiner Zeitgenossen hatte er als Schüler den brasilianischen Befreiungstheologen Dom Hélder Câmara bewundert: „Eure Almosen könnt ihr behalten, wenn ihr gerechte Preise bezahlt“, zitiert er den Vordenker des Fairen Handels und betont: „Das ist bis heute Botschaft.“
Der Markt in Deutschland wächst
Der Markt für fair gehandelte Produkte in Deutschland wachse zwar seit Jahren, sagt er. Aber das ist dem Aktivisten, der im Gespräch am Stehtisch erstaunliche Durchhaltekraft versprüht, zu wenig.
Er wünscht sich eine Trendwende und will sie mitgestalten. Ein Prediger – mit seinem Team: „Der Erfolg wäre ohne die tollen Mitarbeiter nicht möglich gewesen.“
Murg war 2014 nach Freiburg die erste südbadische Gemeinde, die sich „Fair-Trade-Kommune“ nennen durfte. Den Anstoß gab Willi Moosmann. Seitdem holt er Kommune um Kommune ins Boot. Die Auszeichnung sieht er als einen bleibenden Auftrag. Sie beginne „im Kopf und im Herzen“.