„Es war eine ganz normale Schwangerschaft. Im August kam Ludwig zur Welt. Die ersten Tage liefen prima“, erzählt Katharina Kaiser. Bei einer Vorsorgeuntersuchung zwei Tage nach der Geburt habe der Kinderarzt im Bauchraum des Säuglings dann „etwas“ getastet. Eine Ultraschalluntersuchung zeigte, dass es sich um einen Tumor handelte.
Sofort erfolgte die Verlegung des Säuglings an die nächstgelegene Uniklinik in Erlangen. Dort stellten die Ärzte bei Ludwig einen Tumor an der Nebenniere fest. In der Leber gab es Metastasierungen. Die Heilungschancen eines solchen Neuroblastoms seien aber gut, teilte man Familie Kaiser mit. Es könne sich sogar selbst zurückbilden.
Doch bereits einen Tag später musste der Neugeborene eine Blutplasmatransfusion erhalten, weil sich die Blutwerte extrem verschlechtert hatten. Am neunten Lebenstag wurde notfallmäßig mit einer Chemotherapie begonnen. Die steckte er fünf Tage lang gut weg. Dann drückten Wassereinlagerungen und die vergrößerte Leber auf die Lunge. Kurz darauf musste Ludwig ins künstliche Koma versetzt werden. „Wir waren dauernd bei ihm. Haben ihm vorgelesen, damit er unsere Stimmen hört“, erinnert sich Katharina Kaiser.
Doch Ludwig zeigte, dass er ein Kämpfer ist. Nach zwei Wochen konnte das künstliche Koma beendet werden. Der Tumor war durch die Chemo kleiner geworden. Familie und Ärzte schöpften Hoffnung.
Mitte Oktober kam dann der Nächste Schlag. Ludwig erlitt einen Darmdurchbruch und musste notoperiert werden. Bei der Operation kamen die Chirurgen kaum an die Problemstelle heran. Zu stark waren die Verknotungen und zu stark waren die Blutungen. Es wurde versucht durch gezieltes Nähen über die Bauchdecke eine Art provisorischen Darmausgang zu erzeugen.

„Obwohl es Ludwig kurzfristig besser ging, machten wir uns große Sorgen und ließen ihn taufen. Als hätten wir es geahnt, denn sein Gesundheitszustand verschlechterte sich von Tag zu Tag. Gemeinsam mit ihm kämpften wir vergebens. Anfang Dezember verstarb Ludwig an Leberversagen. Zurück blieb ein unendlicher Schmerz, der uns heute noch begleitet“, sagen Katharina und Steffen Kaiser.
„Wir versuchten die letzten Tage mit ihm zu genießen – aber wir konnten nicht, denn der Schmerz und die Angst ihn nicht mehr zu spüren, ihn nicht mehr zu riechen sowie die Sorge, die Bilder und Eindrücke von ihm zu vergessen, überschatteten alles“, berichten die Eltern weiter.
„Die Trauer hat uns immer wieder die Füße unter dem Boden weggezogen. Es fehlt ein Stück in unserem Herzen“, sagen Katharina und Steffen Kaiser von den Folgewochen. Die Familie habe viel zusammen geweint und versucht Charlotte den Tod des kleinen Bruders begreiflich zu machen. Das Kuscheltier von Ludwig, den „Ludwig Löwenherz“, hat Charlotte übernommen.

„Die Trauer geht nicht weg, aber sie verändert sich. Man nimmt sie irgendwann mit in den Alltag. Wir erzählen Ludwig zum Beispiel beim Besuch am Grab, was bei uns so geschieht“, sagt Katharina Kaiser. Die Reha für verwaiste Familien in der Nachsorgeklink Tannheim legte man ihnen bereits in der Uniklinik nahe.
„Gespräche in der Gruppe, in der jede der acht Familien ein Kind verloren hat, tun uns ebenso gut wie die Unterstützung durch die Fachleute hier in Tannheim. Wir haben zum Beispiel eine Kerze für die acht Kinder gestaltet, die wir zwischen den Familien hin und her schicken werden. Auch ein gemeinsames Lied, bei dem auch die Geschwisterkinder mitwirken, wurde aufgenommen“, berichten Katharina und Steffen Kaiser und fügen an: „Zuhause konnte uns bisher keiner so gut helfen, wie hier bereits in den ersten Wochen unseres Aufenthalts.“
So helfen Sie
Das SÜDKURIER
Medienhaus bittet mit der Weihnachtsaktion um Ihre Unterstützung für die Nachsorgeklinik. Mit den Spenden soll der Bau eines neuen Kinderhauses realisiert werden.
Spenden: Stichwort „Hilfe für Tannheim“
Empfänger: Nachsorgeklinik Tannheim Sparkasse Schwarzwald-Baar
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BIC: SOLADES1VSS
Eine Spendenbescheinigung wird ab 100 Euro ausgestellt. Unterhalb dieses Betrages reicht beim Finanzamt die Vorlage des Kontoauszuges.