Seit Generationen ist der Feldberg als höchster Berg des Schwarzwaldes ein Anziehungspunkt für Wintersportler aus nah und fern. Doch Deutschlands größtes Skigebiet nördlich der Alpen kämpft mit Problemen: Mehrere zu milde Winter in Folge und drastische Umsatzrückgänge in der Corona-Saison haben den Liftbetreiber Feldbergbahnen GmbH in finanzielle Schwierigkeiten gebracht.

Wie gravierend diese sind, wird immer deutlicher. Erst Anfang des Jahres hatte es Gerüchte um eine drohende Insolvenz bei dem Unternehmen gegeben, die die Verantwortlichen später gegenüber unserer Zeitung jedoch dementierten.

Nun scheinen sich die düsteren Prognosen aber zu bewahrheiten: „Das Unternehmen Feldbergbahnen GmbH wird voraussichtlich keinen schlechten Winter mehr überstehen“, sagt Susanne Gilg, Pressesprecherin der Mitgesellschaftergemeinde St. Blasien.

Die Kommune könne angesichts seiner Haushaltslage nicht jedes Jahr finanziell für die GmbH einspringen. Die anderen Mitgesellschafter Feldberg und Todtnau äußern sich ähnlich. Aber was würde eine Pleite des Liftbetreibers bedeuten?

Die Gemeinden Feldberg, St. Blasien und Todtnau, die sich als Gesellschafter die Lifte der Feldbergbahnen in Fahl (Gemarkung Todtnau) teilen, mussten in den vergangenen Jahren bereits mehrfach Geld in die GmbH nachschießen.

Da sich im Laufe der Jahre eine Finanzierungslücke von 800.000 Euro bei dem Unternehmen aufgetan hatte, beschlossen die Gesellschafterkommunen zuletzt, die Feldbergbahnen mit weiteren 1,2 Millionen Euro zu bezuschussen. Mit dem Geld, so Geschäftsführer des Unternehmens Julian Probst, sollen auch künftige Investitionen in die Modernisierung der Liftanlagen getätigt werden.

„Die Feldbergbahnen GmbH verträgt voraussichtlich keinen weiteren schlechten Winter mehr“ – Johannes Albrecht, Bürgermeister der ...
„Die Feldbergbahnen GmbH verträgt voraussichtlich keinen weiteren schlechten Winter mehr“ – Johannes Albrecht, Bürgermeister der Gemeinde Feldberg. | Bild: Hahne, Joachim

Um das Darlehen in Höhe von 1,2 Millionen Euro bereitstellen zu können, habe St. Blasien unter anderem auf höhere Gewerbesteuereinnahmen gesetzt. Feldberg und Todtnau konnten nach Angaben der Feldbergbahnen die Mehrkosten durch andere Haushaltsposten kompensieren.

Mit Blick auf den Klimawandel und die tendenziell wärmer werdenden Winter stelle sich allerdings die Frage, wie lange die Kommunen die finanzielle Mehrbelastung noch mittragen können, heißt es etwa von St. Blasien.

Ein weiterer schlechter Winter könnte das Ende sein

Dass die Feldbergbahnen keinen schlechten Winter mehr vertragen, sagt auch Feldbergs Bürgermeister Johannes Albrecht. Sollte auch die kommende Saison zu mild ausfallen, schließen die Gesellschafter also nicht aus, dass die Feldbergbahnen in der Folge Insolvenz anmelden müssen. Als Gesellschafterkommune könne St. Blasien angesichts seiner Haushaltslage nicht jedes Jahr finanziell unterstützen, sagt Susanne Gilg.

Wie es dann weitergehen würde, ist noch offen. Eine Insolvenz heißt nicht zwingend, dass der Liftbetrieb sofort eingestellt wird. Es müssten sich allerdings zügig Investoren finden, die frisches Geld nachschießen. Ob es private Investoren gibt, die dazu bereit sind, ist fraglich. Auch die aktuellen Gesellschafterkommunen scheinen derzeit eher abgeneigt. Sollte das Szenario einer Insolvenz eintreten, werden die Gesellschafter mit den jeweiligen Gemeinderäten über das weitere Vorgehen beraten, wie Bürgermeister Albrecht nun erklärt.

Der Feldberg wäre trotzdem nicht pleite

Für die Skifahrer gibt es aber zumindest begrenzt Entwarnung. Denn Skifahren am Feldberg wäre selbst dann noch möglich, wenn die Feldbergbahnen GmbH ihren Betrieb für immer einstellen würde. Die Gemeinden Feldberg und St. Blasien verfügen über eigene Liftanlagen, die von einer Pleite der Feldbergbahnen GmbH nicht betroffen wären.

So gehören die Liftanlagen am Seebuck der Gemeinde Feldberg und die Lifte am Grafenmatt der Stadt St. Blasien. „Eine Insolvenz der Feldbergbahnen GmbH würde unsere Liftanlagen ebenso wie die der Liftanlagen der Stadt St. Blasien nicht betreffen“, sagt Albrecht.

Anders sieht es in Todtnau aus: Die Kommune ist nur Mitgesellschafter der Feldbergbahnen-Lifte in Fahl und besitzt keine Eigenbetriebe. „Deshalb würde eine Insolvenz der Feldbergbahnen GmbH für die Stadt Todtnau zur Folge haben, dass wir in Fahl keine Liftangebote mehr hätten“, erklärt Todtnaus Bürgermeister Oliver Fiedel.

Die drei Gemeinden am Feldberg wollen verstärkt auf Angebote für den Ganzjahrestourismus setzen, um in Zeiten des Klimawandels ...
Die drei Gemeinden am Feldberg wollen verstärkt auf Angebote für den Ganzjahrestourismus setzen, um in Zeiten des Klimawandels unabhängiger vom Winter zu werden. | Bild: Rolf Haid

Die Kommunen gehen generell davon aus, dass das Wintersportgeschäft auch in den nächsten Jahren noch rentabel sein kann. Dafür müssten aber verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. So müssen die Gemeinden flexibler auf Wetterschwankungen reagieren können, was technische Modernisierungen erfordere. „Dazu zählen etwa modernere, effizientere und klimaschonendere Beschneiungen oder der Bau einer Ganzjahresbahn am Seebuck“, sagt Albrecht.

Geplant sei insbesondere, die Beschneiung auf höher gelegenen Pistenabschnitten zu vervollständigen. Etwa auf der Abfahrt an der Zeigerbahn (Gemarkung Feldberg), auf der die oberen 200 Meter bislang nicht beschneit werden können.

Dies führe immer wieder zu einer vollständigen Sperrung der Abfahrt, obwohl die restliche Strecke befahrbar wäre. Eine Erweiterung des Skigebiets mit mehr Bahnen oder höheren Beförderungskapazitäten sei hingegen nicht vorgesehen.

„Erhalten, solange es geht“

Stattdessen wollen die Kommunen verstärkt auf Ganzjahresangebote setzen. So entwickelt Feldberg gemeinsam mit der Hochschwarzwald Tourismus GmbH ein neues Mountainbike-Streckennetz und Todtnau verfügt bereits über Hängebrücken, einen Bikepark und eine Sommerrodelbahn. „Nichtsdestotrotz ist der Wintersport ein nach wie vor prägendes Element unserer Stadt, das wir erhalten möchten, solange es geht“, sagt Fiedel.