Erinnern Sie sich noch an die Hitzeperiode Ende Juni? Damals stiegen die Temperaturen auf 34 Grad und mehr. Vier Wochen später ist davon nicht mehr viel zu spüren. Wo denn der Sommer bleibe, fragen sich inzwischen viele.

Der SÜDKURIER hat Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ausgewertet. Sie zeigen: Der bisherige Sommer ist in vielerlei Hinsicht auffällig. Auch bei den Temperaturen.

Ist der Sommer zu kalt?

Um der Frage nachzugehen, vergleichen wir die Temperaturen der vergangenen beiden Monate mit denen aus zwei Referenzperioden, wie in der Meteorologie üblich. Das Wetter ist schwankend und verändert sich immerzu. Klimaforscher betrachten daher keine kurzfristigen Wetterphänomene, sondern 30 Jahre lange Zeiträume.

Drei Wetterstationen in der Region messen lange genug, um diese Zeiträume zu betrachten. Eine steht in Konstanz, eine in Villingen-Schwenningen und eine in Wutöschingen-Ofteringen am Hochrhein.

Alle drei liefern dasselbe Bild: In den vergangenen Tagen war der Sommer ungewöhnlich kühl. Sogar kühler als im Zeitraum von 1961 bis 1990, der „nur zum Teil von der aktuell zu beobachteten beschleunigten Erwärmung betroffen“ war, schreibt der DWD. Daher eignet er sich besonders, um den Klimawandel aufzuzeigen.

Davor aber war der Sommer außergewöhnlich warm, selbst im Vergleich mit dem Zeitraum von 1991 bis 2020, der vom Klimawandel betroffen ist. Im Juni waren manche Tage sechs bis sieben Grad heißer als in der Referenzperiode.

Über den kompletten Juni lagen die Temperaturen in Konstanz und Wutöschingen etwa ein Grad über dem Schnitt bis 2020, Villingen-Schwenningen sogar 1,5 Grad. Ein weiteres Grad kommt beim Vergleich mit der Periode von 1961 bis 1990 hinzu.

Ist der Sommer ungewöhnlich nass?

Die Antwort ist nicht eindeutig. In Konstanz war der Juni bedeutend trockener als im langjährigen Schnitt, in Villingen-Schwenningen und Wutöschingen waren die Niederschläge im Normalbereich. Auffällig ist bei allen Stationen aber der Juli. Er ist bedeutend feuchter als im langjährigen Mittel.

Das gilt insbesondere für den Hochrhein. Bis zum 29. Juli sind in Wutöschingen schon 142 Liter Regen pro Quadratmeter niedergegangen. Das ist deutlich mehr als in den beiden Referenzperioden (83 mm respektive 92,8).

Scheint die Sonne wirklich so selten?

Trotz des Regens liegen die bisherigen Sonnenstunden halbwegs im Schnitt. Der DWD misst das nur in Konstanz. Die Bewohner der größten Stadt am Bodensee haben sich im Laufe des Juli über 215 Sonnenstunden gefreut. Im Schnitt waren es zuletzt 254 Stunden.

Der Juni war dafür weit überdurchschnittlich. Damals litt die Region unter der eingangs erwähnten Hitzeperiode. Heute wundern wir uns, wo Sonne und Wärme bleiben. Laut Langzeitprognose geht das Auf und Ab weiter. Gegen Ende kommender Woche sollen die Temperaturen wieder auf 30 Grad steigen.