Die neue Schulbezirksregelung, die mit dem kommenden Schuljahr 2025/26 in Villingen-Schwenningen greift, stellt einige Eltern vor große Herausforderungen. Nicht etwa, weil das Kind nicht auf die gewünschte Schule kann. Sondern, weil die Schule, auf die es laut der Regelung gehen sollte oder auch schon angemeldet ist, unter Umständen nicht die nötige Betreuung anbietet.

So ist es jedenfalls Familie Katic in Villingen ergangen. Weil sie im Einzugsgebiet der Bickebergschule wohnen und eine Ganztagsschule für Sohn Toni wünschen, haben die Eltern den Vorschüler Anfang des Jahres in der Bickebergschule angemeldet. Und haben dabei gleich auch den Bedarf an einer Spätbetreuung ab 16 Uhr mitgeteilt.

Keine Spätbetreuung für den Sohn

„Mein Mann und ich arbeiten beide Vollzeit. Wir sind auf die Spätbetreuung angewiesen“, so Mutter Nicol Katic. Pech für sie: Ende Juli teilt ihr die Stadt mit, dass im kommenden Schuljahr an der Bickebergschule keine Spätbetreuung angeboten werde. Der Bedarf sei zu gering, so die Rückmeldung. Ein Schock für die Familie. Ohne die Spätbetreuung müsste einer der beiden Elternteile auf Teilzeit reduzieren.

Lediglich Frühbetreuung

„Bei einer Mindestanzahl von zehn Kindern kommt die Spätbetreuung zustande. Das war hier nicht der Fall“, so Konrektor Marco Hey von der Bickebergschule. Zwar gebe es an der Villinger Schule keine Spätbetreuung, dafür sei aber die Frühbetreuung von 7 Uhr an sehr gefragt, berichtet Hey.

Viele Gespräche und Briefe

Ein schwacher Trost für Katic. Die Mutter tritt sofort nach Erhalt der Nachricht über die fehlende Spätbetreuung in Aktion, schreibt einen Brief an die Stadt, telefoniert mit der Bickebergschule und der Klosterringschule, die eine Spätbetreuung anbietet, beantragt einen Schulwechsel.

Und die Familie hat Glück. Alle erforderlichen Stellen stimmen einem Schulwechsel zu. Toni kann an die Klosterringschule wechseln, wo eine Spätbetreuung angeboten wird.

Wechsel bei gebundener Ganztagsschule einfacher

Die fehlende Spätbetreuung sei ein „harter Fakt“, weshalb die Schule dem Schulwechsel nicht im Weg stand, so Bickeberg-Konrektor Hey. Da es sich bei der Schule um eine gebundene Ganztagsschule handelt, also einer Schule, an der alle Schüler am Nachmittag betreut werden, ist der Schulwechsel in bestimmten Fällen sogar einfacher, erklärt Susanne Cortinovis-Piel. Sie ist Schulamtsdirektorin des Staatlichen Schulamts Donaueschingen. Dieses ist zuständig für die Grund-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) in den Landkreisen Schwarzwald-Baar und Rottweil.

Triftige Gründe für den Wechsel

„Wenn eine Familie im Schulbezirk einer gebundenen Ganztagsschule wohnt und den Besuch einer Halbtagsschule wünscht, besteht ein triftiger Grund für einen Schulbezirkswechsel“, so die Amtsleiterin. „Gleichermaßen liegt ein triftiger Grund für einen Schulbezirkswechsel vor, wenn die Familie im Schulbezirk einer Halbtagsgrundschule wohnt und eine Ganztagsschule benötigt.“

Schulamtsdirektorin Susanne Cortinovis-Piel: Wenn zwingende Gründe für einen Schulwechsel sprechen, gibt es keine Frist für die Ummeldung.
Schulamtsdirektorin Susanne Cortinovis-Piel: Wenn zwingende Gründe für einen Schulwechsel sprechen, gibt es keine Frist für die Ummeldung. | Bild: Werner Müller

Keine Fristen

Eine Frist für den Schulwechsel gebe es hier laut Cortinovis-Piel nicht: „Wenn ein triftiger Grund für einen Schulbezirkswechsel nach Aufnahme an der Schulbezirksschule neu eingetreten ist, gibt es keine Ausschlussfrist für einen Schulbezirkswechsel.“

Mehrere Wechsel zur Klosterringschule

Lilian Joos, Konrektorin an der Klosterringschule, berichtet davon, dass im Juli noch einige Kinder, sie schätzt etwa zwei bis vier, zum neuen Schuljahr wegen fehlender Spätbetreuung an die Klosterringschule gewechselt sind. Aktuell stünden 18 Kinder für die Betreuung ab 16 Uhr an der Schule auf der Liste.

Lilian Joos, Konrektorin an der Klosterringschule, bestätigt: Zum neuen Schuljahr sind nochmal einige Kinder auf die Grundschule in der ...
Lilian Joos, Konrektorin an der Klosterringschule, bestätigt: Zum neuen Schuljahr sind nochmal einige Kinder auf die Grundschule in der Villinger Innenstadt gewechselt. | Bild: Roland Dürrhammer

Spätbetreuung kostet Geld

„Die letzten Jahre ist an unserer Schule immer eine Spätbetreuung zustande gekommen“, sagt Joos. Betreut werden die Kinder der ersten bis vierten Klasse gemeinsam. Im Gegensatz zur Ganztagsschule sind die Früh- und Spätbetreuung an den Grundschulen in VS jedoch kostenpflichtig.

„Eine Rennerei, die sich lohnt“

„Ich freue mich, dass es jetzt ein gutes Ende nimmt und man Verständnis hat für berufstätige Mamas“, sagt indes Nicol Katic. Sie habe in der letzten Zeit zwar viel Zeit in Briefe, Telefonate und Behördengänge investiert. „Aber es ist eine Rennerei, die sich lohnt.“ Zumal die kleine Schwester des Schulanfängers auch einen Kitaplatz bekommen hat und dort bis nach 16 Uhr betreut wird. „Man muss manchmal auch einfach Glück haben“, sagt Katic.

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