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Markus Frohnmaier geht als Spitzenkandidat der baden-württembergischen AfD in die Landtagswahl 2026. Bei einem Parteitreffen in Heilbronn stimmten fast alle der knapp 400 Delegierten für den 34-Jährigen. Es gab nur eine Gegenstimme. Frohnmaier hat allerdings keine realistischen Chancen, Ministerpräsident zu werden, da die AfD keine absolute Mehrheit erzielen dürfte und die anderen Parteien eine Koalition mit der AfD ausschließen.

Frohnmaier sitzt seit 2017 im Bundestag und gilt als enger Vertrauter von AfD-Chefin Alice Weidel. Er ist Mitbegründer der AfD-Nachwuchsorganisation Junge Alternative, die sich kürzlich aufgelöst hat. Im Bundestag ist Frohnmaier stellvertretender Fraktionschef und außenpolitischer Sprecher seiner Partei. Er will zwar Regierungschef in Baden-Württemberg werden, kandidiert aber nicht für den Landtag und lässt sich auch nicht für die Landesliste seiner Partei aufstellen. Sollte er nicht Ministerpräsident werden, möchte er seine Tätigkeit im Bundestag fortsetzen. Frohnmaier hatte sich selbst deshalb als «Ministerpräsidentenkandidat» vorgestellt, nicht als Spitzenkandidat. 

In Umfragen deutlich aufgeholt

Im März 2026 geht es in Baden-Württemberg um die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), der nach 15 Jahren im Amt nicht mehr antreten will. Für die CDU geht der 37-jährige CDU-Landeschef Manuel Hagel ins Rennen, für die Grünen der ehemalige Bundesminister Cem Özdemir (59).

In Umfragen steht die AfD im Südwesten derzeit gut da - laut einer Mitte Mai veröffentlichten Erhebung im Auftrag von Südwestrundfunk (SWR) und «Stuttgarter Zeitung» käme die AfD im Land auf 19 Prozent der Stimmen und somit auf den dritten Platz nach CDU und Grünen. 

Frieden statt Flügelstreit

Der Landesverband hat in Heilbronn in ungewohnter Geschlossenheit die Landesliste für die Wahl 2026 aufgestellt. Bis zum Sonntagnachmittag wählten die Delegierten die Vertreter für 60 Listenplätze. Weitere Landeswahlversammlungen sind deshalb nicht mehr erforderlich. Unter den ersten 19 Plätzen kam es zu keiner einzigen Kampfkandidatur und auch kaum zu Fragen an die Kandidaten. Erst für den Platz 20 traten dann zwei Kandidaten gegeneinander an. Auf den hinteren Plätzen nahm die Konkurrenz etwas zu. Am Samstag gingen die Delegierten erst am späten Abend auseinander.

Auf den ersten Listenplatz ließ sich der Landtagsabgeordnete und Co-Parteichef Emil Sänze wählen. Er kam auf 276 Ja- und 95 Nein-Stimmen. 

Die Geschlossenheit ist eher ungewöhnlich für einen Landesverband, der über Jahre heftig zerstritten gewesen ist. Auf vergangenen Parteitagen der Südwest-AfD kam es zu Wortgefechten und Machtkämpfen auf offener Bühne. Der Zoff und die Intrigen schienen zumindest am Samstag im Heilbronner Kongresszentrum (Name des Veranstaltungsorts: «Harmonie») der Vergangenheit anzugehören. Keine Buhrufe, keine Putschversuche.

Premiere: Delegiertenparteitag

Zur neuen Einigkeit trägt sicher bei, dass der Landesverband Versammlungen und Parteitage nur noch mit Delegierten, nicht mehr mit einfachen Mitgliedern durchführt. In der Vergangenheit konnte bei der Südwest-AfD jeder teilnehmen und mitstimmen, der einen Parteiausweis hat - was die Organisation erschwerte und Abstimmungsergebnisse vor Ort unberechenbar machte. Genauso neu wie ungewöhnlich: Die Presse hatte in Heilbronn keinen Zugang mehr zum Delegiertensaal. Gespräche zwischen Politikern und Journalisten wurden hierdurch erschwert.

Die aktuelle Harmonie bei der AfD hat aber wohl auch damit zu tun, dass einige Kritiker des aktuellen Landesvorstands die Partei verlassen haben oder in den Hintergrund getreten sind. So galt Verkehrspolitiker Dirk Spaniel stets als einflussreicher Gegner von Alice Weidel und vom aktuellen Landesvorstand. Er ist nicht länger Mitglied der AfD. «Es gibt zum Teil noch die Protagonisten von damals», sagte Sänze der dpa. «Aber die haben sich langsam der Strategie angenähert, dass wir nur zusammen ans Ziel kommen.»

Gesichert rechtsextremistisch

Das Bundesamt für Verfassungsschutz hatte die AfD bundesweit Anfang Mai zur «gesichert rechtsextremistischen Bestrebung» hochgestuft. Dagegen setzt sich die Partei vor Gericht zur Wehr. Bis zu einer Entscheidung bezeichnet das Bundesamt die Partei nicht mehr öffentlich als gesichert rechtsextremistische Bestrebung. Der Inlandsgeheimdienst gab im Rechtsstreit mit der AfD eine sogenannte Stillhaltezusage ab.

In Baden-Württemberg wird der AfD-Landesverband vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft und beobachtet. Dagegen klagte die Landespartei mehrfach - allerdings ohne Erfolg.