Die Bayern rissen die Arme hoch und feierten ihren ersten Titel der Saison, als Nick Woltemade zu Boden sank und sich das Haarband vom Kopf riss. Der Stuttgarter Profi und Wunschstürmer der Münchner kassierte beim Franz-Beckenbauer-Supercup mit dem VfB nicht nur eine 1:2 (0:1)-Niederlage gegen den deutschen Rekordmeister. Er muss sich auch seinen gewünschten Wechsel zum FC Bayern zumindest für diesen Sommer vermutlich abschminken.
Die Bayern verloren ganz offensichtlich den Transferpoker um Woltemade - gewannen aber den ersten Titel der Saison. Er sei «schon sehr stolz», sagte Mittelfeld-Antreiber Joshua Kimmich bei Sat.1: «Natürlich ging es heute um einen Titel, aber auch darum zu zeigen, dass wir da sind.» Kapitän Manuel Neuer meinte bei Sky: «Man hat keine Müdigkeit gespürt. Wir können ein bisschen cleverer sein am Ende, aber letztendlich können wir happy sein.»
Stürmerstar Harry Kane (18. Minute) und 70-Millionen-Einkauf Luis Diaz (77.) trafen vor 60.000 Zuschauern für die Bayern. Auf der Gegenseite verhinderte Torwart Neuer mit einer überragenden Parade gegen Woltemade den zwischenzeitlichen Stuttgarter Ausgleich (24.). Der 23-Jährige, an diesem Abend besonders im Fokus, schlug die Hände über dem Kopf zusammen. In der 74. Minute vergab er eine weitere gute Gelegenheit.
Der 1:2-Anschlusstreffer durch Jamie Leweling (90.+4) kam für die Stuttgarter zu spät. «Wir können stolz auf uns sein. Wir haben das Spiel eng gestaltet, aber am Ende hat es nicht gereicht», sagte Nationalspieler Angelo Stiller.
Wehrle: «Akte ist geschlossen»
Die Causa Woltemade ist seit Wochen Dauerthema auf dem Transfermarkt. Vor dem Anpfiff räumten es die VfB-Bosse zumindest aus ihrer Sicht aber ab. Der Angreifer spiele auch diese Saison für den DFB-Pokalsieger, erklärten sie unisono. «Die Akte ist geschlossen», sagte Vorstandschef Alexander Wehrle. «Das Thema ist vom Tisch», erklärte Sportvorstand Fabian Wohlgemuth.
Bayern-Sportdirektor Christoph Freund wies zwar darauf hin, dass die Wechselfrist erst in gut zwei Wochen endet. Es scheint allerdings so, als müssten sich sowohl die Münchner als auch Woltemade von ihrem Wunsch, schon diesen Sommer zusammenzufinden, verabschieden.
Jaquez patzt - Kane trifft
Auf dem Rasen hingegen gab der Meister zunächst klar den Ton an. Leon Goretzka kam schon in den ersten fünf Minuten zu zwei Abschlüssen. Nach knapp 20 Minuten nutzte Kane einen dicken Patzer der VfB-Defensive zur Führung. Verteidiger Luca Jaquez wehrte den Ball an der Strafraumgrenze direkt vor die Füße des Engländers ab - und der traf flach ins linke Eck.
Mitte der ersten Halbzeit kamen die Stuttgarter und auch Woltemade besser ins Spiel. Der Angreifer hatte gegen seinen im Zweikampf alles andere als zimperlichen Bewacher Dayot Upamecano zunächst einen schweren Stand, dann aber plötzlich das 1:1 auf dem Fuß. Aus kurzer Distanz scheiterte er an Neuer, der zuvor schon einmal gegen Josha Vagnoman zur Stelle war.
Konrad Laimer (26.), erneut Goretzka (34.) und Michael Olise (38.) vergaben weitere Gelegenheiten für die Gäste. Auch der VfB hatte in der insgesamt sehr unterhaltsamen Partie nun aber die eine oder andere gute Offensivaktion.
Bayerns Stareinkauf Diaz trifft per Kopf
Den zweiten Durchgang eröffnete Stuttgarts Deniz Undav mit einem Freistoß über das Tor (50.). Zwei Minuten später hätte Bayerns Olise den Ball bei einem Konter besser zum neuen Teamkollegen Diaz quergelegt, blieb stattdessen aber mit einem Schuss hängen. Die Partie, in der Sebastian Hoeneß zum 100. Mal in einem Pflichtspiel als VfB-Coach an der Seitenlinie stand, wurde hitziger.
In der 63. Minute verhinderte Stuttgarts Torwart Fabian Bredlow, der erneut den angeschlagenen Stammkeeper Alexander Nübel vertrat, gegen Kane den vorzeitigen K.o. der Schwaben. Nachdem Woltemade per Kopf (74.) und Leweling gegen den erneut stark reagierenden Neuer (75.) das 1:1 verpassten, machte Diaz für die Münchner alles klar. Die Starverpflichtung vom FC Liverpool traf nach einer Flanke des emsigen Serge Gnabry per Kopf zum Bayern-Titel. Lewelings Treffer änderte am Erfolg der Bayern nichts mehr.