Vor 20 Jahren gab es eine Sensation im Donautal: Zum ersten Mal wurde dort ein Luchs gesichtet, eine der seltensten Säugetierarten in Deutschland. Damals packte den Wildtier-Experten und Donautal-Führer Armin Hafner (58) das Luchs-Fieber.

Er sei seit Kindheitstagen „tierfanatisch“, wie er selbst sagt. So verfolgte er die Luchs-Spuren im Donautal, die ihm viel über Lebens- und Jagdgewohnheiten dieser Wildkatze erzählten. Denn dem Tier schlägt öffentlich viel Sympathie entgegen. Das erfährt Hafner, wenn er öffentlich auftritt.

An den Moment, der sein weiteres Leben bestimmen sollte, kann sich Hafner gut erinnern. Mit einem Jagdfreund saß er auf einem Hochsitz auf Gämsen an.

Plötzlich zog statt des erwarteten Wilds ein anderes Tier über die Fläche, mit dem die beiden nicht gerechnet hatten: ein Luchs! Das war Ende August 2005, seit 130 Jahren die erste Sichtung der größten europäischen Raubkatze in Baden-Württemberg.

„Es war reiner Zufall“

Diese Begegnung brachte nicht nur den Luchs wieder ins Gespräch, sondern weckte die Passion Hafners für die Wildkatze mit den Pinselohren. „Es war ein reiner Zufall, dass der Luchs sozusagen zu mir kam“, blickt er auf den einzigartigen Moment zurück. Seither hat er viel über das Tier gelernt.

Im Winter nach der ersten Sichtung lag viel Schnee, sodass Hafner die Spuren des Luchses verfolgen und auf dessen Verhalten schließen konnte. „Das war ein total spannendes Jahr“, erzählt er.

Luchsen zu begegnen, ist eine Seltenheit

Luchse seien sehr scheu, ihnen zu begegnen sei eine Seltenheit. Trotzdem ist es Hafner gelungen, ihn mehrfach zu sichten. Auch Wildtierkameras haben dabei geholfen.

Hafner wuchs am Rande des Donautals auf und verbrachte bereits in jungen Jahren viel Zeit in der Natur. Oft zog es ihn auf eigene Faust in die Wälder des Donautales, wo er seine ersten Begegnungen mit Wildtieren hatte.

Armin Hafner (58) neben einem Luchs aus seiner Wildtier-Sammlung.
Armin Hafner (58) neben einem Luchs aus seiner Wildtier-Sammlung. | Bild: Michelberger, Isabell

Später machte er seine Passion zum Beruf, den er engagiert und mit Herzblut ausübt. Als Berufsfalkner lernte er den Umgang mit Greifvögeln aller Arten, für seine Jäger-Ausbildung gründete er in Sauldorf ein Wildtierinformations- und Schulungszentrum. Er ist Donautal-Guide, führt Interessierte durch die Natur und klärt auf.

Tiere werden mit Sender ausgestattet

Hafner erlebte fünf Luchse im Donautal. Zu den aufregenden Erlebnissen zählt das Einfangen der Tiere unter Federführung der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt (FVA) Baden-Württemberg, um sie mit einem Sender auszustatten.

Nachvollziehen kann man das am Luchs-Infopoint vor der Burg Wildenstein bei Leibertingen, den der Ranger anregte. Näheres erzählt Hafners Buch „Abenteuer Luchs“, das im Meßkircher Gmeiner-Verlag erschienen ist.

Bis zu 120 Zentimeter lang

Die Luchs-Wissenschaft im Donautal liest sich wie ein Krimi. Die Fotos zeigen das Tier in seiner natürlichen Umgebung und führen vor Augen, wie groß er ist.

Viele Menschen stellen sich den Luchs als größere Hauskatze vor. Er kann aber einschließlich der Ohren 70 Zentimeter hoch und 120 Zentimeter lang werden. Wahrscheinlich hatten Luchse schon immer ein Revier im Donautal, vermutet Hafner. Doch die scheuen Tiere zeigen sich kaum.

Seit seiner ersten Sichtung hat der Jäger und Donautal-Guide viel über den Luchs geforscht – auch in seiner Freizeit. Ihm ist es wichtig, Vorurteile abzubauen und weiter Aufklärungsarbeit zu leisten, damit der Luchs im Donautal eine Zukunft hat.

Im Moment gibt es dort keinen Luchs. „Doch das kann sich jeden Tag ändern“, erklärt Armin Hafner und freut sich schon jetzt auf diesen Moment.