Die Affenberg-Familie trauert. Jetzt, wo wieder Hochsaison bei der Salemer Sehenswürdigkeit herrscht, müssen viele Besucher feststellen: Storch Peter ist tot.
Schon Anfang April wurde er leblos auf einer Wiese in der Nähe des Affenbergs Salem entdeckt, im Frühjahr hätte er sonst seinen 40. Geburtstag gefeiert. „Da hängen schon Emotionen dran“, sagt Roland Hilgartner, Direktor des Affenbergs. „Peter war etwas Besonderes. Er war nicht wie die anderen Störche.“
Peter gehörte zur Gründerpopulation der Störche des Affenbergs. 1986 kam er als Jungstorch von Böhringen nach Salem und wurde dort von Hand aufgezogen. „Das ist schon außergewöhnlich“, sagt Hilgartner. „Störche werden im Normalfall, wenn sie die ersten drei Jahre überleben, 15 bis 20 Jahre alt“.
Peter aber wurde stolze 39 Jahre alt. Umgerechnet sind das weit über 100 Menschenjahre. „Ich würde behaupten, dass Peter der älteste freifliegende Storch in Deutschland war“, betont Roland Hilgartner.
Das Ende von Peter
Dass Peter tot ist, wurde dabei erst langsam zur Gewissheit. Ein Mitarbeiter des Teams hatte Anfang April einen toten Storch auf einer Wiese entdeckt und Hilgartner informiert. „Ich habe im ersten Moment gar nicht an Peter gedacht“, erzählt der Direktor. Das Tier war von einem Fuchs getötet worden und nur noch schwer zu identifizieren.
„Erst die Tage danach wurde die Befürchtung größer und größer, dass es sich um Peter handele“, erzählt Hilgartner – denn Peter kam nicht mehr nachhause.

Ein guter Vater und treuer Partner
Mehr als 60 Jungstörche, darunter auch ein Adoptivstorch, hat Peter in seinem Leben großgezogen. „Er war ein erfolgreicher Storch“, sagt Hilgartner. Doch auch Schicksalsschläge prägten das Leben von Peter. Seine erste Partnerin, mit der er 20 Jahre zusammenlebte und 48 Jungstörche großzog, starb 2017 bei einer Kollision mit einem Auto.
Seine zweite Partnerin, mit der er weitere 12 Jungstörche bekam, ereilte das gleiche Schicksal. Danach lebte der zweifache Witwer als Single-Opa auf dem Mendlishauser Hof in Salem und stolzierte neugierig durch den Biergarten voll mit Besucher und Besucherinnen. Anfassen lies er sich nicht, doch kaum ein Storch war so zutraulich wie Peter.
Der Hausherr auf dem Affenberg
Im Süden war Peter nie. Denn Störche, die von Menschenhand aufgezogen oder bewusst am Zug gehindert werden, bleiben dauerhaft in ihrer Region. Ein möglicher Grund für Peters hohes Alter, meint Hilgartner. Denn 70 bis 90 Prozent der Jungstörche sterben in den ersten drei Lebensjahren – durch Stromschläge an Mittelspannungsmasten, Zusammenstöße mit Autos oder Zügen, fehlende Nahrung oder schlechte Wetterbedingungen im Winterquartier. Gefahren, denen Peter kaum ausgesetzt war. Und doch kam sein Tod überraschend.
„Klar ist man im ersten Moment traurig, dass er weg ist“, sagt Hilgartner. „Aber er lebt in unseren Erinnerungen weiter – und in den Genen seiner vielen Jungstörche auch.“ Doch ein zweiten Peter wird es auf dem Hof nicht mehr geben.