Dubai-Schokolade. Immer wieder Dubai-Schokolade. Wer auf den Social-Media-Kanälen Facebook, Instagram und vor allem Tik Tok derzeit unterwegs ist, begegnet diesen beiden Begriffen überall. Dubai-Schokolade hier, Dubai-Schokolade dort. Geschmackstests oder Anleitungen zum selber machen überfluten seit Wochen das weltweite Netz.
Aber auch Tageszeitungen, Radio- oder TV-Sender beschäftigen sich mit diesem Phänomen, das, wer hätte es gedacht, vor allem bei jungen Menschen ekstatische Zustände auszulösen scheint: Als der Schweizer Hersteller Lindt, der als Erster auf den Zug aus Dubai aufgesprungen ist, vor einigen Tagen bekannt gab, dass in den Filialen Frankfurt und Düsseldorf jeweils 1000 Exemplare verkauft werden würden, bildeten sich bereits Stunden vor Ladenöffnung lange Schlangen vor den Türen. Es soll sogar Personen gegeben haben, die die Nacht davor verbracht haben. 14,99 Euro für 150 Gramm haben sie hinlegen müssen.
Wo kann man Dubai-Schokolade in Konstanz kaufen?
Ein Dessert-Großhändler aus Pforzheim hat laut der Deutschen Presse-Agentur hat bis vor rund zwei Monaten 600 Kilogramm Pistaziencreme pro Woche verkauft – heute sind es sechs Tonnen und wenn er mehr bekommen könnte, würde er zehn Tonnen verkaufen. Früher die Beatles, später das iPhone und heute die Dubai-Schokolade?

Doch hat es das Phänomen Dubai-Schokolade auch bis nach Konstanz geschafft? Die Suchmaschine Google spuckt folgende Informationen aus: Das Objekt der Begierde soll in fast allen gängigen Supermärkten der Stadt verkauft werden, außerdem in Konditoreien, Süßigkeitengeschäften sowie in einem großen Warenhaus. Quasi überall. Was soll also der ganze Hype?
Dubai-Schokolade: Gerechtfertigter Hype oder „Abzocke“?
Die Antwort konnte ich mir selbst geben auf meiner (lange vergeblichen) Suche: Kein Supermarkt hatte Dubai-Schokolade im Sortiment. Überall erhielt ich eine ähnliche Reaktion auf meine Nachfrage: „Nächste Woche haben wir die ganz bestimmt da, wenn nicht nächste, dann übernächste Woche. Bestimmt aber noch vor Weihnachten, also noch in diesem Jahr.“ Nichts genaues weiß man nicht. Dubai-Schokolade in Supermärkten? Fehlanzeige!
Weiter geht‘s in die Confiserie und Konditorei Gmeiner in der Kanzleistraße. Hier arbeitet die gelernte Konditorin Sandra Brumm, bekannt als Besitzerin des Online-Shops Torten-Paradies sowie als ehemalige Mitarbeiterin des traditionsreichen Rosgarten-Cafés. Sie verdreht schmunzelnd die Augen und winkt ab.
„Ich brauche das nicht, man muss nicht alles mitmachen“, sagt sie schließlich. „Das ist Abzocke ohne Ende. Diesen Hype kann ich nicht verstehen. Nein, wir verkaufen keine Dubai-Schokolade.“ Die Gmeiner Confiserie aus Appenweier sei eine der renommiertesten Konditoreibetriebe Europas, „und wir besinnen uns lieber auf unsere Stärken: ausschließlich klassische Handarbeit, täglich frische Herstellung. Wir verwenden weder Konservierungsstoffe noch künstliche Aromen, sondern nur beste Rohstoffe von regionalen Erzeugern.“

Da Sandra Brumm jedoch neugierig ist und gerne mitreden möchte, hat sie online bei einem türkischen Anbieter Dubai-Schokolade bestellt: 90 Gramm für 15 Euro, dazu kamen noch 14,70 Euro Versand.

„Das war sehr lecker“, erzählt sie. „Nicht zu süß, eine andere Vollmilchschokolade als wir sie hier nehmen. Aber sie war niemals diesen Preis wert. Etwas Schokolade, etwas Engelshaar, etwas Pistaziencreme, etwas Tahini – die Materialkosten belaufen sich gerade auf ein paar Euro.“
Wo es in Konstanz die günstigste Dubai-Schokolade gibt
Eine Kollegin von Sandra Brumm im Chocolatier Läderach ein paar Meter weiter am Obermarkt hat eine ähnliche Meinung. „Wir machen das auch nicht mit“, sagt sie und reicht mir eine kleine Geschmacksprobe über die Theke. „Schauen Sie, Pistazienschokolade bekommen sie auch bei uns.“ Dunkle Schokolade, die auf der Zunge zerschmilzt, mit gerösteten Pistazien. Wer braucht da schon Dubai?
Ortswechsel. Lago Shopping-Center. Ein paar Facebook-User schreiben, dass es in der ‚World of Candy‘ ab und an Dubai-Schokolade gebe, aber niemand weiß genau, wann und wie viel davon. Die junge Dame hinter der Theke zeigt nur lächelnd auf die Ablage, die sie gerade eben aufgefüllt hat. Und siehe da: Mehrere Dutzend Tafeln Dubai-Schokolade!

Der Preis hat es jedoch in sich: 7,99 Euro für 60 Gramm ‚Bind Milk Chocolate Dubai City‘ sowie 11,99 Euro für 90 Gramm ‚Elit The Taste of Dubai‘ – wie gut muss das schmecken bei einem solch horrenden Preis? Auf ebay bietet ein Nutzer tatsächlich 144 Tafeln ‚Elit The Taste of Dubai‘ für 1.294,95 Euro zum Verlauf an – das sind knapp neun Euro pro Tafel.
Auch im Galaxy – einer kleinen Ladenzeile mit arabischen Süßigkeiten in der Hussenstraße beim Schnetztor – findet sich, etwas versteckt neben allerlei Baklava-Variationen mit Cashewkernen oder Pistazien, am hinteren Ende der Auslage ein Blech mit frisch zubereiteter Dubai-Schokolade Darauf ein kleines Schildchen mit der Aufschrift: 100 Gramm für 5,40 Euro! Kann das sein?
Mohammad arbeitet hier. „Das bieten wir schon lange an“, sagt er einfach so. „Schon bevor es den Hype gab.“ Wird der Laden, der in Hilzingen produziert und auch in Singen eine Zweigstelle hat, denn überrannt von Kunden?
„Nein“, antwortet Mohammad lächelnd. „Wir haben viele Stammkunden, aber wegen der Dubai-Schokolade kommen nicht mehr als sonst.“ Ob sich das nun wohl ändern wird?