Kemal Üres hat mit eisernem Willen, harter Arbeit und Zielstrebigkeit seine beruflichen Ziele erreicht – und hier und da auch etwas Glück gehabt. Der heute 48-Jährige, geboren in Konstanz und aufgewachsen in Stockach, fasste mit 19 Jahren nach seiner Lehre zum Einzelhandelskaufmann sowie einer Fernausbildung zum Barkeeper den Entschluss, dem Bodensee und seiner Familie den Rücken zu kehren, um in der Ferne Karriere in der Gastronomie zu machen.

„Ich wollte Erfolg haben, meine Wohlfühloase verlassen“, sagt er. „München war mir zu nah. Ich wusste, von dort würde ich jedes Wochenende heimkommen. Dann habe ich mir Hamburg angeschaut. Eine tolle Stadt mit vielen Möglichkeiten, weit genug weg von daheim.“ Also ging er aufs Ganze und reiste gen Norden. „Ich hatte 400 Mark in der Tasche und einen Koffer dabei.“

Trotz großer Erfolge: Das Arbeiten in einem Konzern war nichts für Kemal Üres

Kaum in Hamburg angekommen, ging er von Vorstellungsgespräch zu Vorstellungsgespräch. Dabei stellte Kemal Üres erfreut fest: Er kommt gut an mit seiner offenen Art, schnell hat er mehrere Jobs zur Auswahl. „Nur das mit dem Wohnen war zu Beginn eine Katastrophe“, erzählt er lachend. „Für 20 Mark die Nacht fand ich ein Zimmer in der schlimmsten Ecke von Hamburg. Vor der Tür haben sich die Menschen ihre Spritzen gesetzt.“

Als seine erste Arbeitgeberin, Managerin im Hotel Madison am Hafen, davon erfuhr, bot sie dem jungen Mann vom Bodensee eine Suite in ihrem Haus an. „Ich hatte wieder großes Glück“, so Üres. Bei seiner nächsten Station wurde er mit 20 Jahren nach nur einem halben Jahr der jüngste Manager der globalen Hotel-Kette Hyatt. „Ich habe viele Überstunden gemacht, war sehr fleißig, aber weniger talentiert“, berichtet er rückblickend. „Die Chefs mochten mich, weil ich sehr wissbegierig war.“

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Trotzdem merkte Kemal Üres zu dieser Zeit, dass ein Konzern für ihn nichts auf Dauer sein würde. „Jeder will nur Karriere machen, jeder denkt nur an sich“, sagt er. „Man ist abhängig von anderen. Vorgesetzte lächeln dich vorne an und hinter deinem Rücken reden sie schlecht über dich.“

Wie Kemal Üres zum „Gastroflüsterer“ wurde

Schnell war der Entschluss gefasst, in die Selbstständigkeit zu wechseln: „Ich bin durch die Läden gegangen und habe die Besitzer gefragt, ob sie nicht verkaufen wollen.“ Mit knapp 22 Jahren fand er das passende Objekt, erstand es mit Hilfe von eigenem Erspartem sowie finanzieller Unterstützung seiner Eltern und eröffnete sein erstes Restaurant La Paz – das er übrigens heute noch besitzt. Dort steigerte er den Umsatz von 80.000 Euro auf 250.000 Euro. „Mir wurde bewusst, dass ich ein Händchen für die Gastronomie habe.“

Der nächste Schritt war ein Catering-Unternehmen. „Das war so etwas wie meine Doktorarbeit“, erzählt Kemal Üres. „Produktionsstätten, Fuhrpark, Vertrieb, Marketing, Mitarbeiter – alles musste organisiert und erledigt werden und wir hatten Erfolg, auch wenn es natürlich auch Tiefs gab. Wir haben gesundes Essen an Firmen, Familien und Kinder ausgeliefert.“ Rund 30 Mitarbeiter sind heute bei „Daily You“ beschäftigt, der Jahresumsatz beträgt zwischen 8 und 9 Millionen Euro, 6000 Essen werden pro Tag produziert.

„Als das gerade so richtig lief, kam Corona“, blickt er zurück. Doch Kemal Üres fand einen Weg aus der Krise. Ermutigt durch Kollegen, die ihn um Rat fragten, produzierte er ein Video mit Tipps und Ideen für Gastronomen, lud es hoch – und konnte wenige Tage später seinen Augen kaum glauben: Mehrere Millionen Mal wurde es angeklickt.

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„Ein Freund bezeichnete mich als Gastroflüsterer und riet mir, in die Beratung zu gehen.“ Gesagt, getan! „Wenn, dann wollte ich es richtig machen und investierte eine Million Euro in Redaktion, Ausstattung und Reisen. Wir besuchten unzählige Gastronomen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, machten Videos und Dokumentationen.“

Auch dieses Unternehmen sollte sich als Erfolg erweisen. Heute beschäftigt Kemal Üres rund 200 Mitarbeiter, führt eine digitale Gastronomie-Schule, produziert aufwändige Videos als Gastroflüsterer, gibt Seminare, führt mehrere Unternehmen. „Gastronomie muss die Menschen begeistern, muss den Gästen ein Erlebnis bieten“, lautet sein Credo.

Kemal Üres wurde geboren in Konstanz, ist aufgewachsen in Stockach, in Hamburg tätig und in der Welt der Gastronomie daheim. Der Mann ...
Kemal Üres wurde geboren in Konstanz, ist aufgewachsen in Stockach, in Hamburg tätig und in der Welt der Gastronomie daheim. Der Mann vom Bodensee gilt als einer der großen Stars der Szene. | Bild: Kemal Üres

„Ich glaube daran, dass die Gastronomie Herz, Innovation und echte Menschlichkeit braucht, um langfristig erfolgreich zu sein. Und genau das lebe ich in allem, was ich tue.“ Sein Ziel? „Gastronomen dabei zu helfen, größer zu denken, mutiger zu handeln und ihre Visionen in die Realität umzusetzen.“ Glaube, Vertrauen und Liebe zum Beruf seien Voraussetzung für den Erfolg.

40 Millionen Besucher sind durchschnittlich jeden Monat auf den Seiten der Unternehmen in den Sozialen Medien auf Instagram, YouTube oder Facebook – Tendenz steigend. Kemal Üres, ein Vorbild für Menschen, die Erfolg anstreben und bereit sind, hart dafür zu arbeiten. „Und das als kleiner Junge vom Bodensee“, sagt er und lacht.