Eine neue Gaststätte mit dem ukrainischen Namen „Mrija“, zu Deutsch „Der Traum“, gibt es in Untermettingen seit dem 19. Juli. Die Neueröffnung folgt auf zwei Jahre Leerstand in der ehemaligen „Genussmühle“. Katarina Lapko und ihre Familie, darunter Tochter Kristina und Sohn Ivan, sind im September 2024 aus ihrer Heimat vor den russischen Bomben geflohen.
Nahezu jede Nacht versetzte Sirenengeheul die Bevölkerung in Angst und Schrecken, viele Stunden verbrachten sie in Schutzräumen der Keller, während sie die Explosionen hörten. Lange wollte Mutter Olga ihre Heimat nicht verlassen in der Hoffnung, dass der Schrecken bald vorbei sei. Doch auch für sie wurde der Krieg unerträglich. Nach vielen schlaflosen Nächten entschied sie sich schweren Herzens, mit Tochter und Enkeln in ein sicheres Land zu fliehen.
Kleines Restaurant schon in der Ukraine betrieben
Vor dem russischen Angriff führte die Familie ein gutes Leben voller Zukunftspläne. Der Familienvater war schon acht Jahre im Ausland berufstätig – zuerst in Polen und dann in Deutschland und pendelte regelmäßig nach Hause. Katarina betrieb bei Sumy ein kleines Restaurant mit Lebensmittelladen, das gut lief. Nach ihrer Ankunft in Stühlingen war sie sofort darauf bedacht, möglichst schnell Arbeit zu finden und träumte, von einem eigenen Lokal, das sie mit Kindern und Mutter betreiben könnte.
Die 14-jährige Tochter und der 17-jährige Sohn besuchten ab März Integrationsklassen am Klettgau-Gymnasium Tiengen und an der kaufmännischen Schule in Waldshut. Ivan überrascht nach dieser kurzen Zeit mit erstaunlich gutem Deutsch.
Flüchtlingshelferin beeindruckt vom Mut der Lapkos
Rangina Zamani unterstützt die Familie als Flüchtlingshelferin in allen Bereichen und gab auch Katarina und Olga Deutschunterricht. Sie sei sehr beeindruckt von der Entschlossenheit und dem Mut der 42-jährigen Ukrainerin. Sie habe keine Angst, in Deutschland ein eigenes Geschäft zu führen, obwohl sie erst kurz hier lebe und die Sprache nicht beherrscht.

Um alle Genehmigungen zur Führung einer Gaststätte zu bekommen, besuchte Katarina Lapko eine Schulung der IHK in russischer Sprache, die sie mit Bravour bestanden hat. Jetzt ist sie voller Tatendrang. „Wir dürfen hier in Sicherheit leben, dafür möchte ich Deutschland etwas zurückgeben“, erklärt die 42-jährige Ukrainerin, die demnächst mit ihrer Familie nach Untermettingen ziehen will und bereits eine Wohnung in der Nachbarschaft des Restaurants in der Brückenstraße gefunden hat. „Sie möchte die Einheimischen kennenlernen“, erklärt Zamani, die selbst als Kind mit den Eltern vor dem Krieg aus Afghanistan zuerst nach Russland und später in den Westen geflohen war.
Sie spricht sechs Sprachen, darunter auch Russisch. Deshalb ist für sie die Verständigung mit Ukrainern einfach.
Angebot auch an regionalen Lebensmitteln
Die Speisekarte des Restaurants Mrija bietet ukrainische Speisen und Spezialitäten sowie traditionelle deutsche Gerichte. So hofft Katarina Lapko auf Gäste beider Länder. Außerdem möchte sie ein kleines Angebot an regionalen Lebensmitteln im Lokal bereithalten. Ihre Kinder und die Mutter sind bereit, nach Kräften mitzuhelfen. Den Traum von Frieden in der Ukraine geben sie derweil nicht auf.