Angelina Sortino

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, sich als Schauspieler zu versuchen?

Ich habe mich damals in einer Lebensphase befunden, in der ich mich neu orientieren wollte. Die Idee mit der Schauspielerei kam von meinen Kollegen. Die meinten, dass das doch vielleicht etwas für mich wäre und ich sicher Talent hätte. Das Gefühl hatte ich auch. Warum genau weiß ich nicht. Ich habe zwar als Kind mal bei der Theater-AG meiner Schule mitgemacht, allerdings habe ich da einen Baum gespielt. Dafür ist jetzt nicht unbedingt großes Schauspieltalent nötig. Ich musste einfach nur still dastehen. Wenn jemand gesagt hat, dass ich zu sehr wackele, habe ich einfach behauptet es käme vom Wind.

Wie sind Sie an Ihre ersten Rollen gekommen?

Ich habe im Internet recherchiert und mir verschiedene Agenturen für Laienschauspieler und Komparsen angeschaut. Auf denen kann man einfach ein Portfolio erstellen. Ich habe also Bilder und Videos von mir hochgeladen. Die habe ich einfach zu Hause aufgenommen. Für die Videos habe ich auch kein Skript vorgelesen, sondern einfach gemacht, was ich für richtig hielt. Denn ich glaube, erstmal ist nicht relevant, dass du etwas auswendig Gelerntes vortragen kannst, sondern wie du dich gibst. Vermutlich wurde ich deshalb auch gebucht, weil ich herausgestochen bin, es anders gemacht habe, als die breite Masse.

Angelina Sortino und Jesse Aaron Enderle.
Angelina Sortino und Jesse Aaron Enderle. | Bild: Stefanie Nosswitz

Für was wurden Sie dann gebucht? Was waren das für Projekte?

Am Anfang habe ich viele Komparsenrollen gespielt. Da war fast alles dabei, eine breite Palette. Ich habe aber auch mehrere Sprechrollen bekommen. Die erste war ein Projekt mit dem Namen „Notes of Berlin“, ein Kurzfilm über die Vielseitigkeit von Berlin. Wir haben damals in einer Szenebar gedreht. Mir persönlich hat das aber nicht so viel Spaß gemacht. Ein anderes Projekt, bei dem ich mitgespielt habe, war eine Serie von einer Regisseurin aus London. Da hatte ich in zwei Folgen sogar eine Hauptrolle. Allerdings waren fast alle Dinge, bei denen ich mitgespielt habe, Low-Budget-Projekte.

Nach zwei Jahren Schauspielerei haben Sie aufgehört. Warum?

Es war einfach schwer, das mit meinem anderen Beruf unter einen Hut zu bringen. Ich musste ja immer Urlaub nehmen. Als ich dann einen neuen Job angefangen habe, musste ich schichten. Da ging es einfach nicht mehr. Außerdem hatte ich auch ein schlechtes Gewissen den Menschen gegenüber, die Schauspiel studiert haben und das hauptberuflich machen. Sie sind auf die kleinen Rollen angewiesen. Ich hingegen habe ja noch einen anderen Beruf.

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Hätten Sie sich nicht vorstellen können, selbst hauptberuflich Schauspieler zu werden?

Damals schon. Ich habe in dem Job, den ich damals hatte, ohnehin keine großen Perspektiven gesehen. Allerdings muss man, wenn man sich als Schauspieler etablieren möchte, ziemlich lange kleine Rollen und Low-Budget-Projekte spielen. Davon kann man erstmal nicht leben. Ich glaube, um durch diese harte Anfangsphase zu gehen, habe ich es einfach nicht gern genug gemacht. Außerdem bleibt die Unsicherheit. Wenn du einmal schlecht spielst, wirst du nicht wieder gebucht. Dann war‘s das!

Jesse Aaron Enderle erzählt Angelina Sortino, warum er nach zwei Jahren mit der Schauspielere aufgehört hat.
Jesse Aaron Enderle erzählt Angelina Sortino, warum er nach zwei Jahren mit der Schauspielere aufgehört hat. | Bild: Stefanie Nosswitz

Was glauben Sie, hat Sie ursprünglich motiviert? Wollten Sie berühmt werden?

Das habe ich mich auch schon oft gefragt. Ich wollte auf jeden Fall Bestätigung. Die Frage ist nur, von wem und für was? Ich weiß, dass ein erhöhter Bekanntheitsgrad immer mit mehr negativem als positivem verbunden ist. Aber wenn dir Leute sagen, du machst das gut, bleib dran, dann macht man das erstmal auch.

Würden Sie gerne nochmal eine Rolle übernehmen? Bei welcher wären Sie sofort dabei?

Auf die Gefahr hin, dass das jetzt ein wenig überheblich klingt – nur wenn es sich lohnt. Außer bei „Fack ju Göhte“, da würde ich sofort mitmachen. Ich glaube, das wäre super witzig.

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Haben Sie sich jetzt einer neuen Kunstform zugewandt?

Ja, ich mache jetzt sehr viel Musik. Ich glaube, ich bin ein Mensch, dessen Bestimmung in der Kunst liegt. Ich unterhalte gerne Menschen. An der Kunst mag ich das freie Arbeiten. Man ist ungebundener und es wird einem nicht so viel vorgeschrieben wie beim Spielen. Ich mache mit einer Gruppe Kumpels Musik. Wir machen einfach, worauf wir gerade Lust haben, legen uns nicht fest. In ein, zwei Jahren bringen wir dann einige Songs raus.