Deggenhausertal Erstmals wurden Projekte im Zuge des neuen Innovationspreises „Denkmal – Energie – Zukunft“ des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg ausgezeichnet. Unter den zehn Preisträgern bei 28 eingesandten Projekten ist auch ein Beispiel aus dem Deggenhausertal: das renovierte Pfarrhaus mit Pfarrgarten bei der Dreikönigs-Kirche in Urnau.

Es geht um die Umnutzung des ehemaligen Pfarrhauses zu einem Pfarrheim und einer Familienwohnung. Die Prämierung erfolgt wegen des respektvollen Erhalts des ortsbildprägenden Denkmals mit minimalen baulichen Eingriffen. Und Einsatz von PV-Anlagen mit Energiespeicher für maximale Eigennutzung von Ökostrom sowie eine Pelletheizung und die innovative Integration von transluzenten PV-Modulen im Pfarrgarten als „Solarbeet“. „Nach dem Auszug der letzten Mieterin, der Haushälterin vom damaligen Pfarrer Kurt Nowak, Eva Krüger, im Jahre 2013 – seinerzeit war die Pfarrei Urnau noch selbstständig – stand das im Jahr 1794 errichtete Haus lange Zeit leer“, berichtet Pfarrer Jürgen Schmidt.

Gemeinschaftsräume geschaffen

Im Jahr 2013 hatte der heutige Pfarrgemeinderat Josef Schmidmeister erstmals eine Renovierung des Hauses beantragt – doch es geschah nichts. Nach Zusammenschluss der Pfarrgemeinden in Deggenhausertal wurde die Renovierung 2015 erneut bei der Erzdiözese Freiburg beantragt, nachdem Denkmalamt und Architekt Albrecht Weber aus Langenargen eine Kostenschätzung erarbeitet hatten. Gründe für die Genehmigung der Renovierung oder besser Grundsanierung des Gebäudes waren unter anderem das rege Pfarreileben in Urnau und die Notwendigkeit von Gemeinschaftsräumen in der Pfarrei. So hat sich eine Krabbelgruppe für junge Familien etabliert, das Laurentiusfest mit Grillhock findet statt, Seniorennachmittage, Fastnachtsveranstaltungen und Kindergottesdienste werden angeboten.

Planungspause wegen Corona

Doch zunächst galt es, die Planungen aus unterschiedlichsten Gründen zu überarbeiten und anzupassen, und auch die Corona-Pandemie sorgte für Planungspausen. Nicht zuletzt war das Ziel der Erzdiözese, bis 2030 klimaneutral zu sein und das Postulat der Diözese-Abteilung Schöpfung und Umwelt, das Pfarrhaus in Urnau zum Leuchtturmprojekt zu machen. Die Sanierung wurde höchst anspruchsvoll und umfasst ein Investitionsvolumen von rund 2,3 Millionen Euro, was dankenswerterweise enorm durch Freiburg unterstützt wird. Baubeginn war dann 2022 und mit Fertigstellung des Gartens ist die Sanierung im Herbst dieses Jahres abgeschlossen. Einen schweren Rückschlag gab es durch das Hochwasser am 26. Juni 2024, als der Keller des Hauses zu dreiviertel im Wasser versank und alle neuen Installationen vernichtet wurden. Gottlob gab es eine Versicherung, die den Schaden in Höhe von rund 150.000 Euro beglichen hat.

Bei einem Rundgang durch das fantastisch sanierte Haus gibt es immer wieder beeindruckende Details. Pfarrgemeinderat Josef Schmidmeister, der die Bautätigkeiten eng begleitet hat: „Die Pelletheizung ist nachhaltig, Heizschlangen in den Wänden verbessern das Raumklima und eine Belüftungsautomatik unterstützt das System.“ Ein Sterling-Motor auf der Heizung wandelt die Abwärme in Strom um. Die alten Fenster wurden mit einer modernen Verglasung aus den Niederlanden versehen. Das Wasser aus der alten Regenwasserzisterne wird für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung genutzt. Unter dem Dach siedeln nach wie vor drei seltene und gefährdete Fledermausarten. Die Dämmung zwischen Dach und Nutzbereich des Hauses besteht ganzflächig aus ökologischer und schwer entflammbarer Jasminschüttung aus Holz und Lehm.

Die Ministerin für Landesentwicklung und Wohnen, Nicole Razavi: „Kulturdenkmale energetisch verbessern heißt, sie fit für die Zukunft zu machen. Insofern sind Denkmaleigentümer echte Zukunftsmacher. Mit unserem neuen Innovationspreis Denkmal – Energie – Zukunft würdigen wir dieses Engagement: Die zehn ausgezeichneten Projekte bringen Energieeffizienz und Denkmalschutz auf innovative und vorbildliche Art zusammen.“ Das sei beispielgebend und werde hoffentlich viele andere Projekte inspirieren. „Es freut mich außerordentlich, dass das innovative Projekt in Urnau mit dem neuen Innovationspreis Denkmal – Energie – Zukunft ausgezeichnet wurde“, erklärt der Landtagsabgeordnete Martin Hahn (Grüne). Und: „Das zeigt eindrucksvoll, wie verantwortungsvolle Denkmalpflege und klimafreundliche Energieversorgung Hand in Hand gehen können.“