54 Jahre später steht Herbert Stengele wieder vor dem Auto, das er einst gemeinsam mit seinem Bruder Franz gebaut hat – und das in direkter Nachbarschaft. Welch ein Zufall! Oder auch nicht: Stengele liest vor ein paar Wochen im SÜDKURIER einen Artikel aus der Oldtimer-Sommerserie der Lokalredaktion. Und er traut kaum seinen Augen. Der silberfarbene Devin von Patrick Müller ist eindeutig der Flitzer, den er und sein Bruder damals in der heimischen Garage als Bausatz zusammengebaut hatten.

Wieder das gleiche Kennzeichen wie 1968

Der Bermatinger ist sich dabei sofort sicher: Nicht nur, dass es kaum noch eine Handvoll dieser Autos in Deutschland gibt, das Auto trägt auch das Original-Kennzeichen von 1968: „ÜB-M 198“, nur halt eben in der modernen EU-Variante und als H-Kennzeichen. Original prangte die Ziffernfolge natürlich noch auf dem inzwischen abgeschafften DIN-Kennzeichen.

Das sieht doch irgendwie aus wie ein.... VW Käfer? Tatsächlich: Viele Teile am Devin stammen vom VW, so auch die Rückleuchten.
Das sieht doch irgendwie aus wie ein.... VW Käfer? Tatsächlich: Viele Teile am Devin stammen vom VW, so auch die Rückleuchten. | Bild: Lisa Sperlich

„Das ist doch mein Auto gewesen!“, sei der erste Gedanke gewesen, der ihm beim Betrachten des Fotos durch den Kopf geschossen sei, erzählt Stengele. Nur sei das Auto damals noch gelb lackiert gewesen. Er habe zwar gewusst, dass der Devin wohl irgendwo im Raum Markdorf sein musste, aber nicht, wo genau – und ob das Fahrzeug tatsächlich auch heute noch existiert.

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Ein wahres Abenteuer sei der Zusammenbau seinerzeit gewesen, erinnert sich Stengele. Die „nackte Karosserie“ hätten er und sein inzwischen verstorbener Bruder damals in Aachen abgeholt. „An dem Auto war keine Mechanik und gar nichts“, erzählt er. Zuhause wurde dann das Fahrgestell eines VW Käfer eingeschweißt und ein Käfer-Motor eingebaut.

Sieht richtig nach teurem Sportwagen aus. Wer auf dem schmalen Gestühl das kleine Lenkrad umklammert, muss aber lediglich 34 PS zähmen.
Sieht richtig nach teurem Sportwagen aus. Wer auf dem schmalen Gestühl das kleine Lenkrad umklammert, muss aber lediglich 34 PS zähmen. | Bild: Lisa Sperlich

Die Scheinwerfer spendierte ein Fiat 500, die Rückleuchten wiederum ein Käfer. Weil die Karosserie komplett aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK) war, sei der Einbau der Elektrik eine Riesenarbeit gewesen. „Nirgendwo im Auto war eine Masse, wir mussten die Verkabelung komplett in Eigenregie improvisieren.“ Zum Glück, sagt Stengele, sei sein Bruder Landmaschinenmechaniker und ein unglaublich begabter Schrauber gewesen.

1971 nach Markdorf verkauft und seither in derselben Familie

Drei Jahre, sagt Stengele, hätten sie den Devin gefahren und dann 1971 weiterverkauft. Gelandet ist er damals bei Patrick Müllers Vater – und seither in der Familie geblieben. „Das war sein erstes Auto, das er sich mit 18 Jahren damals gekauft hatte“, erzählt Müller. Und nun stehen er und Stengele sich gegenüber und fachsimpeln begeistert über das rare Eigenbau-Cabrio.

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Dass man den Devin wahlweise mit Porsche- oder mit VW-Teilen zusammenbauen konnte, wissen beide. Aber Porsche sei halt auch damals schon eine ganz andere finanzielle Hausnummer gewesen, sagt Stengele. Momentan hat er einen 34-PS-Motor im Heck. Vielleicht bekommt er aber demnächst einen stärkeren Motor spendiert, den Müller noch in petto hat. Klar wäre die Porsche-356-Technik schon toll, sagt Müller und schmunzelt: „Aber auch so geht der Devin gut um die Ecke. Nur geradeaus ist er halt kein Rennwagen.“

Wie bei allen Volkswagen aus den 1960er-Jahren sitzt auch beim Devin der Motor im Heck. Unter der vorderen Haube gibt es noch einen ...
Wie bei allen Volkswagen aus den 1960er-Jahren sitzt auch beim Devin der Motor im Heck. Unter der vorderen Haube gibt es noch einen kleinen Stauraum. | Bild: Lisa Sperlich

Inzwischen wird der Devin nur noch ganz gelegentlich für Ausfahrten genutzt. Häufig auf der Straße sieht man ihn daher nicht mehr. Umso mehr freut sich Stengele, dass es mit dem Treffen in Markdorf geklappt hat. Und auch Müller findet das Wiedersehen klasse, dass der SÜDKURIER-Artikel das ermöglicht hat: „Für die Geschichte des Autos ist das jetzt eine schöne Sache!“