Sie erinnern sich sicher an den niedlichen, aber nervigen Jungen aus der Nick-Hornby-Verfilmung „About A Boy“. Und auch wenn es fast 17 Jahre her ist, dass der Brite Nicholas Hoult in dieser Rolle an der Seite von Hugh Grant glänzte: Er wird sie einfach nicht los.
Was nicht weiter schlimm ist. Denn nur dass sein Gesicht vielen Kinogängern noch von damals bekannt vorkommt, heißt ja nicht, dass es den 29-Jährigen irgendwie daran hindern würde, Karriere zu machen. Im Gegenteil.

Auch wenn es nach dem Durchbruch erst mal etwas ruhiger um den Teenager wurde, hat er seitdem in zahllosen Rollen sein Talent bewiesen. Allein in diesem Monat kann man sich davon dreifach überzeugen: Erst ist Hoult ab dem 6. Juni 2019 als Mutant Dr. Hank McCoy alias Beast in „X-Men: Dark Phoenix“ zu sehen – zum vierten Mal seit 2011.
Zwei Wochen später folgt der Film „Tolkien“ über den „Herr der Ringe“-Schöpfer. Und obendrein erscheint Ende am diese Monats das preisgekrönte Kostümdrama „The Favourite“ auf DVD.

Kein Film wie der andere – genau deswegen liebt er seinen Job, sagt Hoult: „Ständig taucht man in die unterschiedlichsten Welten ab und lernt verschiedene Zeitalter und andere Menschen kennen. Kein Tag gleicht dem nächsten, und ich kann mir ganz ehrlich kaum einen abwechslungsreicheren Beruf vorstellen.“
Selbst die gleiche Figur ändert sich im Lauf der Zeit, so wie eben in „X-Men“. Als er Beast „das erste Mal spielte, war er noch ein Schüler und alles war neu für ihn. Inzwischen unterrichtet er selbst an der Schule von Professor X“, sagt der Schauspieler nicht ohne Stolz.

Auch wenn es für das Kinopublikum ein weiter Weg ist von Beast zu J.R.R. Tolkien – für Hoult ist der Unterschied nicht allzu groß. „Natürlich musste ich für ,Tolkien‘ ein wenig recherchieren“, sagt er. „Aber ansonsten ist die Vorbereitung und Arbeit an einer Rolle für mich kaum anders.“
Jede Figur habe eine Persönlichkeit und eine Biografie, „in die ich mich hineinversetzen muss. Auch die Erwartungen sind oft ähnlich.“ Und zwar ähnlich hoch. Gerade wenn es um eine Legende wie Tolkien geht. „Ich habe so viel über ihn gelesen, wie ich konnte“, sagt Hoult.
Er sei immer auf der Suche nach kleinen Details, die ihm helfen, eine Person wirklich zu verstehen. Aber: „Viel wichtiger war es für mich, Kopien seiner Zeichnungen aufzutreiben und nachzumalen.“
Bald ein Superstar?
Hoult ist (noch) nicht der Megastar wie beispielsweise Jennifer Lawrence, die ebenfalls in „X-Men“ dabei ist und mit der er zwischen 2011 und 2014 liiert war. Sein Privatleben hängt er nicht an die große Glocke – auch nicht auf Instagram, wo er sich der Schallmauer von einer Million Fans nähert.
Dennoch weiß man, dass er mit dem Model Bryana Holly liiert und Vater eines einjährigen Sohns ist. Im Wickeln sei er „ziemlich gut“, sagt er. Aber: „Wahrscheinlich tun doch erst einmal alle jungen Eltern so, als wüssten sie, was sie da machen, bevor sie nach und nach lernen, worauf es wirklich ankommt.“ Sein Sohn habe jedenfalls sein ganzes Leben verändert.
Jetzt sei ihm klar, „wie kostbar Zeit und damit eben nicht zuletzt freie Zeit ist“. Damit keine Missverständnisse entstehen: An seiner Arbeit hat er sehr viel Spaß. Und überhaupt sei er nicht gut im Herumsitzen und Nichtstun.
Wenn er erst mal 30 ist …
Im Dezember wird der Brite 30 – „schon ein richtiges Alter“, wie er sagt. „Nicht dass ich Schiss hätte oder so. Aber auf jeden Fall ist das so eine Gelegenheit, wo man über die Zeit nachdenkt, die vergangen ist, und vor allem über die, die noch kommt.“ Hoult hofft, dass der neue Lebensabschnitt ihm beruflich die Zeit seines Lebens bringen wird. Die Chancen stehen nicht schlecht.
Vielleicht steht er dann auch wieder mit Rachel Weisz vor der Kamera. Die heute 49-Jährige lernte er beim Dreh zu „About A Boy“ kennen, bei „The Favourite“ sahen sie sich wieder. Er sei damals „ziemlich verschossen“ gewesen, erinnert er sich. „Heute weiß ich erst recht, was für eine tolle Frau sie ist.“