Herr Mutzke, nach Ihrem Kinderbuch „Komm mit ins Paradies der Träume“ ist im letzten Jahr Ihr Buch „So viel mehr. Meine Geschichte“ erschienen. Sie erzählen darin über Ihre Kindheit, über Schicksalsschläge und Ihre Karriere. Dennoch betonen Sie, dass es keine Autobiografie ist.
Max Mutzke: Ich würde es als ein autobiografisches Anekdotenbuch bezeichnen. Es gibt ebenso herzzerreißende und anrührende Geschichten wie auch solche, über die man herzhaft lachen kann. Und vor allem ist es extrem ehrlich.
Ich habe über die Alkoholsucht meiner Mutter, den Tod meines Bruders, die Privatinsolvenz meines Vaters geschrieben, über Dinge aus meiner Kindheit, die richtig wehgetan haben. Und für mich ist es das Schönste, wenn ich das Feedback höre: „Das Buch ist ergreifend, jedoch mit einem positiven Anstrich. Krass, was er erlebt hat, aber wie toll, wie er damit umgeht.“
Sie sagen von sich selbst, Sie seien ein krankhafter Optimist.
Mutzke: Ja, das stimmt. Mein Nachbar hat mal gesagt: „Es ist nie etwas so schlecht, dass es nicht für irgendetwas gut ist.“ Und genauso sehe ich mein Leben. Egal, wie hart ein Schicksal ist, es hat mich zu dem gemacht, der ich heute bin – und ich bin unfassbar dankbar für meine Lebenssituation, dafür, dass ich so leben darf, wie ich es tue.

Ihre Mutter war Alkoholikerin, ist letztendlich an den Folgen des Alkoholkonsums gestorben. Wie hat Sie das geprägt? Wie gehen Sie mit Alkohol um?
Mutzke: Die Realität zeigt, dass 70 Prozent der Kinder aus Alkoholiker-Familien selbst an einer Sucht erkranken. Ich hatte ganz großes Glück, dass mein Vater alles andere als Suchttendenzen hatte. Im Gegenteil war er extrem straight, stark, sehr nahbar, er ist stets gut gelaunt, ehrlich, extrem gut organisiert und optimistisch.
Im Gegensatz zu meiner Mutter, die flatterhaft war, instabil, immer auf der Suche nach Action, war er derjenige, der immer und verlässlich für mich und meine fünf Geschwister da war. Das haben die meisten Kinder in Suchtfamilien nicht. Er hat vieles aufgefangen.
Das heißt?
Mutzke: Drogen haben nie eine Rolle in meinem Leben gespielt. Ich habe erst sehr spät meinen ersten Alkohol getrunken, bis heute trinke ich nur in Maßen ab und zu ein Glas Wein oder ein Kölsch in der Kneipe – aber als Genussmittel.
Sie haben in unzähligen TV-Formaten mitgewirkt und hatten auch eine eigene Sendung. In der ersten Folge der Sendung „Sing meinen Schlager“ waren Sie Überraschungsgast für Matthias Reim und haben seinen Song „Ganz egal“ Max-Mutzke-like interpretiert. Matthias Reim war total geflasht. Ich finde, Sie sind musikalisch weit auseinander.
Mutzke: Matthias Reim steht für meine Antithese der Musik – für den Schlager, bei dem alle Songs so klingen, wie ich sie nicht mag. Er ist jedoch ein wirklich guter Songwriter und wenn man seine Alben hört, sind da gute Pop-Songs bei, die vielleicht weniger kommerziell sind, jedoch eine ganz andere Seite von ihm zum Vorschein bringen. Zudem hat er eine Lebensgeschichte, die in der Tat Respekt verdient.
Ich kann nachvollziehen, wie es ist, wenn man sich fast alles leisten kann und auf einmal in die Privatinsolvenz geht – das ist mein Kindheitstrauma. Ich habe den sozialen Fall selbst erlebt, als mein Vater insolvent war. Ihm hat der Humor geholfen, mit der Situation umzugehen. Er ist ein Stehaufmännchen und seit Jahren erfolgreich im Geschäft. Er ist nicht nur ein guter Musiker, sondern auch wirklich guter Typ.
Kannten Sie sich schon zuvor?
Mutzke: Nicht persönlich, aber sein „Verdammt, ich lieb dich“ war mein Kindheitsmantra.
Inwiefern?
Mutzke: Ich hatte als Kind einen Trettraktor, auf dem ich runter ins Dorf gesaust bin. Wenn ich ihn mühselig bergauf nach Hause schob, sang ich mantramäßig: „Verdammt, ich schieb‘ dich“.
Am 10. September werden Sie mit „Max Mutzke & Band – Live“ im Radolfzeller Milchwerk gastieren.
Mutzke: Ja, der Ticketverkauf hat bereits begonnen und ich hoffe, dass das Milchwerk richtig voll wird, denn so ein Konzert lebt immer von der Energie, die zwischen Musikern und Publikum entsteht.