Liebe Frau Engelke,
ich muss ja sagen: Ein bisschen beneide ich Sie. Sicher wollen Sie wissen, warum? Okay, ich sag‘s Ihnen. Es ist ganz einfach die Möglichkeit, entspannt mit dem Zug fahren zu können. Zugegeben, Ihr Wohnort Köln hat nicht nur schöne Ecken – aber die Stadt ist auf Schienen gut zu erreichen. Und man kommt von dort mit dem Zug auch ganz gut weg, wenn man das denn will oder wenn man das denn muss.
Angesichts dessen ist es wahrscheinlich nicht so schwer, eine „leidenschaftliche Bahnfahrerin“ zu sein. Als solche bezeichnen Sie sich selbst. Und wer sich wie Sie in Deutschland und Europa praktisch nur mit dem Zug fortbewegt, hat dieses Prädikat auch absolut verdient.
Entspannt unterwegs mit Anke Engelke
Im äußersten Süden der Bundesrepublik ist es allerdings nicht immer so einfach, eine leidenschaftliche Bahnfahrerin zu sein. Oft genug gibt‘s halt einfach keine Bahn, mit der man fahren könnte. Schwarzwaldbahn, Gäubahn … Erwähnen Sie die mal, wenn Sie in Südbaden unterwegs sind – da werden Sie Geschichten hören! Stoff ohne Ende für ein Buch, einen Film, eine ganze Serie!
Die Leute würden Ihnen vermutlich was erzählen, wenn Sie ihnen Ihr Geheimnis für entspanntes Zugfahren verraten: Sie nehmen sich Zeit und seien „nie wütend wegen der Verspätung“. Mal ehrlich: Wenn man zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort sein will, ist das nicht so leicht.
Kaffee und Fahrkartenkontrolle
Nichtsdestotrotz: Vielleicht sollten wir uns alle beim Bahnfahren nicht mehr so aufregen, sondern es machen wie Sie – mal bei der Deutschen Bahn um ein Praktikum bitten? Ja, das war Ironie. Aber ich ahne, warum Sie das machen. Man versteht besser, was man kennt, oder? Und wie Sie so schön sagen: Die Leute im Zug können nichts für Verspätungen und Zugausfälle, die machen einfach ihren Job. Stimmt natürlich, nervig ist‘s aber trotzdem, denn nicht für jeden kann der Weg das Ziel sein.
Aber zurück zu Ihrem Praktikum. Es dürfte durchaus interessant sein, in der von Guido Maria Kretschmer entworfenen Uniform Fahrkarten zu kontrollieren, Kaffee und kühle Getränke anzubieten (vor allem, wenn die Klimaanlage mal wieder nicht funktioniert) und Fragen zum Anschlusszug zu beantworten. Ich nehme an, die wenigsten Passagiere sind auf Krawall aus, da ergibt sich bestimmt immer mal wieder ein nettes Gespräch. Wer Bahn fährt, rechnet ja heutzutage nur mit dem Schlimmsten – da sind die Leute von positiven Erlebnissen jedes Mal überrascht.
Machen statt meckern
So ein Praktikum ist wirklich eine gute Idee. Wobei man ehrlicherweise sagen muss, dass es Ihnen als freiberufliche Komikerin, Schauspielerin, Entertainerin, Sängerin, Synchronsprecherin und Fernsehmoderatorin mit Sicherheit leichter fällt, zwischendurch mal in eine andere Berufswelt reinzuschnuppern, als den meisten anderen berufstätigen Menschen. Die können ja nicht einfach mal weg.
Aber allein, dass Sie so konstruktiv an die Sache rangehen, lieber machen als meckern, ist vorbildlich. Und auch, wenn wir nicht alle Zugbegleiter-Praktikanten werden können – in der Hinsicht nehme ich mir an Ihnen gern ein Beispiel und wünsche allzeit gute Fahrt!