Es kann sich nur noch um Stunden handeln, bis sich die ersten Schwäne beim Pampanin anstellen, um sich eine Kugel Vanille zu erschnattern, und die Stadtwerke Konstanz wegen der vielen Büro-Ventilatoren Atomstrom aus Fukushima zukaufen müssen. So heiß ist es derzeit in unserer schönen See-Metropole.
Vor allem Dachgeschossbewohner erleben diese bleiernen Hitzetage wie in Trance. Direkt unter einer ganztags eingeschalteten Kochplatte schläft es sich nur mit sehr geringem Erfrischungseffekt – und häufig auch gar nicht erst ein. Entsprechend wenig ist mit den Leuten momentan anzufangen.
Das Nachtruhe-Tagebuch der oberen Zehntausend (also der Zehntausend, die oben wohnen) sieht in etwa so aus: Montag vier Stunden Schlaf, vier Liter geschwitzt. Dienstag zwei Stunden Halbschlaf, sechs Liter geschwitzt. Mittwoch irgendwann in Ohnmacht gefallen und in einem Salzsee wieder aufgewacht. Donnerstag vier Stunden Schlaf, vier Liter geschwitzt und so weiter und so fort.
Keine Ahnung, wie man es da auf Dauer schaffen soll, die Herausforderungen des Arbeitsalltags zu bewältigen. Also etwa die Linie 13/4 unfallfrei über den Bodanrück zu chauffieren, Mohnschnecken ohne Wespenbeigabe in Papiertüten zu packen oder mit riesigen stählernen Apparaturen am Lago auf die Straße einzuhämmern und dabei jeden Tag 200 Kilo Kohlendioxid wegzuatmen.
Neun Tipps für eine kühlere Nacht
Doch es gibt Linderung. Dank Ihres SÜDKURIER (wir verzichten bewusst auf den Gähnitiv) können Sie heute endlich mal mit kühlem Kopf wegdämmern. Es folgen neun Tipps für Menschen, die unter dem Dach wohnen und diesen schlaflosen Sommer einfach nicht mehr aushalten. Für zehn war es uns leider zu heiß.
- Sie sind alleinstehend und sehen blendend aus? Dann klingeln Sie doch bei Ihrem Single-Nachbarn im Erdgeschoss Nordseite, der den ganzen Tag die Jalousien unten hat, und laden Sie sich zu einem Glas Sex on the Beach ein.
- Haben Sie ein E-Auto? Schließen Sie es an die Ladestation an und schlafen Sie bei eingeschalteter Klimaanlage im Wagen.
- Falls sich an Ihrer Wohnung ein Balkon befindet, richten Sie dort Ihr Nachtlager ein. So tragen Sie auch zur wichtigen Artenvielfalt bei. Schließlich liefern Sie nützlichen Insekten Futter. Und Ihr Körper sieht am nächsten Tag aus wie eine Blühwiese!
- Kleben Sie sich mit einem Sekundenkleber-Sand-Gemisch auf Ihrem SUP-Board fest und verbringen Sie die Nacht auf dem See. (Bitte die Positionslichter nicht vergessen.)
- Bleiben Sie einfach auf Arbeit, statt in die heimische Gluthölle zurückzukehren. Dank der ganzen Überstunden können Sie sich bestimmt bald eine etwas kühlere Wohnung leisten. Also falls Ihre Überstunden überhaupt bezahlt werden und der Chef nicht nur ab und zu mal ein Eis spendiert.
- Legen Sie die SÜDKURIER-Ausgaben des vergangenen Monats den Tag über in die Tiefkühltruhe und tapezieren Sie vor dem Schlafengehen ihr Schlafzimmer damit. (Das muss allerdings schnell gehen, damit der Effekt nicht vor dem Einschlafen verpufft.)
- Lassen Sie sich im Archäologischen Landesmuseum einschließen – dort sind die Räume der Sonderausstellung wegen der empfindlichen Exponate runtergekühlt. Sie haben doch in etwa die Figur eines Gladiators und fallen deshalb dem Sicherheitsdienst nicht weiter auf. Oder?
- Reißen Sie das Dach weg! Beachten Sie dabei die Hinweise unter Punkt 3 und stellen Sie zusätzlich eine Vogelscheuche auf. Nur für den Fall, dass ein paar Waldrappe auf Wanderschaft Ihre Wohnung mit Spanien verwechseln. Schließlich ist es bei Ihnen genauso heiß.
- Schlafen Sie im Keller! Wenn Sie Glück haben, räumen Sie den beim Schlafwandeln ganz nebenbei auch endlich mal auf.
Dieser Artikel erschien erstmals im August 2023 auf SÜDKURIER Online.