Er ist Chef eines Verbrechersyndikats und scheut weder Gewalttaten noch Korruption. Aber wie jeder echte Mafiaboss ist William Peachum ein Familienmensch: Als ihm Bordellbetreiberin Diana vorschlägt, um des guten Rufs seiner Firma willen seine Frau zu betrügen, ist er entsetzt. "Sex hat in meinem Leben nie eine entscheidende Rolle gespielt, ich bin eher ein intellektueller Typ", windet sich Jannis Keller alias Peachum.
Dialoge werden einstudiert
"Bestimmte Schritte in dieser Richtung werden von einem Mann in Ihrer Stellung geradezu erwartet", hält Delja Wilfert als Diana dagegen. "Diana hat recht, Willy. Diesen Aspekt haben wir bisher übersehen", sagt auch seine Frau (Büsra Kabakci). "Würden Sie nicht dauernd in diesem vergammelten Morgenrock herumlaufen, könnten Sie ganz flott aussehen", schmeichelt Diana.

"Wir brauchen noch einen vergammelten Morgenrock", unterbricht AG-Leiterin Dagmar Mader. "Im Seehasenfundus gibt es keinen. Hat von euch jemand einen? Aber keinen ollen Frotteemantel!" "Können wir erst mal weiterspielen und uns nachher um den Morgenmantel kümmern?", fragt Keller und ruft Tochter Polly auf die Bühne. "Stimmt es, dass du mit dem Käpten schläfst?", fragt er sie streng.

"Ich kann hier nicht sitzen, entweder ich rutsche oder ich muss ganz nach hinten", antwortet Carolin Arnold, die als Polly auf einer Sessellehne balanciert. Sie einigen sich darauf, die Szene im Stehen zu spielen. "Stimmt es, dass du mit dem Käpten schläfst?" "Ich dachte, dass du es dir so gedacht hast", sagt Polly jetzt. "Ausgezeichnet, Polly!", sagt der Vater. Am Ende der Probe hat ein Teilnehmer auf eBay sogar einen passenden Morgenmantel gefunden.

Die Theater AG des Graf-Zeppelin-Gymnasiums probt "Die Gauneroper" von Václav Havel. "Ich wollte schon immer Brechts Dreigroschenoper aufführen, aber 23 Lieder hätten den Rahmen gesprengt", sagt Mader. Sie entdeckte die Alternative im Werk des tschechischen Dichters, Dissidenten und Ex-Präsidenten. Auch hier liegt ihr die Beggar's Opera von John Gay zugrunde. Sie erzählt von den konkurrierenden Gangsterchefs Macheath und Peachum und macht daraus eine Parabel über schwindende Moral und einen allmächtigen Polizeiapparat.

"Ein paar Lieder aus der Dreigroschenoper nehmen wir auch noch mit rein", sagt Mader. Die Jugend-Musiziert-Preisträger Verena Seyboldt und Paul Frey singen etwa "Die Moritat von Mackie Messer" und das "Liebeslied". Die beiden sind seit Jahren Mitglieder der AG und wirken auch als Regieassistenten mit.
Die Theater-AG des GZG führt Václav Havels "Gauneroper" im Rahmen des Seehasenfests im Graf-Zeppelin-Haus auf. Aufführungen sind am 13. Juli um 18.30 Uhr, am 14. Juli um 18 Uhr, am 15. Juli um 10.30 Uhr.