Herbstzeit ist Pilzzeit. Damit es keine bösen oder gar lebensgefährlichen Überraschungen gibt, sollte sich jeder Pilzsammler genau informieren, bevor er mit dem Korb durch die heimischen Wälder streift. Einen ersten Eindruck von der Vielfalt und den wichtigsten Unterscheidungsmerkmalen gab am Samstag das Tagesseminar „Welcher Pilz ist das?“ im Naturschutzzentrum Eriskirch, geleitet von Dieter Heinzler aus Ravensburg.

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Sammler sollte sich zu 100 Prozent sicher sein, welchen Pilz er vor sich hat

„Man sollte nur Pilze essen, bei denen man sich zu 100 Prozent sicher ist, dass sie genießbar sind“, schickte der geprüfte Pilzexperte voraus. Sei man sich auch nur zu einem Prozent unsicher, sollte man lieber auf den Pilz verzichten. In diesem Sinne hatte das Seminar zum Ziel, Sicherheit zu vermitteln und vor allem zu zeigen, worauf es beim Pilzesammeln ankommt. Mit 16 Teilnehmern ging Dieter Heinzler in den Mariabrunner Wald. Ausgestattet mit Körbchen, Messer und Pilzbestimmungsbüchern machten sie sich auf die Suche nach schmackhaften Zutaten für die Pilzpfanne.

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Pilze herausdrehen oder abschneiden

Einige kannten sich schon ganz gut aus und zogen selbst los. Andere waren froh, den Fachmann an der Seite zu haben, der ganz genau erklärte, worauf zu achten ist. „Die Pilze werden prinzipiell aus dem Boden gedreht oder abgeschnitten und nicht herausgerissen“, informierte er. Befinde sich doch der eigentliche Pilz, das Myzel, unter der Erde und sollte nicht zerstört werden. „Der Pilz ist eigentlich nur die Frucht.“ Herausdrehen habe zudem den Vorteil, dass man auch die Basis als wichtiges Merkmal sieht. „Unbekannte Pilze sollten immer herausgedreht werden“, betonte er.

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Apps sind wie russisches Roulette

In kurzer Zeit füllten sich die Körbe mit den unterschiedlichsten Pilzen. „Bei uns wachsen etwa 6000 verschiedene“, erzählte Heinzler. Er selbst kenne etwa 600. Anfängern empfiehlt er, sich auf zwei oder drei Sorten zu konzentrieren, die man sicher bestimmen kann. Besteht doch bei nicht wenigen Speisepilzen Verwechslungsgefahr mit ganz ähnlich aussehenden Giftpilzen. Von aktuellen Pilzbestimmungsbüchern hält der Experte mehr als von Handy-Apps. „Pilze mit einer App zu bestimmen, ist wie russisches Roulette.“

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Wie man Täublinge erkennt

Nicht nur das Aussehen des Pilzes sei entscheidend, auch die Farbe der Sporen, der Geruch und der Geschmack könnten wichtige Kriterien sein. „Täublinge kann man gut probieren. Mild sind sie essbar, bitter heißt ungenießbar und scharf bedeutet giftig“, erläuterte Heinzler. Ja, man könne Täublinge tatsächlich probieren und wieder ausspucken, denn auf der Mundschleimhaut könne das Gift noch nichts ausrichten. Täublinge erkenne man außerdem daran, dass die Lamellen wie Mandeln brechen, wenn man mit dem Finger darüber streiche und der Stiel wie ein Stück Kreide breche.

Gelber Knollenblätterpilz und Anischampignon können leicht verwechselt werden

Nach einem ungenießbaren, nach Rettich riechenden Fälbling fand ein Kursteilnehmer einen Gelben Knollenblätterpilz. Eindeutig zu erkennen ist er an seiner Knolle, einem Ring am Stil und Hautresten auf dem gelblich-grünen Schirm. Die Geruchsprobe ergibt ein weiteres Merkmal: Der Pilz riecht wie alte, auskeimende Kartoffeln. Ab in den extra Korb mit unbekannten oder giftigen Pilzen!

Der giftige Gelbe Knollenblätterpilz ist an seiner Knolle und an weißen Lamellen erkennbar.
Der giftige Gelbe Knollenblätterpilz ist an seiner Knolle und an weißen Lamellen erkennbar. | Bild: Claudia Wörner

Zu finden sind im Mariabrunner Wald aber auch Parasole, die an ihrem verschiebbaren Ring und der genatterten Stielzeichnung relativ leicht zu erkennen sind, und Safranschirmlinge, die sich durch Druck oder bei einer kleinen Verletzung orange verfärben.

Der schmackhafte Parasol ist ein guter „Anfängerpilz“ und gut an seinem verschiebbaren Ring zu erkennen.
Der schmackhafte Parasol ist ein guter „Anfängerpilz“ und gut an seinem verschiebbaren Ring zu erkennen. | Bild: Claudia Wörner

Eine Teilnehmerin meinte, sie hätte einen weiteren Knollenblätterpilz gefunden. Bei dem Exemplar handelte es sich jedoch um einen Anischampignon, einen feinen Speisepilz. „Ein Champignon hat nie weiße und ein Knollenblätterpilz hat nie gefärbte Lamellen“, machte Heinzler auf ein Unterscheidungsmerkmal aufmerksam. In den Korb mit den Speisepilzen wanderten außerdem Rötelritterlinge, Schwarzblauender Röhrling, Semmelstoppelpilz, Pfifferling, Perlpilz und Brauner Filz-Röhrling.

Der braune Filz-Röhrling ist ein feiner Speisepilz.
Der braune Filz-Röhrling ist ein feiner Speisepilz. | Bild: Claudia Wörner

Wissenswertes in Sachen Pilzkunde

Zurück im Naturschutzzentrum Eriskirch gab es für die 16 Teilnehmer noch ein wenig Theorie in Sachen Pilzkunde. Sie erfuhren, wodurch sich zum Beispiel ein Steinpilz vom Gallenröhrling unterscheidet. „Er ist zwar nicht giftig, aber so bitter, dass er das ganze Essen verdirbt“, erläuterte der Pilzfachmann. Während der Flockenstielige Hexenröhrling ein sehr guter Speisepilz sei, sei der Netzstielige Hexenröhrling vor allem in Verbindung mit Alkohol giftig, informierte Heinzler weiter.

Theorie im Naturschutzzentrum Eriskirch: Im Pilzseminar erklärt Pilzprüfer Dieter Heinzler, worauf bei der Pilzbestimmung zu achten ist.
Theorie im Naturschutzzentrum Eriskirch: Im Pilzseminar erklärt Pilzprüfer Dieter Heinzler, worauf bei der Pilzbestimmung zu achten ist. | Bild: Claudia Wörner

Das Stockschwämmchen sei ein sehr guter Speisepilz, aber leicht mit dem Gift-Häubling zu verwechseln. „Stockschwämmchen sind eher was für Profis“, warnte Heinzler. Auf den Tischen befand sich die Ausbeute der Wanderung, eine Vielzahl an Pilzen in allen Formen und Größen. Dieter Heinzler nahm sich Zeit, um sie genau in Augenschein zu nehmen und zu sortieren.