Herr Heinzler, wo und wann findet man Pilze?
Man findet sie vor allem im Herbst, wenn genügend Feuchtigkeit vorhanden ist. Sie wachsen nahezu überall, wo der Boden nicht von zu vielen Pflanzen bedeckt ist. Viele Pilze leben in Symbiose mit einer oder mehreren Baumarten, das heißt, sie tauschen Nährstoffe aus. In feuchten, bemoosten Mulden, an Hängen oder an Baumstümpfen ist die Erfolgschance größer als auf dem ausgetrockneten Waldboden. Wo ein Pilz wächst, sind oft mehrere. Es lohnt sich also, den Blick im Wald schweifen zu lassen.
Wie sollten Pilze gepflückt und gesammelt werden?
Am besten dreht man den Pilz aus dem Boden heraus und bedeckt das Loch anschließend mit Moos und Erde, damit das Pilzgeflecht nicht austrocknet. Man kann den Pilz auch mit einem scharfen Messer dicht über dem Boden abschneiden, aber dann bleiben wichtige Merkmale der Stielbasis im Boden zurück, zum Beispiel die Knolle des Knollenblätterpilzes. Zum Sammeln eignet sich am besten ein Weidenkorb. Plastiktüten sind ungeeignet, da die Eiweißzersetzung beschleunigt wird. Ideal ist, wenn man die Pilze noch im Wald vorreinigt. Dann sieht man gleich, ob der Pilz Maden hat. Außerdem treten manche Unterscheidungsmerkmale besser zutage.
Wie kann man einen giftigen von einem genießbaren Pilz unterscheiden?
Grundsätzlich sollte man immer nur die Pilze sammeln, die man wirklich sicher kennt. Es gibt sehr viele verschiedene Unterscheidungsmerkmale. Am besten arbeitet man mit einem Bestimmungsschlüssel. Dort wird zum Beispiel gefragt, ob der Pilz Lamellen, Röhren oder Stacheln hat. Entsprechend geht es dann Schritt für Schritt weiter. Wenn der Hut des Pilzes bereits weich ist, sollte man ihn stehen lassen, da der Verwesungsprozess bereits eingesetzt hat. Auch alte Pilze können eine Lebensmittelvergiftung auslösen. Bei sehr jungen Pilzen sind noch nicht alle Merkmale zweifelsfrei ausgebildet und es besteht Verwechslungsgefahr.
Was kann man tun, wenn man sich nicht sicher ist?
Unbekannte Pilze sollte man immer in einen extra Korb geben. Befindet sich auch nur ein kleines Stückchen eines Grünen Knollenblätterpilzes unter den anderen Pilzen, kann das für eine Vergiftung ausreichen. Mit Pilzen, die man selbst nicht zweifelsfrei bestimmen kann, geht man am besten in die Pilzberatung oder zu einem Sachverständigen.
Wie viele Pilze darf man sammeln?
Bei uns gilt die Regel, dass man pro Person nicht mehr als ein Kilo Pilze pro Tag sammeln darf. Sammelt man mehr, handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit und es können empfindliche Geldstrafen verhängt werden.
Wie lange sind Pilze haltbar? Stimmt es, dass man sie nicht aufwärmen darf?
Kühl gelagert kann man sie auch noch ein oder zwei Tage nach dem Pflücken zubereiten. Es ist ein Ammenmärchen, dass man sie nicht aufwärmen darf. Es stammt noch aus der Zeit, als es keinen Kühlschrank gab. Ebenfalls ein Ammenmärchen ist, dass ein Silberlöffel anläuft, wenn sich ein giftiger Pilz im Pilzgericht befindet.
Wie essen Sie Pilze am liebsten?
Oh, da gibt es viele leckere Möglichkeiten, zum Beispiel mit Zwiebeln und Speck anbraten, mit Salz und Pfeffer würzen und dazu ein Bauernbrot. Größere Schirmlinge, wie den Parasol, kann man auch wie ein Schnitzel panieren und braten.