St. Georgen Bürgermeister Michael Rieger, Mitglieder der Verwaltung und einige Gemeinderäte der Stadt St. Georgen waren kürzlich in der finnischen Partnerstadt Vesilahti. Was sie dort erlebten und was die Delegation dort besonders begeisterte, schildern sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

2000 Straßenkilometer nördlich von St. Georgen liegt die Stadt Vesilahti. Seit 2002 besteht eine Städtepartnerschaft zwischen der 4500 Einwohner kleinen Gemeinde und St. Georgen. Die Verbindungen gibt es aber bereits seit Mitte der 1990er Jahre, als wegen zunächst privater Kontakte des damaligen Rektors der Realschule, Jörg Heyse, die ersten Realschüler zum Schüleraustausch nach Vesilahti fuhren. Ein Jahr später, 1996, kamen die ersten Austauschschüler in den Schwarzwald und es entstand der erste Kontakt zum damaligen Bürgermeister Wolfgang Schergel. Auch unter Heyses Nachfolgerin Hedwig König wurden die Verbindungen zunächst auf Schulebene immer weiter vertieft – bis schließlich 2002 die offizielle Städtepartnerschaft besiegelt wurde.

Die jetzige Dienstreise von Bürgermeister Michael Rieger und Vertretern der jeweiligen Fraktionen des Gemeinderats war der erste offizielle Besuch seit zehn Jahren. „Abgesehen von einem Kurzbesuch anlässlich der Beerdigung von Erkki Paloniemi“, sagt Rieger. Paloniemi war von 1994 bis 2019 Gemeindedirektor von Vesilahti und einer der Gründerväter der Städtepartnerschaft.

Erinnerungen an den Anfang

Aktuell stand nun unter anderem ein Treffen mit dem aktuellen Gemeinderat und neuen Bürgermeister von Vesilahti als Kennenlerntermin auf dem Programm. „Auch haben wir ehemalige Gemeinderäte getroffen“, sagt Rieger. Dass die Verbindungen auch über viele tausend Kilometer und auch bei unregelmäßigem Kontakt noch funktionieren, zeigt sich daran, „dass viele Menschen dort immer noch nach Wolfgang Schergel und Harald Mittelstaedt fragen“, freut sich Rieger. Mittelstaedt war früher Mitglied im Gemeinderat und im Partnerschaftsausschuss der Stadt und hat in den ersten Jahren den Aufbau der Städtepartnerschaft intensiv begleitet.

Eingeladen wurden die Gäste aus dem Schwarzwald zum alle fünf Jahre stattfindenden Narvafest, etwa vergleichbar mit dem St. Georgener Stadtfest. Während Bürgermeister Michael Rieger und Hedwig König (Freie Wähler) auch auf privaten Reisen schon mehrfach in Vesilahti zu Gast waren und Hans-Peter Rieckmann (Freie Wähler) als Mitglied der Stadtmusik die Gemeinde und die Menschen ebenfalls schon kennt, war der fünftägige Trip der erste Besuch für die Gemeinderatsmitglieder Kirsten Heinzmann (Grüne Liste), Lothar Schwarz (Initiative für St. Georgen) und Stefan Rosenfelder (CDU).

Was ist ihnen am meisten aufgefallen? „Die Menschen sind sehr authentisch. Ihre Herzlichkeit ist keine Show“, sagt Kirsten Heinzmann, die die Gegend „wie eine Zeitreise in eine heile Welt von früher“ bezeichnet. Die Warmherzigkeit ist auch Stefan Rosenfelder im Gedächtnis geblieben. Lothar Schwarz war von der „Ruhe und Gelassenheit begeistert, die die Menschen ausstrahlen.“ Sicher hätten auch die Menschen dort ihre alltäglichen Probleme und Herausforderungen zu meistern: „Aber ich denke, die gehen gelassener damit um.“ „Diese durchgängige Einfachheit“, beschreibt Hans-Peter Rieckmann als etwas, von denen man sich hierzulande eine Scheibe abschneiden könnte. „Bei uns ist alles reglementiert. Dort wird noch vieles improvisiert.“

Das Leben kostet mehr Geld

Was Hedwig König auf ihren vielfachen Besuchen in Vesilahti festgestellt hat: dass „die Menschen dort viel mehr Geld fürs Leben ausgeben.“ Nicht nur, weil die Lebensmittel deutlich teurer sind als in Deutschland. Sondern auch, weil die Menschen die Herkunft von Lebensmitteln anders wertschätzten. Auch gingen die Finnen achtsamer und respektvoller mit der Landschaft und Natur um. Eigenschaften, die sich die Reiseteilnehmer gerne auch mehr von den Menschen in Deutschland und insbesondere auch von manchen Bürgerinnen und Bürgern in der eigenen Stadt wünschten.

„Dort sieht man keinen Müll auf den Straßen und Plätzen, keine achtlos weggeworfenen Zigarettenkippen“, stellten die Reiseteilnehmer fest, die mit zahlreichen wunderbaren Eindrücken und der Erkenntnis „Vesilahti ist toll zum Urlaub machen, wenn man die komplette Ruhe sucht“ von der Reise zurückkehrten.