In Kindertagesstätten sind männliche Erzieher noch eher selten. Laut dem Statistischen Bundesamt lag der Männeranteil am pädagogischen Personal in Kitas im Jahr 2022 bundesweit gerade einmal bei 7,9 Prozent.
In Villingen-Schwenningen beschäftigt die Stadtverwaltung in den Kindertageseinrichtungen und an Schulen im Rahmen der Ganztagesbetreuung insgesamt 488 Betreuungskräfte. Lediglich 39 (also rund acht Prozent) hiervon sind männlich.
Einer davon ist Mario Kälble, der seit Juli neuer Leiter der Kindertagesstätten (Kitas) in den Villingen-Schwenninger Stadtbezirken Tannheim und Rietheim ist. „Ich bin gerade am Ankommen und in der Eingewöhnung und verschaffe mir einen Überblick, wie hier gearbeitet wird“, sagt der 34-jährige im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Er hat zuvor bereits in Altheim bei Biberach an der Riss und in Ehingen Kitas geleitet, wie er berichtet.
Bevor Kälble jeweils ein Jahr als Au Pair in Schottland und England war, hat er eine Ausbildung zum sozialpädagogischen Assistenten absolviert. „Zu meiner Zeit hieß es noch Kinderpfleger“, so Kälble. Im Anschluss folgte dann die Ausbildung zum Erzieher.
Eine besondere Herausforderung
Zwei Kindertagesstätten in Tannheim und Rietheim zu leiten sei für ihn eine besondere Herausforderung. „Ich vergleiche dies ein bisschen mit meiner Arbeit in Ehingen. Dort habe ich mit der Kinderkrippe und dem Kindergarten auch zwei Teams geleitet, allerdings alles in einem Gebäude“, so Kälble. Wichtig sei für ihn jetzt zu Beginn seiner Tätigkeit, die Teams näher kennenzulernen.
Wo und wann er in welcher Kita sei, werde nach den Sommerferien besprochen. „Neben meinen Leitungsaufgaben und den Bürotätigkeiten bin ich noch neun Stunden in der Woche bei den Kindern“, so Mario Kälble.
Kreative Bereiche und Rückzugsorte
Das Infans-Konzept als Grundlage für die pädagogische Arbeit in beiden Kitas habe ihn dazu bewogen, sich auf die Stelle zu bewerben. „Das offene Konzept, in dem es keine festen Gruppen gibt, sondern die Kinder nach ihren Bedürfnissen entscheiden, in welchen Bereich sie morgens gehen, hat mich sehr beeindruckt.“
Die kreativen Bereiche, in denen unter anderem mit Lego gebaut und konstruiert werden könne, die Rückzugszonen mit Leseecke, der großzügige Garten in Tannheim mit vielen Spiel- und Bastelmöglichkeiten würden zur Selbstbildung anregen.
„Dazu gehört auch ein Forschungsbereich mit 3D-Drucker, ein großer Bewegungsraum und ein Bereich, in dem die Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen können“, zählt Kälble auf.
Die klassische Einteilung in einzelne Gruppen gebe es bei dem offenen Konzept nicht und dies mache die beiden Kitas so besonders.
Lange Spaziergänge in der Umgebung
Die Mittagspausen nützt Kälble, der in Trossingen wohnt, derzeit zu Spaziergängen in den beiden Gemeinden, um die Gegend etwas besser kennenzulernen. Dass es einen Bogenschützenverein in der Nähe gibt, hat er auch schon entdeckt. Denn das Bogenschießen gehört neben dem Gärtnern zu Hause im Hochbeet zu seinen Freizeitaktivitäten.
Den Abend lässt er gern beim gemütlichen Essen ausklingen. Von seiner kreativen Seite zeigt sich Kälble nicht nur bei den Renovierungsarbeiten im Haus, sondern auch ab September auch als Dozent in der Volkshochschule Trossingen.
„Ich bin zusätzlich Multiplikator für Atelier- und Werkstattpädagogik und werde in einem Kurs mit Kindern Erdfarbe herstellen“, verrät Kälble.
Zuerst werde im Vorfeld untersucht, was sich neben Erdpigmenten alles in der Erde selbst finde, von Plastikresten und Scherben bis zu Pflanzenresten. „Mit den Erdfarben wird dann ein Steinzeitbild erstellt“, so Kälble zum Kurs.