Die Psychotherapeutin Dina Schwarz (gespielt von Lou Strenger, 33) hat ihren ersten Job in der Tasche – und was für einen: Im Essener Ruhr-Klinikum wird sie für die psychosoziale Beratung des medizinischen Personals eingestellt. 4000 Mitarbeiter, von denen viele wegen extremer Arbeitszeiten und psychischer Überlastung auf dem Zahnfleisch gehen, doch ihre Hilfe zuerst nicht annehmen wollen. Dina erkennt schnell, dass oft gerade die, die täglich ihr Bestes für das Wohl anderer geben, vergessen, auf ihre körperliche und mentale Gesundheit zu achten.

Psychische Gesundheit ist ein großes Thema unserer Zeit. „In der jüngeren Generation tut sich viel“, so Strengers Eindruck, „aber bekanntlich glaubt der Mensch nicht an etwas, was er nicht sehen kann. Psychische Krankheiten sind so wenig greifbar, dass die Betroffenen sich immer noch viel erklären oder rechtfertigen müssen.“ Von Schulen würde sich die Schauspielerin deshalb wünschen, „dass weniger Allgemeinwissen und mehr Anleitung zum Menschsein gelehrt wird“.

Szene aus „David und Goliath“: Dina Schwarz (Lou Strenger) versucht Nathan Freye (Tristan Seith) vom Selbstmord abzuhalten. So viel sei ...
Szene aus „David und Goliath“: Dina Schwarz (Lou Strenger) versucht Nathan Freye (Tristan Seith) vom Selbstmord abzuhalten. So viel sei verraten: mit Erfolg. | Bild: Martin Rottenkolber, WDR

Die Schauspielerin, aufgewachsen in Ludwigsburg als Tochter eines Weinbauern, hat über drei Jahre eine therapeutische Ausbildung gemacht – ohne Pläne, anschließend zu praktizieren – und arbeitet zum Teil in dem Beruf, begleitet je nach Kapazität nach eigener Aussage eine Handvoll Klienten.

Der Grund? „Mein Interesse an Psychologie und die Lust am Lernen waren schon immer da. Während Corona hat sich endlich dazu ein Zeitfenster geöffnet“, sagt Strenger. Schauspiel und Therapie hätten viele Gemeinsamkeiten: „Man beschäftigt sich bei beidem im Kern mit der Frage, war einen Menschen antreibt und zu dem macht, der er ist.“

Schauspielerin mag Krankenhäuser nicht

Die vorerst zwei „David und Goliath“-Filme spielen im Krankenhaus – eine Einrichtung, mit der Dina-Darstellerin Strenger wenig anfangen kann, nicht mal auf dem Bildschirm. „Ich muss gestehen“, sagt sie, „dass ich eine ziemlich ausgewachsene Krankenhaus-Aversion hege.“

Eine Klinik-Serie würde sie sich – ähnlich wie einen Horrorfilm – wohl nicht anschauen. „Ich finde das System dort nicht menschenfreundlich“, sagt sie – auch wenn ohne Frage Mediziner und Pflegekräfte ihr Bestes tun.

„Ich glaube an Prävention und einen eigenverantwortlichen Umgang mit seiner Gesundheit“, sagt Strenger. „Unter anderem aus der Erfahrung heraus, dass wirklich gute Pflege, Hilfe und Zeit in den Krankenhäusern an Geld, Beziehungen und Privilegien gebunden sind.“ Ihre Erfahrung: „Eine alte Person wird anders behandelt als beispielsweise ein junger Privatpatient, dessen Eltern mit dem Arzt befreundet sind. Ein Krankenhaus sollte in der Lage sein, alle gleich zu behandeln und wirklich helfen zu können. Die Realität sieht aber leider anders aus.“

Um vier Uhr hat der Wecker geklingelt

Gedreht wurde in einem richtigen Krankenhaus während des laufenden Betriebs, wenn auch in einem stillgelegten Trakt. Das habe dennoch Einfluss auf die Ernsthaftigkeit und Disziplin am Set gehabt, „weil man den Menschen dort gerecht werden wollte“, wie Strenger erklärt. Dafür hat sie einiges auf sich genommen: „Ich bin jeden Morgen um vier Uhr aufgestanden und kam spät zurück.“

Das Pensum sei enorm gewesen, aber: „Wenn etwas Spaß macht, dann fühlt es sich nicht wie Stress an.“ Am Set habe es auch deshalb viel zu lachen gegeben, weil Regisseur Janosch Chávez-Kreft bekannt sei für seine Streiche. Trotz der konzentrierten Arbeit habe laut Strenger immer auch eine gewisse Aufregung und Vorsicht geherrscht, „welcher Fuß als nächstes heimlich mit Kabelbinder am Tischbein festgemacht wurde“.

Dina Schwarz (Lou Strenger, links) und Klinikchefin Dr. Veronika Jelinek (Ulrike C. Tscharre).
Dina Schwarz (Lou Strenger, links) und Klinikchefin Dr. Veronika Jelinek (Ulrike C. Tscharre). | Bild: Martin Rottenkolber, WDR

Spaß hat Strenger auch die erneute Zusammenarbeit mit Ulrike C. Tscharre (53) gemacht, die Dinas Chefin Dr. Veronika Jelinek spielt. Die Schauspielerinnen kennen sich vom Dreh der Serie „Höllgrund“. Tscharre ist voll des Lobes für die jüngere Kollegin und deren Gespür für Timing, was für die gemeinsamen Szenen großartig gewesen sei: „Wir haben uns herrlich duelliert in unseren Dialogen.“

Auch umgekehrt gibt es Lob: „Mit Ulrike war vom ersten Tag bei ,Höllgrund‘ sofort eine große Sympathie und Spielfreude da“, erinnert sich Strenger. „Die Vertrautheit, die wir nun mit ans Set brachten, hat es noch mal viel mehr ermöglicht, einerseits in die Tiefe zu gehen und andererseits sich in den Wortgefechten nichts zu schenken. Das war wie Tennis in einem richtig guten Match.“

Schon in der Serie „Höllgrund“ waren Lou Strenger (links, als Tanja) und Ulrike C. Tscharre (als Moni) Kolleginnen.
Schon in der Serie „Höllgrund“ waren Lou Strenger (links, als Tanja) und Ulrike C. Tscharre (als Moni) Kolleginnen. | Bild: Studio Zentral, SWR

An Dina bewundert Strenger deren Resilienz und die Fähigkeit, nach einer Niederlage aufzustehen. Sie mag, wie sie sagt, ihren lebensbejahenden Pragmatismus und ihre Kämpfernatur. Gleichzeitig sagt sie über ihre Figur aber auch: „Sie macht mich wahnsinnig mit ihrer Überverantwortung und Selbstvernachlässigung.“

Weil Herausforderungen sie reizen, wäre sie in einer Situation wie der, in der Dina in „David und Goliath“ ist, „wahrscheinlich ähnlich größenwahnsinnig gewesen“, hätte bei so viel Gegenwind aber „vermutlich schneller die Koffer gepackt“.

Die ARD zeigt „Therapie und Praxis“ und „Wahrheit oder Pflicht“ am 24. September und 1. Oktober 2025 jeweils um 20.15 Uhr. In der Mediathek sind die Filme bereits verfügbar.