Die Bodensee-Schiffsbetriebe Konstanz (BSB) haben Pläne für eine neue Werft am alten Standort in der Schublade. Die liegen allerdings auf Eis, bestätigt Josef Siebler, Sprecher der Stadtwerke Konstanz, zu der die BSB gehören. Denn der "Hintere Hafen" wurde vor einem Jahr zum Sanierungsgebiet erklärt. Die Stadt will das rund zehn Hektar große Areal zwischen Eckenerstraße und Fährhafen städtebaulich aufwerten und besser an die Alt- und Innenstadt anbinden. Ein Projekt, das 2016 in die Städtebauförderung des Landes aufgenommen und gleich mit 1,4 Millionen Euro bedacht wurde.
Doch so richtig vorwärts geht es mit diesem Vorhaben nicht. Dabei scheint nunmehr klar zu sein, dass die Stadtwerke Konstanz die Häfler Werft nicht verlagern wollen, wie vonseiten der Stadt jahrelang gehofft worden war. "Alle Schiffe der BSB, auch der Katamaran-Reederei Bodensee, können in der eigenen Werft in Friedrichshafen an Land genommen und revisioniert werden. Die BSB werden diesen Standort deshalb auch dauerhaft betreiben", erklärt der Stadtwerke-Sprecher auf Anfrage dieser Zeitung.
Seitdem die Bodan-Werft in Kressbronn 2011 geschlossen wurde, ist die einzige Werft auf der deutschen Seite des Bodensees für die Stadtwerke samt BSB nahezu unverzichtbar. Zwar könnten die BSB auch die Werften im österreichischen Fußach und in Romanshorn (Schweiz) nutzen. Aber um die sechs Fährschiffe der Stadtwerke Konstanz regelmäßig zu warten und auch Schiffe für den Eigenbedarf auf der eigenen Werft zu bauen, brauche das Unternehmen ein Trockendock, das 90 Meter lang, 20 Meter breit und fünf Meter tief ist.
Derzeit können in Friedrichshafen Schiffe bis maximal 60 Meter Länge und zwölf Meter Breite in der Werfthalle "aufgebockt" werden.
Deshalb soll das neue Werftgebäude am Hinteren Hafen zirka 30 Meter länger werden. Mit 28 Metern wäre es nahezu doppelt so breit wie die heutige Werfthalle, die derzeit zwei Seitenschiffe hat, in denen sich Werkstätten, Lager und Umkleiden befinden. Die "neue" Werft soll aber nicht nur verlängert, sondern auch ein Stück vom Wasser abgerückt und nach hinten versetzt werden. Damit stünde das Gebäude dann in einer Flucht mit dem Zeppelinmuseum. Diese Verschiebung der Halle in Richtung Romanshorner Platz würde die jetzige Engstelle vor dem Werfttor beseitigen und auf der Seestraße Platz schaffen für eine Fortführung der Promenade – auch wenn es weiterhin eine Lösung geben muss, um die Schiffe aus dem Wasser in die Werft zu bekommen. Derzeit werden die Schiffe, die maximal 480 Tonnen wiegen dürfen, per Schrägaufzug in die Halle bugsiert. Architektur und Bauweise der als „gläsernen Werft“ konzipierten Pläne würden den Hinteren Hafen zudem städtebaulich aufwerten, so Siebler.
Die Baukosten kalkuliert das Unternehmen auf 23 Millionen Euro. Viel Geld, das die Konstanzer mit der Vermarktung jener Flächen am Hinteren Hafen finanzieren wollen, die für den Werftbetrieb künftig verzichtbar sind. Neben einem Teilstück von 4870 Quadratmetern direkt neben der Werfthalle könnte ein 5700 Quadratmeter großes Gelände südwestlich des Hafenbeckens verkauft werden. Damit stünde in der Summe theoretisch eine Fläche von rund einem Hektar im Interesse städtischer Entwicklungsmaßnahmen zur Verfügung. Diese Refinanzierung sei mit der Ausweisung des Sanierungsgebiets "Hinterer Hafen" derzeit aber nicht möglich, so Josef Siebler. Deshalb lägen die Pläne für die neue Werft vorerst auf Eis.
Sanierungsgebiet
Die Stadt Friedrichshafen will das etwa zehn Hektar große "Sanierungsgebiet Hinterer Hafen" in den nächsten Jahren städtebaulich neu ordnen und aufwerten. Eigentümer der Flächen sind die Stadt Friedrichshafen, die Konstanzer Bodensee-Hafen-Gesellschaft, der Ruderverein Friedrichshafen und Privatbesitzer. Konkrete Pläne gibt es noch nicht. Oberbürgermeister Andreas Brand erklärte im Dezember, die Werft gehöre zum Stadtbild, weshalb sie in die städtebauliche Planung einbezogen werden soll. Anfang Januar sagte er bei einem Treffen des Altstadtforums außerdem, der Hintere Hafen könne erst entwickelt werden, wenn für den Ruderverein ein neues Domizil gefunden und klar sei, wo es alternative Flächen für das Seehasenfest gibt. (kck)