Eigentlich hätten dem Seehasen am Dienstag in den Tiefen des Bodensees die Löffel klingeln müssen. Gab doch der Seehasen-Fanfarenzug vor dem Medienhaus am See den klangvollen Auftakt für die Vorstellung des Buches "Seehasenfest 1949: Wie alles begann".
"Das Seehasenfest sollte als Kinder- und Heimatfest Mut machen in einer schweren Zeit", sagte Bürgermeister Andreas Köster. Niemand habe 1949 damit gerechnet, dass es das Fest schlechthin werde. "Im positiven Sinne befindet sich Friedrichshafen im Ausnahmezustand." Köster dankte allen, die zum Gelingen des Buches beigetragen haben, allen voran Karl Hess, der als Archivar des Seehasenfestausschusses für die Texte und das Zusammentragen der Fotos verantwortlich war und nun sein Amt abgibt. Robert Ackermann, neuer Präsident des Seehasenpräsidiums, freut sich, dass das Buch pünktlich zum Fest fertig wurde. "Jeder Häfler, der das Seehasenfest als Kind erlebt hat, erinnert sich beim Anblick des Seehasen an seine eigenen Erlebnisse."

Karl Hess stellte das 69 Seiten umfassende Buch vor und berichtete vom Entstehen des Werks. Er wälzte Gemeinderatsprotokolle ab dem Jahr 1948, sprach mit Zeitzeugen und begab sich auf die Suche nach Fotos und Dokumenten. "Mich interessierte, wie Stadträte und der Bürgermeister zum neuen Kinderfest standen und wie etwaige Hürden überwunden wurden." Von 60- und 70-Jährigen sei er vertröstet worden, wenn er sie nach Fotos fragte. "Viele wollten ihre Erinnerungen für sich behalten." 80-Jährige hätten ihm schließlich ihre Fotoalben fürs Seehasenarchiv gebracht, um sie in guten Händen zu wissen. Aus so einem Album stammt die Bilderserie über die Herstellung des ersten Zeppelinwagens, der mehr als 30 Kinder befördern konnte.

Hess war in Kontakt mit den ersten beiden Schützenkönigen Kurt Albrecht und Johannes Weißhaupt. Er sprach mit der Frau – sie möchte ungenannt bleiben –, die zum ersten Seehasenfest ein Kleid aus gestärkten Papierbögen trug und das heute zu den Schmuckstücken des Seehasenarchivs gehört. "Es ist ein einmaliger Beweis für die Ideen und die Schaffenskraft dieser Zeit", so Hess. In einem eigenen Kapitel beschäftigt er sich mit der Aufführung des Theaterstücks "Frau Wendelgard". Zahlreiche Fotos zeigen die Kinder beim Umzug und die Texte geben wieder, wie das Fest die ganze Stadt in seinen Bann zog.
Erhältlich ist das Buch während des Seehasenfestes am Info-Stand an der Freitreppe im Uferpark zum Preis von 12 Euro.