Licht an, Bass laut und dann ist sie da: Nena gibt bei ihrem Konzert im Graf-Zeppelin-Haus alles. Sie hüpft von links nach rechts, auf und ab, immer im Takt mit ihren Zuhörern. Die 59 Jahre merkt man der Sängerin dabei kaum an. Und das bewundert das Publikum.

„Nena ist unglaublich. Sie wirkt auf uns sehr jugendlich“, sagt etwa Sabine Lövenich, die gemeinsam mit ihrer Tochter Amina zum Konzert gekommen ist. „Es ist für mich das erste Konzert und dann gleich Nena„, freut sich Amina. „Dass das Konzert nach drinnen verlegt wurde, ist wirklich schade“, sagt Sabine Lövenich allerdings auch.

Es ist kaum eine halbe Stunde ihres Auftrittes vergangen, da springt Nena auf einer etwa vier Quadratmeter großen Plattform inmitten ihrer Fans. Das Publikum grölt. „Fast so, wie in meinem Proberaum 1977“, vergleicht die Sängerin die kleine Bühne mit den Anfängen ihrer Karriere. Schon immer sei ihr die Nähe zu den Fans sehr wichtig gewesen. „Es war ganz besonders. Auf einmal war sie uns so nah“, sagt Mara Förster, die aus Überlingen zum Konzert gekommen ist.

Mit Klassikern wie „Vollmond“, „Irgendwie, irgendwo, irgendwann“ und „99 Luftballons“ reißt Nena nicht nur ihre Fans der ersten Stunde mit. Und auch die neuen Lieder überzeugen. Auf ihrer Sommertour durch Deutschland hat die Sängerin ihren Sohn Sakias Kerner dabei. Mit ihm singt sie das Lied „Manchmal ist ein Tag“. Der Funke springt über, die Besucher tanzen und singen. Nena wirkt euphorisch: „Obwohl ich schon seit 40 Jahren auf der Bühne stehe und eigentlich Routine habe, ist jedes Konzert aufs Neue etwas ganz besonderes. Einfach faszinierend, berauschend. Danke Friedrichshafen.“

Einigen Konzertbesuchern wird es im Saal zu zu warm
Auch am zweiten der beiden Konzertabende, die eigentlich unter freiem Himmel hätten stattfinden sollen, kocht der Saal regelrecht. „Das geht ja heiß los!“, kommentiert Michael Patrick Kelly, der von einem singenden Publikum begrüßt wird. In der ersten Reihe fließen sogar Freudentränen, als er die Bühne betritt. 2900 Zuschauer jubeln ihm zu. Viele von ihnen kennen jede Silbe seiner Lieder. Bei „Shake away“ schließlich tanzt und singt nicht nur der Saal – sondern auch das Foyer. Hierhin sind rund 200 Menschen ausgewichen, denen es ganz drinnen zu warm geworden ist.

„Wäre es möglich gewesen, hätten wir die Karten zurückgegeben“
„Es ist praktisch, dass man von hier aus noch die Bühne sieht“, kommentiert Monika Congradyova, die ihren Junggesellinenabschied feiert und mit ihrem Tutu die Blicke auf sich zieht. Die Laune lässt sie sich dabei nicht verderben, auch wenn sie ganz klar sagt: „Es ist drinnen viel zu warm.“ Eine ihrer Begleiterinnen, Helena Ströbele, ergänzt: „Wir hatten mit dem Open-Air geplant. Wäre es möglich gewesen, hätten wir die Karten auch zurückgegeben und stattdessen auf dem Weinfest in Meckenbeuren gefeiert.“
Andere loben die Konzert-Atmosphäre im GZH
Familie Fuchs hat ebenfalls den warmen Saal verlassen, ist sich aber einig: „Wir lassen uns die Laune nicht davon verderben, dass es kein Open-Air geworden ist. Das Konzert ist toll!“ Die achtjährige Maria steht auf einem Stuhl, um besser sehen zu können und tanzt dort oben mit.

Manche erfuhren erst vor Ort von der Verlegung
Auch Brigitte Wolf, die mit ihrem Mann Bernd aus Vöhringen nach Friedrichshafen gekommen ist, urteilt: „Es ist ein super Konzert, sehr angenehme Atmosphäre, top organisiert, akustisch klasse.“ Bernd Wolf räumt ein: „Natürlich wäre es noch cooler, würde es draußen stattfinden.“ Die beiden wurden von der Verlegung nach drinnen noch dazu überrumpelt: Sie erfuhren die Änderung erst bei ihrer Ankunft. Aber – auch da sind sich die beiden einig: „Wir kommen wieder, wenn hier wieder etwas in der Art stattfindet.“

Die ersten Fans sind schon früh angereist
Dirk Beckmann, Geschäftsführer der Zehrer Gastronomie, der an diesem Konzertabend entspannt dem Konzert lauschen kann, weil er nicht fürs Catering zuständig ist, zeigt sich beeindruckt von Kellys treuen Fans. „Die Ersten sind schon gestern Früh um 8 Uhr angereist“, verrät er. Sie seien zum Kaffeetrinken ins Restaurant gekommen. Zuerst habe er gedacht, Nena-Fans vor sich zu haben, doch er wurde eines Besseren belehrt: „Sie wollten sichergehen, auch ja ganz vorn einen Platz zu ergattern.“

Was nach den zwei Konzerten bleibt, sind erschöpfte, glückliche Gesichter und der vielfach geäußerte Publikumswunsch: Große Stehkonzerte im Graf-Zeppelin-Haus sollten nicht nur eine Notlösung für abgesagte Open-Air-Veranstaltungen bleiben.