Sommerkonzerte im Graf-Zeppelin-Haus statt davor? Eine Dauerlösung scheinen darin weder Organisatoren noch die große Masse an Besuchern zu sehen. Während bei Konzertveranstaltern wie Vaddi Concerts und Allgäu Concerts parallel bereits die Planungen für den Open-Air-Sommer 2020 laufen, ist eine Frage bislang offen: Haben Konzerte auf dem Freigelände unterhalb des Graf-Zeppelin-Hauses (GZH) doch eine Zukunft?

Verlegung der Konzerte verhinderte möglichen Rechtsstreit
Dort, direkt am Bodenseeufer, hätte eigentlich auch die Bühne für Nena und Michael Patrick Kelly stehen sollen. Im Juni hatten allerdings zwei Anwohner des GZH über ihre Anwältin angekündigt, unter Umständen das Verwaltungsgericht einzuschalten, um bei diesen Konzerten einen ausreichenden Lärmschutz sicherstellen zu lassen.
Ein Festhalten an den Open-Air-Plänen hätte für die Stadt als Genehmigungsbehörde das Risiko eines Prozesses bedeutet. Damit wäre außerdem ein kurzfristiges Verbot der Konzerte nicht auszuschließen gewesen. Für Vaddi Concerts hätte das einen Verlust von 280 000 Euro bedeuten können, wie Geschäftsführer Marc Oßwald Anfang Juli gegenüber dem SÜDKURIER sagte. Der Vorverkauf lief längst auf Hochtouren, da wurden beide Konzerte ins GZH verlegt. Die Gefahr eines Rechtsstreits war damit gebannt.
Die Zeit für eine Wiederaufnahme 2020 wird knapp
Die Verlegung der Konzerte und der Umstand, dass bereits gekaufte Tickets nicht zurückgegeben werden können, sorgten für viel Unmut. Ein Festhalten an den Open-Air-Plänen und ein Rechtsstreit hätten – früher oder später – zu einem Ergebnis geführt, das die Stadt nun auf anderem Wege erlangen will: Sicherheit. Unter welchen Voraussetzungen sind Konzerte vor dem GZH rechtlich durchsetzbar?
„Die Klärung aller rechtlichen Fragen – wie etwa Zulässigkeit, Immissionswerte und Verfahrensfragen – benötigt Zeit“, teilt Monika Blank, Sprecherin der Stadtverwaltung auf SÜDKURIER-Anfrage mit. Die Entscheidung gegen Open-Air-Konzerte beim GZH betreffe dieses Jahr. „Für die Zukunft wollen wir Rechtssicherheit schaffen – und können dann sagen, ob im nächsten Jahr das Format der Open-Air-Konzerte am GZH wieder aufgenommen werden kann.“ Dann sei auch die Zeit für Planungen mit Konzertveranstaltern gekommen.

„Da die ersten beiden Open-Air-Konzerte beim GZH im vergangenen Jahr kurzfristig geplant und organisiert werden konnten, sind wir zuversichtlich, dass – falls es weiterhin Open-Airs geben soll – wieder eine kurzfristige Planung realisiert werden kann.“
Vaddi-Concerts-Geschäftsführer: Verlegung bleibt Ausnahme
„Wir planen jetzt unsere Open-Air-Veranstaltungen für 2020“, so Oßwald. „Eine verbindliche Aussage seitens der Stadt bis Ende August würde noch reichen um das Open-Air in Friedrichshafen in unsere Planungen für 2020 aufzunehmen“, grenzt er ein. „Die Verlegung ins Graf-Zeppelin-Haus bleibt eine Ausnahme, die den Zwängen in diesem Jahr geschuldet ist.“ Eine Dauerlösung sehe er darin nicht. „Außerhalb des Sommers schätzen wir das Graf-Zeppelin-Haus jedoch sehr und werden auch zukünftig mit zugkräftigen Künstlern kommen, die mit Nena und Michael Patrick Kelly vergleichbar sind“, so Oßwald.
Zunächst treten Nena und Michael Patrick Kelly nun aber auf, Kelly sogar vor ausverkauftem Saal. Die Vorbereitungen im GZH liefen gestern Nachmittag auf Hochtouren – zunächst für das Nena-Konzert. Am Samstag wird für Michael Patrick Kelly umgestaltet.
Eindrücke von den Vorbereitungen am Donnerstagnachmittag finden Sie hier:
Karten und Anreise
Für das Nena-Konzert heute Abend werden noch Karten (57,20 Euro) an der Abendkasse erhältlich sein. Einlass ist ab 17 Uhr, Konzertbeginn um 19 Uhr, vor Nena steht die deutsche Pop-Band Lupid auf der Bühne. Das Konzert von Michael Patrick Kelly morgen ist ausverkauft.
Die Tiefgarage des Graf-Zeppelin-Hauses bleibt heute und morgen tagsüber bis 16 Uhr geschlossen. So sollen nach Angaben der Stadtverwaltung für die Besucher der beiden Konzerte die maximalen Parkkapazitäten freigehalten werden. „Wir empfehlen jedoch die Anreise mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit dem Fahrrad beziehungsweise zu Fuß“, ergänzt Stadtsprecherin Monika Blank. Sperrungen, mit denen Parksuchverkehr im vergangenen Jahr aus den Straßen in der Nachbarschaft des GZH gehalten wurde, wird es nicht geben.