„Ein äußerst lohnenswerter Museumsbesuch. Wenn man bislang den Namen Zeppelin auf die legendäre Hindenburg reduziert hat, dann werden einem hier in dieser wirklich tollen Ausstellung die Augen für die Vielseitigkeit der Luftschifffahrt und des Unternehmens Zeppelin geöffnet“, heißt es in einer aktuellen Google-Rezension über das Zeppelin Museum.

Seit zehn Jahren in Friedrichshafen

Eine, die es sich auf die Fahnen geschrieben hat, genau diese Vielseitigkeit der Zeppelin-Luftschifffahrt zu zeigen und interdisziplinär mit zeitgenössischer Kunst zu verbinden, ist Claudia Emmert. Sie ist promovierte Kunsthistorikerin, studiert hat sie Kunstgeschichte und Germanistik an der Universität Stuttgart. Von 2009 bis 2014 war sie Gründungsdirektorin des Kunstpalais und Leiterin der Städtischen Sammlung Erlangen, bevor sie im Jahr 2014 den Direktorenposten am Zeppelin Museum von Ursula Zeller übernahm.

Das Zeppelin Museum lockt viele Besucher an.
Das Zeppelin Museum lockt viele Besucher an. | Bild: Lisa Sperlich

Doch sie gesteht offen: „Als ich von Erlangen nach Friedrichshafen kam, hatte ich von Luftschifffahrt noch gar keine Ahnung, da ich aus der Kunstgeschichte kam und bis dato gesellschaftspolitische Ausstellungen konzipiert habe.“ Aber dennoch hat sie den Schritt in die Zeppelinstadt gewagt und ging mit einem neuen Ansatz an die Sache ran. „Die neue Aufgabe hat mich damals sehr gereizt, denn die Ausgangslage ist schon speziell: Ein Technik- und ein Kunstmuseum unter einem Dach. Einerseits liegt der Fokus auf der Luftschifffahrt, andererseits ist die Stadt Besitzerin einer äußerst hochwertigen Kunstsammlung.“

Aus dieser Konstellation hat sie versucht, eine Stärke zu machen und eine Brücke zu schlagen zwischen den Geistes- und Naturwissenschaften. „Mein Ansatz war: Wir bringen die beiden Sammlungen inhaltlich zusammen und fokussieren uns bei den Wechselausstellungen darauf, inwiefern technische Innovationen die Gesellschaft verändern.“

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Preisgekrönte Wechselausstellungen

Im denkmalgeschützten Gebäude des Hafenbahnhofs wird nicht nur die weltweit größte und bedeutendste Sammlung zur Geschichte der Luftfahrt, sondern auch eine Kunstsammlung, die die großen Meister aus Süddeutschland vom Mittelalter bis zur Neuzeit umfasst, ausgestellt. Unter der Ägide von Emmert orientieren sich die Wechselausstellungen an der Gegenwart.

Im Arbeitszimmer des Grafen von Zeppelin müssen die Besucher Rätsel lösen, um die Konstruktionspläne eines neuen Luftschiffes zu finden. Die temporäre Ausstellung „Into the deep. Minen der Zukunft“ befasste sich hingegen mit knapp werdenden Ressourcen und den Folgen daraus. Das wurde auch ausgezeichnet: In diesem Jahr ging der mit 30.000 Euro dotierte Lotto-Museumspreis, der jährlich von Lotto Baden-Württemberg in Kooperation mit dem Museumsverband Baden-Württemberg vergeben wird, an das Zeppelin Museum.

Claudia Emmert, Leiterin des Zeppelin Museums Friedrichshafen, inmitten der Ausstellung „into the deep – Minen der Zukunft“.
Claudia Emmert, Leiterin des Zeppelin Museums Friedrichshafen, inmitten der Ausstellung „into the deep – Minen der Zukunft“. | Bild: Cuko, Katy

Künftig nun Intendantin am Kunstmuseum Bonn

Deshalb darf sich Claudia Emmert wohl nicht über zu wenig Aufmerksamkeit beklagen – im Gegenteil: Die Stadt Bonn wurde auf die Häfler Direktorin aufmerksam. In einer Bonner Ratssitzung wurde Ende September beschlossen, dass Emmert die neue Intendantin des Kunstmuseums werden soll. Claudia Emmert wird Friedrichshafen im Dezember nächsten Jahres verlassen. „Das Kunstmuseum Bonn hat Prestige und verfügt über eine unglaubliche Kunstsammlung. Und Bonn, als politische Stadt, in der kulturell viel geboten ist, ist natürlich spannend“, sagt Emmert.

Vergangenen Freitag hat sie den Vertrag nun unterschrieben. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Aber natürlich schmerzt es mich auch, dass ich hier ein tolles Team zurücklassen muss.“ Wobei sie auch der Meinung ist: Ein Wechsel tue jedem Museum gut. „Es ist wichtig, dass Direktions- und Intendanz-Posten nach einigen Jahren neu besetzt werden, denn jeder Neue hat eine andere Herangehensweise und bringt eigene Ansätze mit, die ein Museum weiterbringen.“