Aus der Nähe des Lipbachs kommt er her: Der Feldvermesser von Kluftern. Bekannt als ein übler und unehrlicher Bursche, dem zahlreiche Spukgeschichten im Dorf zu verdanken sind, war er früher für die Vermessung der Felder rund um Kluftern zuständig. Denen, die ihn zum Lohn zusätzlich noch Wein, Kirschwasser oder Fleisch gaben, steckte er mehr Land ab – so heißt es in der Sage des Göhrelöchners. Als Strafe für sein unehrliches Verhalten zieht der Feldvermesser seit dem Jahr 1971 während der Fasnet als Göhrelöchner durch Kluftern und Umgebung. Er hört auf den Narrenruf "Göhrelöchner – hopp, hopp".
Andreas Lamm kennt sich mit der traditionellen Figur bestens aus. Er ist seit 2002 Mitglied im Narrenverein, seit 2014 Zunftmeister. Bei den Umzügen während der Fasnet läuft er selbst als Göhrelöchner mit. "Unsere Figur ist sehr beliebt. Mit der Maske hat sogar schon die Sparkasse geworben und auch ein Möbelhaus – ohne, dass wir als Zunft davon wussten", sagt Lamm im Gespräch mit dieser Zeitung.
Häs mit Maske kostet 700 Euro
Das Wichtigste am Häs des Göhrelöchners ist die selbstgefertigten Holzmaske. "Wir haben hier eine recht dunkle Farbgebung. Die Maske ähnelt einem Geist, ist aber deutlich freundlicher", erklärt Zunftmeister Lamm. Grundlage für die erste Fertigung der Maske 1971 war eine frühere Maske (siehe unten), deren Gesichtsausdruck aber deutlich gruseliger ist, als das des Göhrelöchners. "Damit die Kinder bei den Umzügen keine Angst bekommen, hat sich die Zunft damals entschieden, ein freundlicheres Gesicht zu nehmen", begründet Lamm. Der Wert der Holzmaske beläuft sich auf etwa 300 Euro – ohne Hut, der zudem speziell von einem Hutmacher angefertigt wird.
Dazu trägt der Göhrelöchner ein erdbeerrotes Wams mit einer Bauchkette, knielange dunkelgrüne Hosen mit Kniebund sowie weiße Strümpfe und schwarze Schuhe. "Über den Schultern haben wir zwei unterschiedliche lange Ketten. Die galten früher als Maßeinheiten, und symbolisieren das Handwerk des Feldvermessers", erklärt der Zunftmeister. Insgesamt ist das Häs etwa 700 Euro wert. Der Narrenverein verleiht auch Häser – für all diejenigen, die das "erste Mal Fasnetluft schnuppern wollen". Masken bekommen die Mitglieder der Zunft standardgemäß ab 13 Jahren. In Ausnahmefällen auch schon mit 12 Jahren.
Fasnettermine in Kluftern
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Zunftabend, 3. FebruarIm Bürgerhaus Kluftern findet ab 19.30 Uhr der Zunftabend der NZ statt. Etwa 50 Akteure des Narrenvereins und Tanzgruppen aus der Umgebung zeigen ihr Können. Als Höhepunkt kündigt Zunftmeister Andreas Lamm die "Dream Boys" an, die eine lustige Geschichte rund um ein Suppenhuhn auf die Bühne bringen. Auch die Bambinis der Narrenzunft haben sich für den Abend etwas einfallen lassen. "Nicht nur Publikum aus Kluftern ist eingeladen, sondern auch aus der Umgebung", betont Lamm. Für musikalische Unterhaltung und Tanz sorgt die Band "Seefeuer". Karten gibt es an der Abendkasse.
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Schmotziger Dunschtig, 8. FebruarBeginnend mit einem gemeinsamen Frühstück von Narrenzunft und Lumpenkapelle startet der Schmotzige Dunschtig für die Klufterner. Dann geht es zum Wecken durchs Dorf. Gegen 9 Uhr befreien die Narren die Schüler, stürmen das Rathaus und entmachten den Ortsvorsteher. Einen Dorfumzug von Efrizweiler zum Bürgerhaus mit Narrenbaumstellen gibt es um 14 Uhr. Anschließend findet ein närrischer Hock mit verschiedenen Einlagen im Bürgerhaus statt. Für Unterhaltung und Stimmung sorgt die Band "Dos Amigos".
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Kinderball, 9. FebruarBuntes Programm, Spiele und eine Tombola gibt es für Kinder um 14.30 Uhr im Bürgerhaus Kluftern. Für musikalische Unterhaltung sorgen die Lumpenkapellen und ein DJ. Der Eintritt ist frei.
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Narrenbaumfällen und Kehraus, 13. FebruarDer Narrenbaum am Bürgerhaus wird um 19 Uhr gefällt, anschließendes Kehraus in der Zunftstube mit Urnenbestattung der Fasnet.
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Funken, 18. FebruarDas Funkenabrennen in Efrizweiler beginnt um 19 Uhr. Die Narrenzunft sorgt für Bewirtung. Ab 14 Uhr gibt es Kaffee und Kuchen, ab 17 Uhr Wurst und Getränke. (lip)
Die Göhrelöchner sind eine von drei Maskengruppen der NZ Kluftern. Zweite Figur ist der Widerwurz, ein Kobold, der den Gegenspieler des Göhrelöchners darstellt und diesen mit seiner Zange neckt. Und dann gibt es noch den Schloßbur, einen verarmten Landadligen, der Evridus de Wilar genannt wird. Neben den Maskengruppen gehören zur Zunft außerdem die Kluftinger Rebleut – das sind Weinbauern in Sonntagskleidung des 19. Jahrhunderts – sowie der Elferrat. Insgesamt zählt die NZ Kluftern circa 160 aktive und 100 passive Mitglieder. "Ehrlich gesagt bin ich froh, dass wir eine so kleine Zunft sind. Jeder kennt jeden, man hält zusammen und hat viel mehr Spaß. Bei größeren Vereinen stelle ich mir das ganz anders vor", sagt Lamm.
Ein wichtiger Termin neben der Fasnet im Dorf ist für die Hästräger der Jubiläumsumzug in Leimbach am Sonntag, 28. Januar. Die Narrenzunft Hugeloh, die Gastgeber dieser Veranstaltung, sind nämlich die Patenkinder der NZ Kluftern. "Um Mitglied im Allemannischen-Narren-Ring (ANR) zu werden, braucht eine Zunft zwei Patenzünfte, die dafür bürgen, dass die Narren die Fasnet auch wirklich leben", erklärt Lamm. Patenzünfte der Klufterner sind Friedrichshafen und Ravensburg. Neben dem ANR ist die Zunft auch noch Mitglied in der Interessensgemeinschaft Häfler Narrenzünfte (IGHN). "Dort sind nur Zünfte aus Friedrichshafen und seinen Teilorten. Wir helfen uns gegenseitig. Fehlt zum Beispiel ein Lautsprecher für einen Ball, dann wird er von einer anderen Zunft geliehen", sagt Lamm.

Fasnet nicht nur im Dunstkreis
Zu den Terminen im Narrenkalender der NZ Kluftern gehören nicht ausschließlich Umzüge in der Umgebung. Alle vier Jahre fahren die Hästräger zum Rosenmontagsumzug nach Freiburg – so auch in diesem Jahr. "Besonders daran ist, dass wir gemeinsam mit der Narrenzunft Lottenweiler zum Umzug fahren. Und eventuell fahren sogar die Hugelohs aus Markdorf mit", freut sich Lamm. Musikalisch unterstützt werden die Klufterner Hästräger von der Lumpenkapelle des Dorfes. "Wir sind auch ganz schön froh, dass wir die Musiker haben und sie uns auf den Umzügen begleiten", sagt Lamm. Zwischen den Lumpenmusikern und Hästrägern bestehe ein freundschaftliches Verhältnis, man unterstützt sich gegenseitig.
Zusammenarbeit ist auch für das kommende Jubiläum der NZ Kluftern wichtig, das im Jahr 2021 ansteht. "Wir kümmern uns jetzt schon um die Planung und Erfüllung der ganzen Sicherheitsvorschriften für unseren großen Umzug und dem Umzug mit Narrenbaumstellen am Tag davor. Beim letzten Jubiläum gab es noch nicht so viel zu beachten. Das wird von Mal zu Mal mehr", sagt Lamm. Dennoch ist sich der Zunftmeister sicher: "Tradition und Spaß an der Fasnet vergehen trotz aller Vorschriften nicht."
Mehr Informationen unter: www.nz-kluftern.de