Wo werden die Schüler der Albert-Merglen-Schule künftig unterrichtet? Längst braucht die Grundschule mehr Platz, das Gebäude in der Heinrich-Heine-Siedlung ist zudem ein Sanierungsfall. Doch immer wieder wurde die Schule bei den Planungen hintenan gestellt. Schließlich wurde ein Neubau beschlossen, über den richtigen Standort entbrannte allerdings ein Streit.

Die Albert-Merglen-Schule steht heute in der Heinrich-Heine-Straße.
Die Albert-Merglen-Schule steht heute in der Heinrich-Heine-Straße. | Bild: Cuko, Katy

Im Sommer 2022 hatte der Gemeinderat für einen Neubau am Hauptfriedhof gestimmt. Wegen eines drohenden Bürgerentscheids folgte die Kehrtwende, ein Neubau am alten Standort sollte es sein. Doch dann begann die Debatte erneut, denn: Schulbetrieb und Neubau in der Heinrich-Heine-Straße funktionieren nicht parallel. Die Grundschule müsste für die Bauzeit umziehen. Für die Interimslösung auf der grünen Wiese bestand allerdings noch kein Baurecht.

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Wie kam der Fallenbrunnen 18 ins Spiel?

Aus dem Gremium kam daher der Vorschlag, den Fallenbrunnen 18 als Alternative zu nutzen. CDU, SPD/Linke, Freie Wähler und FDP beantragten, das ehemalige Kasernengebäude als Schulstandort zu prüfen. Die Verwaltung sagte dies zu und spricht sich nun für den dauerhaften Umzug der Albert-Merglen-Schule in das Gebäude aus. Am 6. März wird dies im Kultur- und Sozialausschuss beraten, am 18. März muss der Gemeinderat entscheiden.

Sollte sich der Gemeinderat für einen Umzug der Schule in den Fallenbrunnen aussprechen, müsste das Gebäude kernsaniert werden.
Sollte sich der Gemeinderat für einen Umzug der Schule in den Fallenbrunnen aussprechen, müsste das Gebäude kernsaniert werden. | Bild: Wieland, Fabiane

Die Stadt hat eigenen Angaben zufolge neben baulichen Aspekten, Nachhaltigkeit, Kosten und Projektdauer geprüft, aber auch Potenziale für die Schulentwicklung, die Lage im Schulbezirk sowie die Anbindung betrachtet. Wie Bürgermeister Andreas Hein bei einem Pressegespräch erklärte, ist im Fallenbrunnen 18 – das Gebäude liegt zwischen dem Kulturhaus Caserne und dem Studentenwohnheim – eine bis zu vierzügige Ganztagsschule möglich. Zudem könnte ein Ganztagskindergarten mit fünf Gruppen realisiert werden. Das ermögliche Kooperationsmöglichkeiten und einen nahtlosen Übergang vom Kindergarten in die Grundschule.

Stadt sieht Potenzial für den Häfler Westen

Zudem ergeben sich nach Ansicht der Stadt Potenziale für den gesamten Häfler Westen. So könnte der Grundschulstandort Fischbach auch langfristig dreizügig bleiben, ebenso würde sich am Standort Schnetzenhausen nichts ändern, so der Plan der Stadt. Im Fallenbrunnen bestünden bei steigenden Schülerzahlen auch ausreichend Kapazitäten für Kinder aus Fischbach.

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Der Fallenbrunnen liegt nach Angaben der Stadt in „westlicher Randlage des jetzt Schulbezirks“. Falls der Gemeinderat dem neuen Standort zustimme, sollen in einem separaten Prozess der Zuschnitt der Schulbezirke, die Schulwege und auch die Busverbindungen betrachtet werden. Andreas Hein zufolge soll die Anbindung ergänzt und optimiert werden, damit die Grundschule aus dem gesamten Schulbezirk erreichbar ist. Für die Neufassung sei dabei noch genügend Zeit. Hein: „Von den heutigen Grundschulkindern wird keines betroffen sein.“ Sie alle werden ihre Grundschulzeit noch am bisherigen Sandort beenden.

Andreas Hein nach der Wahl zum neuen Sozialbürgermeister in Friedrichshafen.
Andreas Hein nach der Wahl zum neuen Sozialbürgermeister in Friedrichshafen. | Bild: Cuko, Katy

Das Schulamt und die Albert-Merglen-Schule haben Stellungnahmen abgegeben. Vorteile sieht die Schule im Platzangebot, einem Standort fernab der Industrie und dem Wegfall einer Interimslösung. Bewusst sei der Schulleitung und dem Kollegium, dass der Standort im Fallenbrunnen „am Rande unseres derzeitigen Schulbezirks liegt“. Dies hätte zur Folge, dass die Kinder aus der Heinrich-Heine-Siedlung einen wesentlich längeren Schulweg in Kauf nehmen müssten, manche vielleicht mit dem Bus kommen würden. Für andere verkürze sich der Schulweg hingegen. „Wichtig wäre es“, so die Schule, „im Voraus zu überlegen, wie der Schulweg bewältigt werden kann.“

Wie soll das Gebäude umgebaut werden?

Das Gebäude gehört der Stadt. Die Bausubstanz soll erhalten bleiben, das Gebäude muss allerdings kernsaniert und für die künftige Nutzung angepasst werden. Vorteile sieht die Stadt darin, dass keine zusätzlichen Flächen versiegelt werden müssten. Für den Bau einer Sporthalle im Innenhof müsste allerdings das Baurecht geändert werden. Auch eine Interimslösung entfalle, die Schule müsse damit nur einmal umziehen. Zudem sieht Hein eine Zeit- und Kostenersparnis.

Neben der Grundschule könnte auch noch ein Kindergarten einziehen.
Neben der Grundschule könnte auch noch ein Kindergarten einziehen. | Bild: Wieland, Fabiane

In der Machbarkeitsstudie werden Kosten von 16,5 Millionen Euro für die Ertüchtigung als Schulstandort genannt. Für den Kindergarten werden 5,3 Millionen Euro, für freie Flächen 3,7 Millionen und für den Neubau einer Sporthalle 3,8 Millionen Euro angesetzt. Die Stadt macht aber klar: „Die Angaben enthalten noch hohe Unschärfen.“ Weitere Kosten würden für den Umzug und die Schulweggestaltung entstehen. In einer Vergleichsmatrix gibt die Verwaltung grobe Kosten an. Für einen Neubau am bisherigen Standort geht sie von 10.000 Euro pro Quadratmeter, für den Schulstandort im Fallenbrunnen von 6000 Euro pro Quadratmeter aus. Bis zur Fertigstellung im Fallenbrunnen würden rund viereinhalb Jahre vergehen, so die Prognose. Bei einem Neubau am bisherigen Standort wären es sechs.

„Das Bürgerbegehren hat den Anstoß dafür gegeben, noch einmal über Alternativen nachzudenken“, blickt Stadtsprecherin Monika Blank auf die Entwicklungen zurück. So sei man zum jetzigen Ergebnis gekommen. „Aus unserer Sicht ist das die beste Lösung“, so die Sprecherin. Ob der Gemeinderat das genauso sieht, das werden die nun anstehenden Beratungen zeigen.