Kurz stocken einige Badegäste am Dienstagmorgen, 17. September, als sie, entgegen der angekündigten Wiedereröffnung, vor einer verschlossenen Tür des Sportbads stehen. Beim Blick durch die Fensterwand in das belebte Innere wird aber schnell klar: Die frohe Kunde ist wohl nur noch nicht bis zur Durchgangstür von der Tiefgarage zum Eingangsbereich vorgedrungen. Also geht es für die zahlreichen Badegäste zunächst kurz durch den Regen zum Haupteingang.

Für sie ist es das erste Mal im Friedrichshafener Sportbad nach vielen Monaten. Zeitweise war das Angebot bereits im Frühjahr eingeschränkt. Zu Beginn der Freibadsaison machte die Stadt die etwa 40 Millionen Euro teure Anlage dann wegen Personalmangels endgültig für den offenen Betrieb dicht. Beispielsweise Kurse und Schulklassen kamen weiter rein. Einnahmen aus dem Eintritt für alle fehlten aber über Monate.

Die Lage bleibt angespannt

Nun ist die Freibadsaison vorüber und das Sportbad pünktlich zum herbstlichen Wetterumschwung seit Montag, 16. September, wieder geöffnet. Die personelle Situation der Bäder ist nicht nur in Friedrichshafen unsicher, sagt eine Sprecherin der Stadt: „In zahlreichen Städten werden die Hallenbäder schon seit Jahren im Sommer geschlossen, um die Freibadsaison personell zu bewältigen.“ Sichere Vorhersagen und Garantien sind so kaum auszusprechen. „Oft ist ein einziger Krankheitsfall die Ursache für eine Reduktion der Öffnungszeiten.“

Zwischen Mai und September bleibt das Sportbad für den offenen Betrieb geschlossen. Das Personal reicht nicht für Freibäder und Sportbad ...
Zwischen Mai und September bleibt das Sportbad für den offenen Betrieb geschlossen. Das Personal reicht nicht für Freibäder und Sportbad aus. Zum Ende der Freibadsaison steht nun wieder mehr Bäder-Personal zur Verfügung. | Bild: Björn Spegel

Für Herbst und Winter kann das Sportbad erstmal personell aufstocken. Mitarbeiter aus Strand- und Wellenfreibad sowie sieben Saisonkräfte sind schon im Einsatz, die Mitarbeiter des See- und Freibads Fischbach sollen auch noch dazukommen. Außerdem arbeiten aktuell drei externe Fachangestellte für Bäderbetriebe für die Häfler Bäder. „Wir tun also alles, um eine weitere Schließung zu vermeiden“, sagt die Sprecherin weiter. Zwar müssten nun schon einige Krankheitsfälle zusammenkommen, damit eine erneute Schließung ins Haus stünde, allerdings kann der Fall auch nicht völlig ausgeschlossen werden.

Außerdem habe die Stadt den Sommer genutzt, um „Arbeitsprozesse neu zu ordnen und damit auf guter Grundlage neu zu starten. Auf dieser Grundlage werden wir auch als Arbeitgeber attraktiver“. Nach Fachangestellten für Bäderbetriebe und Rettungsschwimmern sucht die Stadt weiterhin.

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Verständnis und Unmut bei den Badegästen

Dass das millionenschwere Sportbad kurz vor Herbstbeginn wieder geöffnet hat, freut die Badegäste am Dienstag. Für das Hin und Her der Öffnungszeiten im Frühjahr und die endgültige Schließung über den Sommer zeigen sie eine Mischung aus Verständnis und Unmut.

„Ich finde es eine Katastrophe“, sagt etwa Johann Ungemach aus Friedrichshafen. Die Personalnot lässt er nicht als Ausrede durchgehen. „Für die Summe, für die sie das hier aufgebaut haben, haben sie an den falschen Enden gespart.“ Er und Frau Jessica Ungemach waren vor der Schließung regelmäßig da. Mit ihren beiden Kindern wären sie auch im kalten und verregneten Frühsommer gerne schwimmen gegangen, konnten so aber nicht.

Jessica und Johann Ungemach aus Friedrichshafen nutzen den freien Dienstagmorgen, um nach Monaten endlich wieder im Sportbad schwimmen ...
Jessica und Johann Ungemach aus Friedrichshafen nutzen den freien Dienstagmorgen, um nach Monaten endlich wieder im Sportbad schwimmen zu gehen. Das Hin und Her um die teure Anlage ärgert die beiden. | Bild: Daniel Vedder

Mit gemischten Gefühlen blickt Selina Botzenhardt aus Kressbronn auf die Lage. Sie war im vergangenen Winter regelmäßig mit ihrem kleinen Sohn im Sportbad und will nun auch nach der Wiedereröffnung einmal wöchentlich mit ihm schwimmen gehen. Einerseits versteht sie, dass die Stadt nicht für alle Bäder genügend Arbeitskräfte hat. Andererseits kann sie auch nachempfinden, warum Bademeister und Rettungsschwimmer dem Job den Rücken kehren: „Was sollen sie machen, wenn sie kein Personal haben? Ich kann aber auch jeden verstehen, der keine Lust hat, für schlechte Bezahlung zu arbeiten und dann kündigt.“ Gerade, weil sie auch oft mit unfreundlichen Menschen zu tun hätten.

Nicht nur in Friedrichshafen vermisst

Einmal wöchentlich wollen auch Bernhild und Albin Ströbele aus Markdorf wieder nach Friedrichshafen kommen. Auch sie waren vor der Schließung Stammgäste. „Am Anfang hatten wir es schon vermisst, weil es auch so abrupt war.“ Den restlichen Sommer konnten die Alternativen den Wegfall für die beiden gut kompensieren. Über Herbst und Winter bleibt den Markdorfern nur übrig, die Daumen zu drücken, dass keine erneute Schließung droht.

Bernhild und Albin Ströbele aus Markdorf wollen nun wieder einmal wöchentlich schwimmen gehen – solange das Sportbad geöffnet bleibt.
Bernhild und Albin Ströbele aus Markdorf wollen nun wieder einmal wöchentlich schwimmen gehen – solange das Sportbad geöffnet bleibt. | Bild: Daniel Vedder

Die Schließung des Sportbads und dessen Zukunft beschäftigt auch Menschen außerhalb des Bodenseekreises. Friedrich und Gesina Hittinger aus Waterdingen bei Singen kommen gerne zum Schwimmen in die Zeppelinstadt. „Es war furchtbar, als das Bad schließen musste. Aber beim Thema Personalknappheit haben wir schon Verständnis“, sagt Friedrich Hittinger. Warum sie so weit anreisen? Sie haben nichts Vergleichbares in Singen. Außerdem finden die beiden Friedrichshafen so schön und nutzen auch gerne die Chance, gute Bekannte zu besuchen.

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Bleibt das Sportbad zur Freibad-Saison 2025 wieder zu?

Jetzt hat das Sportbad also erstmal geöffnet. Dass die Stadt im nächsten Frühling wieder vor ähnlichen Problemen steht wie 2024, ist nicht ausgeschlossen. „Wie sich die Personalstruktur zur nächsten Freibadsaison entwickeln wird, können wir heute noch nicht abschätzen. Die Ausschreibungen und Suche nach geeignetem Personal lief den ganzen Sommer und wird weiterhin laufen“, sagt die Stadtsprecherin auf Anfrage.