Jahrzehntelang haben Argumente wie Sicherheit, Beamtentum, hervorragende Vereinbarkeit von Familie und Beruf Generationen von jungen Menschen überzeugt. Und auch heute beginnen noch viele junge Menschen ein Lehramtsstudium. Doch die Zahl derer, die ein Studium abbrechen oder das Fach wechseln, ist höher als in anderen Studiengängen. Die Uni Potsdam hat sogar eine 50-Prozent-Abbrecherquote ermittelt und begründet das mit dem berühmten Realitätsschock.

Von der Schule an die Uni, von der Uni zurück an die Schule. Wie realistisch kann da das Bild vom Lehrerberuf sein? Und was, wenn die hochgepriesenen Privilegien vielleicht gar nicht das sind, was motivierte, junge Menschen heute wollen? Experten sehen die Lösung in Bildungsmobilität und gehen teilweise so weit, dass der Quer- und Seiteneinstieg im Lehrerberuf die Norm werden sollte.
In Form von Menschen mit Berufs- und Lebenserfahrung, die Privilegien zu schätzen wissen, gleichzeitig aber auch flexibel genug sind, wieder raus aus dem Beruf zu gehen und etwas anderes zu machen. Ist es nicht genau diese Durchlässigkeit und Flexibilität, die sich junge Arbeitnehmer heute wünschen? Ist es wirklich noch zumutbar, sich mit 18 Jahren für einen Job mit wenig Entwicklungsmöglichkeiten zu entscheiden, den man dann fast 50 Jahre lang machen muss?
Dahinter steht die große Frage, ob das Berufsbeamtentum im Lehramtsberuf mit seinen Starrheiten des Öffentlichen Diensts in puncto Stellenbesetzung, Besoldungsgruppen und vielem mehr überhaupt noch zukunftsfähig ist oder ob man sich nicht längst – wie in anderen EU-Ländern auch – von diesen vermeintlichen Privilegien lösen muss, um den Weg für ein neues Lehrerberufsbild frei zu machen.