Die schöne neue Digitalwelt hat ihre Tücken. Besonders für Menschen, die nicht in dieser Welt aufgewachsen sind, sondern noch Telefone mit Wählscheiben und Tonbandgeräte genutzt haben. Renate Hold, Leiterin des Markdorfer Mehrgenerationenhauses (MGH), wurde das schlagartig bewusst, als sie mit einer Gruppe von „Wahlgroßeltern“ nach Basel reisen wollte. Per Bahn sollte das das geschehen – doch niemand der Erwachsenen sah sich in der Lage, am Automaten die passende Fahrkarte zu lösen. Bildschirm, Display, Touchscreen – ein Buch mit sieben Siegeln.
Ehrenamtliche Experten bieten Hilfe an
Notebooks, Smartphones, Peripheriegeräte am Computer, wie Drucker oder Scanner, selbst der mit dem Internet verbundene Thermomix seien Gerätschaften, deren Bedienung sich nicht jedem intuitiv erschließe. Hier Hilfestellung anzubieten, ist das Ziel der neuen „Digitalen Anlaufstelle„ (Dilan) im Mehrgenerationenhaus, erklärt Renate Hold beim Pressetermin in der Cafeteria. Außer der MGH-Leiterin sitzen dort acht der Helfer, die sich künftig um die digitalen Problemfälle kümmern. Die meisten von ihnen arbeiten schon im Mehrgenerationenhaus, wie Jürgen Heidbreder, der im Reparatur-Café defekte Elektrogeräte wieder instand setzt. Darüber hinaus richtet er gespendete Computer für die Weiterverwendung durch Menschen ein, die sich keinen neuen Rechner leisten können, aber dennoch an digitalen Angeboten teilhaben wollen.

Niemand soll bei der zunehmenden Digitalisierung abgehängt werden
Ziel des Projekts ist es, dass niemand abgehängt wird bei der Digitalisierung, dass der Graben zwischen den Digital Natives und den noch im Analogen Aufgewachsenen nicht noch breiter wird. Das Projekt startet am Montag, 3. Februar. Von 10 bis 12 Uhr können sich Ratsuchende mit ihren digitalen Problemen am Gerät, sei es Tablet oder Smartphone, an die Helfer im MGH wenden. Am Donnerstag, 6. Februar bietet sich die Gelegenheit von 17 bis 19 Uhr – und das dann Woche für Woche.
Hilfe zur Selbsthilfe ist das Ziel
Renate Hold sagt: „Wir wollen keine Konkurrenz zu den gewerblichen Angeboten darstellen. Uns geht es hier um die Hilfe zur Selbsthilfe.“ Außerdem stehe auch die Kommunikation im Vordergrund. Demnächst werden Schüler des Bildungszentrums als digitale Paten einsteigen. Sie unterstützen dann intensiver, wenn WhatsApp nicht so will, wie es der Nutzer möchte. Möglich seien diese Angebote dank eines Impulsprogramms der Landesregierung, erläutert Renate Hold. Unterstützt werden Mehrgenerationenhäuser, welche die Kommunikation der Generationen fördern. Das leiste man in Markdorf mit der neuen digitalen Anlaufstelle.
Interessierte können sich unter der Nummer 0 75 44/91 29 65 voranmelden.