In der "Letze" in Leimbach gingen Ende Januar die Lichter aus, im "Adler" in Ittendorf sollen sie bald wieder angehen. Hier wird fleißig für die Wiedereröffnung gearbeitet, seit mehreren Jahren steht das Gebäude leer. Auch der "Adler" in Bermatingen steht leer, nachdem die beiden letzten Pächter nur einige Monate die Gastwirtschaft betrieben haben. "Gerade wenn ein Wechsel mit einem Leerstand verbunden ist, ist es unheimlich schwer, durchzustarten. Die ganze Kundschaft ist weg und man muss das Vertrauen zurückgewinnen", sagt Ernst Bodenmüller, der 18 Jahre lang die "Bürgerstuben" und zehn Jahre den "Adler" gepachtet hatte. Mitterweile genießt der 65-Jährige seinen Ruhestand, beobachtet die Gastronomieszene, in der seine beiden Söhne tätig sind, aber aufmerksam. Lange Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung machen die Berufe im Hotel- und Gaststättengewerbe nicht unbedingt attraktiv. "Junge Leute wollen sich das nicht mehr antun und den Schritt in die Selbständigkeit traut sich kaum jemand zu", so Bodenmüller.
Manuela Noreika-Zollner hat mit ihrem Mann Thomas Noreika 2011 den Schritt in die Selbständigkeit gewagt und das Gasthaus "Adler" in Markdorf übernommen. Sie, gelernte Hotelfachfrau; Er, Koch und Hotelfachmann, kennen die Branche und dennoch mussten sie zwei Jahre später aus gesundheitlichen Gründen den geliebten "Adler" wieder aufgeben. Rückblickend sagt Noreika-Zollner, dass es die schönste Zeit gewesen sei, an die sie sich gerne erinnert. "Ich liebe und lebe diesen Beruf", sagt Noreika-Zollner, die 28 Jahre lang in der Gastronomie gearbeitet hat. Doch die Rahmenbedingungen haben sich geändert, die Auflagen seitens der Behörden sind höher geworden und nicht mehr jeder Bürger kann es sich leisten, essen zu gehen. "Wer sich einen Restraurantbesuch gönnt, der möchte etwas Besonderes", so Noreika-Zollner.
Jürgen Keller ist von seinem Beruf des Küchenmeisters überzeugt. Seit 2002 führt er die "Bürgerstuben", damals war er 27 Jahre alt. Das Haus gehört seiner Familie, das Restaurant wurde zwischenzeitlich verpachtet, unter anderem an Rudi Öxle und die Bodenmüllers. "Ich bereue es nicht, aber gerade die Anfangszeit war schwierig", sagt Keller. Es habe viel Zeit und Geduld gebraucht, bis das Geschäft gelaufen ist. "Ich stehe morgens um 6 Uhr auf und arbeite bis 23 Uhr abends", beschreibt er seine Arbeitszeiten. 2007 wurde das Lokal komplett umgebaut, eine Investiton, die sich gelohnt hat. Im Betrieb hilft die ganze Familie mit – Eltern, Frau, Geschwister – anders würde es nicht gehen. Auch die Steimles in Hepbach machen vor, wie ein Gasthaus im Familienbetrieb funktionieren kann. Vor zwei Jahren übernahmen die Schwestern Carina und Julia von ihren Eltern Hannelore und Karl Steimle die "Linde", die die Mutter 1979 erworben hatte. "Wir stecken da unser ganzes Herzblut rein", sagt Julia Steimle, die sich um Service und Büro kümmert, während Carina kocht. "Uns ist das in die Wiege gelegt worden", sagt die 34-Jährige, die es bedauert, dass es im Teilort Riedheim nur noch die "Linde" als Gasthaus gibt. Bereits jetzt hat sie Anfragen für Kommunionsfeiern im Jahr 2021.
Die Nachfrage nach guten Restaurants sieht Julia Steimle daher gegeben, Sorge bereitet ihr die Nachwuchsfrage. Es sei schwierig geworden, gutes Personal zu finden. Bernd Dahringer, Geschäftsführer der Dehoga in Ravensburg, bestätigt dies. Die Ausbildungsverhältnisse hätten sich in den vergangenen sechs Jahren annähernd halbiert. "Der Rückgang ist momentan gestoppt, die Zahlen stabilisieren sich wieder", so Dahringer. Gerade im ländlichen Bereich sei es für viele Gastronomen kaum möglich, junge Leute auszubilden oder Nachfolger zu finden. "Ein Gasthaus hat nicht mehr den Stellenwert im Ort, den es früher hatte", sagt der Dehoga-Kreisgeschäftsführer. Eine Gastronomie ohne Zimmer sei ein mühsames Geschäft, in dem die Umsatzrendite nicht so hoch sei, um einen Betrieb langfristig am Leben zu erhalten. Wie schwer es sein kann, Nachfolger zu finden, davon kann Rudi Öxle vom "Schwanenstüble" berichten. Er würde das Restaurant gerne verkaufen, der richtige Bewerber war noch nicht dabei.
Vier Beispiele für Schließung, Leerstand, Umnutzung und Wiederbelebung


