Die Kinder können kommen: Vor dem Eingang zur Schlossscheuer steht schon ein Tisch mit sechs Körben darauf. Randvoll mit Brezeln, Äpfeln und Süßigkeiten, die darauf warten, entweder geworfen oder aber verteilt zu werden.

Großes Treffen mittags am Bischofschloss: Im Reigen geht es um die Schale mit dem Johannisfeuer.
Großes Treffen mittags am Bischofschloss: Im Reigen geht es um die Schale mit dem Johannisfeuer. | Bild: Jörg Büsche

Auch die große Grillpfanne steht schon mitten im Schlosshof. Und wieder ist es Andreas Knörle, Hausmeister im Rathaus, der die sorgfältig aneinander gelehnten Holzscheite gleich anzünden wird. Damit, sobald das mittägliche Angelus-Läuten verklungen ist, die Schulkinder im Reigen und einander an den Händen haltend um dieses Johannisfeuer herumschreiten können. So will es der uralte Brauch, der Hansafüratle heißt.

Die Kinder beten das Ave Maria, während sie um die Feuerschale tanzen.
Die Kinder beten das Ave Maria, während sie um die Feuerschale tanzen. | Bild: Jörg Büsche

Beim Hansafüratle kommen die Erinnerungen

„Für uns Kinder war das immer ein fester Termin“, erklärt Claudia Arnegger, Sachbearbeiterin im Hauptamt. „Uns hat‘s immer gefreut, vor allem, weil man mit den anderen Kindern gemeinsam unterwegs war.“ Und ja, natürlich, dass es am 24. Juni, dem Johannistag, Bonbons gab, das hat den Reiz des Hansafüratle noch zusätzlich erhöht.

„Doher!, Doher!“, rufen die Kinder den traditionellen Hansafüratle-Spruch, sobald sich ein Fenster öffnet.
„Doher!, Doher!“, rufen die Kinder den traditionellen Hansafüratle-Spruch, sobald sich ein Fenster öffnet. | Bild: Jörg Büsche

Freilich, so merkt Arnegger noch an, „haben wir damals aber mehr Äpfel und Nüsse bekommen“. Eben das, was die Kinder nach wie vor fordern, wenn sie vor den Haustüren den traditionellen Spruch aufsagen, der da lautet: „Man gibt uns Nüss‘ und Äpfel“, bevor das erhöhte Dringlichkeit signalisierende „Doher!, Doher!“ gerufen wird.

Bonbons fliegen durch die Luft: Wurfstark zeigt sich auch Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer.
Bonbons fliegen durch die Luft: Wurfstark zeigt sich auch Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer. | Bild: Jörg Büsche

Ave Maria und Reigen ums Lagerfeuer

Sie hätten den Spruch in der Schule durchgenommen, erklärt die 8-jährige Aitana, die sich inzwischen in Begleitung ihrer Mutter sowie zahlreicher Mitschüler im Schlosshof eingefunden hat. Gesprochen wurde wohl auch über den Ablauf. „Man stellt sich um das Lagerfeuer und tanzt dann ein bisschen“, beschreibt es das Mädchen.

Ehrensache auch für den Rathauschef: Bürgermeister Georg Riedmann verteilt am Dienstagvormittag Süßigkeiten an die Kinder.
Ehrensache auch für den Rathauschef: Bürgermeister Georg Riedmann verteilt am Dienstagvormittag Süßigkeiten an die Kinder. | Bild: Jörg Büsche

Und tatsächlich fordert Ulrike Stohl, eine der Organisatorinnen, die Kinder schon auf, sich an den Händen zu nehmen, um einen großen Kreis ums Feuer zu bilden. Laut spricht sie das Gebet, in das die Kinder zaghaft einstimmen: „Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir, du bist gebenedeit unter den Frauen.“ Um so lauter erschallt dann das „Doher!, Doher!“ aus den Kinderkehlen.

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Andere Orte, andere Bräuche

„Heraus!, Heraus!“, schreien die Kinder in Haslach. Das erzählt Alois Krafczyk, der sich heute schon früh auf den Weg gemacht hat, um in Markdorf das Hansafüratle mitzuerleben. In Haslach im Kinzigtal gibt er jedes Jahr den „Storchenvater“. Jene legendäre Figur, die den Haslacher Kindern an der Petri-Stuhl-Feier am 22. Februar voranschreitet, während diese an den Haustüren um Gaben bitten. „Und unser Heischebrauch beginnt auch jedes Mal mit dem mittäglichen Ave-Maria-Gebet, das aber in einer Kapelle.“

Auf dem Weg zur nächsten Station, an der es Äpfel, Nüsse oder Bonbons gibt.
Auf dem Weg zur nächsten Station, an der es Äpfel, Nüsse oder Bonbons gibt. | Bild: Jörg Büsche

Die Polizei schießt den Vogel ab

Nach einem fröhlich-lauten „Vergelt‘s Gott, vergelt‘s Gott!“ als Dank für die Gaben, die Bürgermeister Georg Riedmann, Hauptamtsleiterin Regina Holzhofer und einige Mitarbeiterinnen aus dem Rathaus verteilt haben, geht es gleich weiter zu den Geschäften oder Privathäusern, bei denen es jedes Jahr was gibt, außerdem zum Pfarrhaus und zum Polizeiposten.

Süßes wird auch am Polizeiposten verteilt, hier von Julia Spießer und Daniel Kremer.
Süßes wird auch am Polizeiposten verteilt, hier von Julia Spießer und Daniel Kremer. | Bild: Jörg Büsche
Die Polizei mal im etwas anderen Einsatz: Das Eis von Martin Bartsch und Daniel Kremer kommt ausgesprochen gut an bei den Kindern, heiß ...
Die Polizei mal im etwas anderen Einsatz: Das Eis von Martin Bartsch und Daniel Kremer kommt ausgesprochen gut an bei den Kindern, heiß genug ist es ja. | Bild: Jörg Büsche

Dort verteilen gleich drei Beamte Süßes: Julia Spiesser, Martin Bartsch und Daniel Kremer. „Dass es da auch Eis für uns gibt“, das hätte Ajana, 10 Jahre alt, allerdings nicht erwartet, die sich über ihre Bonbon-Ausbeute des Tages ebenso freut, wie der 8-jährige Jona.