Die Kletterfreunde Eggingen sind ein noch sehr junger Verein. Und das nicht nur, weil es ihn erst seit etwa drei Monaten gibt. Das Durchschnittsalter der Mitglieder dürfte ein gutes Stück unter 18 Jahren liegen. „Derzeit haben wir fünf aktive Kinder, die so gut wie jeden Kurstag mitnehmen – auch das Wochenendangebot. Kurse biete ich ab sieben bis 18 Jahren an“, erklärt der Vorsitzende Andreas Gehrmann. Derzeit hat der noch sehr kleine Verein insgesamt zwölf Mitglieder, „aber grundsätzlich freuen wir uns über jeden neuen Zugang.“

Hinter der Idee zur Gründung des Vereins steckt eine sehr emotionale Geschichte. „Ich habe mit meiner Tochter Nele seit fünf Jahren das Hobby Bouldern und Klettern. Sie hat mich dazu gebracht. Wir bouldern gerne im Hotzenblock in Tiengen, wo ich auch ehrenamtlich gerne helfe.“ Die Tochter habe im Laufe der Zeit einige ihrer Freunde mobilisiert. Als dann vier Kinder – alle in vierten Klassen aus unterschiedlichen Schulen – zusammenkamen, sei der Wunsch aufgekommen, einen Club zu gründen. „Aus dieser Idee heraus entstand dann der Verein“, erklärt Gehrmann. „Der Startschuss war der 5. April und knapp zehn Tage später gab es die Anerkennung der Gemeinnützigkeit.“

Andreas Gehrmann ist Vorsitzender des recht jungen Vereins Kletterfreunde Eggingen: „Kinder geben so viel zurück, was mir ungemein guttut.“
Andreas Gehrmann ist Vorsitzender des recht jungen Vereins Kletterfreunde Eggingen: „Kinder geben so viel zurück, was mir ungemein guttut.“ | Bild: Andreas Gehrmann

Das Klettern bedeutet Andreas Gehrmann sehr viel, wie er betont. „Mir persönlich war es wichtig, da ich gesundheitlich seit 2022 an Krebs erkrankt bin und ich diese Arbeit liebe. Kinder geben so viel zurück, was mir ungemein guttut“, erklärt er gegenüber dem SÜDKURIER. Faszinierend sei es etwa, wenn man erlebt, wie ein Kind, das eigentlich an Höhenangst leidet, nach wenigen Minuten in der Gruppe diese Angst überwindet und über eine 20 Meter lange Seilbrücke geht.

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Mathe und Deutsch lernen an der Kletterwand

Andreas Gehrmann organisiert an der Grundschule Eggingen seit einiger Zeit ein ungewöhnliches Lernkonzept, das er als „Bewegten Lern-Tag“ bezeichnet. Zweimal im Jahr bietet er diese Aktion auf eigene Kosten an. Dabei geht es darum, Mathematik und Deutsch mit Klettern zu verbinden. „Klettern und dabei Matheaufgaben zu lösen, hat vielen Kindern die Mathematik leichter gemacht.“ Bei einer anderen Aufgabenstellung dürfen die Kinder im Team während dem Klettern ein Bild aus Stichpunkten malen. Dazu wird eine Geschichte ausgedacht, die mindestens fünf Minuten geht und einleitend ein Reim erzählt.

Ausflug in die Schweiz: Alle Vereinskinder der Kletterfreunde haben einen Tag in Engelberg verbracht. Am dortigen Klettersteig zeigt ...
Ausflug in die Schweiz: Alle Vereinskinder der Kletterfreunde haben einen Tag in Engelberg verbracht. Am dortigen Klettersteig zeigt Gülten stolz, was sie schon alles gelernt hat. | Bild: Andreas Gehrmann

„Das kommt sehr gut an und der Verein bietet das nun diversen Schulen in der Region an. Ich freue mich, wenn unser Angebot ‚Bewegtes Lernen‘ noch weiter ausgebaut wird. Denn das Projekt hat alleine an der Grundschule Eggingen Erfolge mit sich gebracht. Unterricht beim und mit Klettern – das ist schon etwas besonders!“

Die Gemeinschaft steht im Vordergrund

„Das Besondere der Kletterfreunde ist die Gemeinschaft. Bouldern und Klettern sind von sich aus schon mehr als nur ein Sport. Es verbindet. Es stärkt und vereint. Denn es gibt keinen Leistungsdruck wie bei anderen Sportarten. Nur als Team und mit gegenseitigem Vertrauen kann man einen Berg besteigen“, ist der 46-Jährige überzeugt. Weiter sei es besonders wichtig, Kindern und Jugendlichen Zeit und Bewegung zu schenken. Der Verein ermöglicht es den Kindern darüber hinaus auch, neue Freunde zu finden.

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Auf der Suche nach Sponsoren

Aber: Bouldern und Klettern sind nicht kostenlos, gibt Andreas Gehrmann zu bedenken. „Wir wollen durch Spenden und Sponsoren jedem Kind diese Möglichkeiten bieten. Als Team und als Freunde.“ Und die Suche nach Sponsoren sei noch ein Problem. Das Finanzielle stelle den jungen Verein überhaupt vor einige Herausforderungen.

Da ist etwa die Beförderung der Kinder: „Wir mieten uns derzeit den Gemeindebus aus Lauchringen, der uns etwa 100 Euro kostet. Mit meinem Auto kann ich nur vier Personen fahren.“ Daher kann der Verein auf die Schnelle nicht noch mehr Kindern dieses Angebot geben. Aktuell hätten sechs Kinder Interesse an einer Mitgliedschaft, „aber die Eltern können die Kinder nicht fahren.“ Der Vereinsvorsitzende hofft hier auf Unterstützung – etwa durch Fördermittel – denn er möchte, dass die Kletterfreunde noch weiter wachsen.

Auch das Gesellige kommt nicht zu kurz: Die Kletterfreunde Eggingen bei einem Ausflug in den Hochseilgarten bei Schaffhausen.
Auch das Gesellige kommt nicht zu kurz: Die Kletterfreunde Eggingen bei einem Ausflug in den Hochseilgarten bei Schaffhausen. | Bild: Andreas Gehrmann

So sieht das Training in der Boulderhalle aus

Zweimal in der Woche bietet Andreas Gehrmann – abhängig von seiner Chemo-Therapie – Training in der Boulderhalle „Hotzenblock“ in Tiengen an. Gestartet wird gegen 18 Uhr mit dem Aufwärmen und Kraftübungen. „Dann geht es an die Wand mit den Aufgaben.“ Dabei werden dann mal feste Routen geklettert, manchmal auch bunt durcheinander. Manchmal geht es im Team mit verbundenen Augen durch die Wand. Natürlich stets gesichert. „Hier muss das Kind dem anderen wortwörtlich blind vertrauen, um den Endpunkt der Route in zwei bis drei Metern Höhe zu erreichen.“ Technik und Selbstvertrauen seien hier die Schlüsselworte. Und die Erfolge lassen sich sehen: Viele der jungen Teilnehmer konnten anfangs nicht einmal einen Meter hoch klettern. „Inzwischen kommen die mit an den Klettersteig und klettern locker 150 Meter gerade hoch“, sagt Gehrmann stolz.

Aktivitäten schweißen zusammen

„Wir sind jedes Wochenende mit tollen Aktivitäten unterwegs. Aktuell planen wir den nächsten Ausflug in die Schweiz zum Indianer-Klettersteig. Hier suchen wir noch Spender. Das Ziel sei es, den Ausflug acht Kindern anbieten zu können.“ Auch für die Sommerferien sei ein Programm geplant, „auch hier suchen wir noch Helfer“, so der 46-Jährige.