Wutöschingen Mit der Einweihung des Ruhewaldes im Ortsteil Horheim bietet die Gemeinde seit dieser Woche neben dem klassischen Begräbnis eine alternative Bestattungsform als Ort des Erinnerns und der Verbindung an. Anlässlich einer kleinen Einweihungsfeier dankte Bürgermeister Rainer Stoll dem Landschaftsarchitekten Christian Burkhard vom Planungsbüro Burkhard-Sandler aus Hohentengen und Förster Pirmin Wiethaler. Vor allem aber auch den Waldarbeitern vom Team Forst der Gemeinde, die in den vergangenen Monaten die Planung für den ersten Bauabschnitt mit 5500 Quadratmetern umgesetzt haben. Dazu gehörten nicht nur Aufgaben wie das Freischneiden der Bäume und das Schaffen neuer Wege, sondern auch das Anlegen der Parkplätze und die Verkehrssicherung. „Bisher haben wir die Umsetzung mit unseren eigenen Waldarbeitern, unterstützt vom Bauhof, gestemmt“, freut sich Bürgermeister Rainer Stoll. Lob gab es auch für die Zusammenarbeit mit Manfred Isele vom Ordnungsamt Waldshut-Tiengen, für das unkomplizierte Bewilligungsverfahren. Derzeit fehlt noch die Beschilderung des neuen Ruhewaldes und die Realisierung des geplanten Andachtsraumes, die ersten Bestattungen erfolgen bereits. „Inzwischen gibt es eine Warteliste und in der nächsten Zeit sind bereits zehn Bestattungen geplant“, berichtet Doris Storz-Weißenberger, zuständig für das Friedhofswesen der Gemeinde.
Am Dornhau in Horheim, wenige hundert Meter vom Friedhof entfernt, haben die Waldarbeiter der Gemeinde mit Unterstützung von Förster Pirmin Wiethaler und Landschaftsarchitekt Christian Burkhard den ersten Abschnitt des Horheimer Ruhewaldes angelegt. Auf dem 5,5 Hektar großen Waldstück wurden 15 Eichen und Hainbuchen ausgewählt, die künftig eine besondere Aufgabe erfüllen. Zu ihren Wurzeln werden jeweils zwölf Urnengrabstätten bereitgestellt, die sich kreisförmig um jeden Baum reihen. Dabei wird die Reihenfolge der Belegung nicht vorgegeben. Baum und Grabstelle können frei gewählt werden und wenn es räumlich umsetzbar ist, kann eine benachbarte Urnengrabstelle für die Dauer von zehn Jahren kostenfrei für die künftige Bestattung eines Angehörigen reserviert werden. Der Kauf oder Reservierung eines ganzen Baumes sind nicht möglich. Einer der 15 Bäume ist der Bestattung von Kindern und Sternenkindern vorbehalten.
„Die Resonanz aus der Bevölkerung zu unserem Ruhewald ist bisher ausschließlich positiv“, berichtet Bürgermeister Stoll. Die Nachfrage nach Waldbestattungen in unberührter Natur wächst stetig, wird aber noch nicht in vielen Gemeinden des Landkreises angeboten. So wird die Zahl der durchschnittlich 40 Bestattungen, die Wutöschingen bisher im Jahr verzeichnet, vermutlich ansteigen. Die Gemeinde hat weitsichtig geplant und eine mögliche Erweiterung des Ruhewaldes auf 12.000 Quadratmeter vorgesehen.
Zum Konzept des Ruhewaldes gehört es, Urnen am Fuß der vorgesehenen Bäume beizusetzen. Die Bäume selbst werden mit Nummern und Vogelhäuschen gekennzeichnet. Auf Grab- und Blumenschmuck wird im Ruhewald gänzlich verzichtet. Lediglich bodenebene Basaltsteine werden auf Wunsch verlegt, die darauf hinweisen, wer dort seine letzte Ruhe gefunden hat. „Der natürliche Charakter des Waldes soll erhalten bleiben“, betonte Bürgermeister Rainer Stoll. „Dieser Ort hat eine sehr besondere Atmosphäre, die Ruhe und Kraft ausstrahlt, und das wollen wir bewahren.“ Landschaftsarchitekt Christian Burkhard bekräftigte, dass nur minimale Eingriffe in die Natur nötig waren, um den Ruhewald zu verwirklichen.
Über Zufahrtsstraßen, aber auch über befestigte Waldwege gelangen Angehörige und Besucher in den Ruhewald. „Das war für den Gemeinderat ein wichtiges Auswahlkriterium für den Standort“, berichtete Bürgermeister Stoll. Auch die ruhige und schöne Lage mit Blick auf die Dächer der umliegenden Dörfer waren ausschlaggebend dafür, dass der Gemeinderat im Jahr 2023 grünes Licht für das Projekt Ruhewald am Standort Horheim gegeben hat.