Rheinfelden 270 Menschen mit Einschränkungen arbeiten vorwiegend an vier Werkstatt-Standorten: rund 110 in Herten, 75 im Rhywerk in Warmbach, 30 in Bamlach, 25 im Markhof in Grenzach-Wyhlen, zwölf in der Gärtnerei sowie 18 in weiteren Arbeitsplätzen im St.¦Josefshaus und auf dem Arbeitsmarkt. Angefangen hat es vor 50¦Jahren mit 140¦Beschäftigten, berichten Leiterin Dorina Huber und Florian Berndt, Referent für Unternehmenskommunikation, im Pressegespräch. Am 16. September 1975 erfolgte die Anerkennung der Werkstätte des St. Josefshauses als „Werkstätte für Behinderte“ nach dem Schwerbehindertengesetz.

Das Thema Arbeit als Sinnstiftung und Selbstversorgung sei schon viel länger wichtiger Bestandteil des St. Josefshauses, sagt Huber. In der NS-Zeit seien Bewohner als Mitarbeiter eingestellt worden, um sie vor der Deportation zu bewahren. Die christlichen Werte, die Würde des Menschen, seien dem St. Josefshaus als einem der größten Arbeitgeber der Region ein wesentliches Anliegen, bekräftigt Berndt.

1965 habe es laut Huber die ersten Arbeitsangebote in Kooperation mit Firmen gegeben. Begonnen habe es vor 60¦Jahren mit Arbeitstherapie, Berufsfindung und Arbeitstraining. 1976 wurden in Herten die Schreinerei und Gärtnerei in Betrieb genommen, 1978 startete die Werkstattabteilung in Bamlach, 1979 wurde der Neubau des Werkstattgebäudes in Herten eröffnet. 1984 eröffnete die Werkstatt am Markhof. 2008 wurde das Werkstattgebäude in Bamlach gebaut, wo die Werkstatt zuvor in einem Stockwerk des Marienheims war. Vor zwei Jahren kam der jüngste Standort Rhywerk in Warmbach dazu.

In Herten umfassen die Werkstattbereiche Schreinerei, Metallverarbeitung, Montage, Verpackung, außerdem Arbeitsplätze in Betrieben des St. Josefshauses wie der Küche oder in Wohngruppen. In Bamlach und am Markhof wird in Montage und Verpackung gearbeitet, ebenso im Rhywerk, wo die Textilabteilung und Berufsbildung dazukommen. Zudem gebe es laut Huber fünf bis acht Arbeitsplätze in Betrieben in Rheinfelden, Grenzach-Wyhlen und der Region, was für die Mitarbeiter ein wichtiger Schritt in den allgemeinen Arbeitsmarkt bedeute. „Für viele Personen ist es ein langer Weg“, weiß Huber. Um diesen Übergang zu erleichtern, gebe es Praktika. Die Teilhabe am Arbeitsleben und Arbeitserfahrungen seien für die Beschäftigten von großer Bedeutung. Wer wo arbeitet, sei ein Prozess auf beiden Seiten, so Huber. Berufsbildung und Praktika tragen ebenso dazu bei wie Interessen, Fähigkeiten und Wünsche der Menschen.

In den Werkstätten wird für rund 100¦Geschäftskunden überwiegend aus der Region, aber auch überregional und aus der Schweiz gearbeitet. Endress + Hauser sei der größte Kunde, mit dem man seit Mitte der 1980er-Jahre kooperiere. Huber berichtet von „Stolz und Wertschätzung“, wenn die Mitarbeiter sehen, wie von ihnen hergestellte Teile in Tanks oder Autos verbaut würden. „Ohne uns gäbe es kein Auto“, habe ein Beschäftigter gesagt. Manchmal würden Arbeitsgruppen für Dienstleistungen eingesetzt. „Da haben unsere Beschäftigten vieles neu dazugelernt.“

Waren es vor 50 Jahren 14 Fachkräfte, die die Produktion anleiteten, sind es heute 51. Verstärkt werden sie durch Auszubildende, Teilnehmer des Freiwilligen Sozialen Jahres und Nebenamtliche. 2008/09 habe es in der Spitze 450 Beschäftigte gegeben. Dass es heute weniger sind, liege am demografischen Wandel. Man habe einen großen Anteil an Beschäftigten über 45 Jahre. Außerdem gebe es mehr Möglichkeiten für Menschen mit Behinderungen, am Arbeitsleben teilzunehmen. Zudem habe die Klientel einen höheren Hilfs- und Unterstützungsbedarf, so Huber.

Ob Taschen, Schürzen oder Kissen genäht werden, an Sitzflächen von Stühlen gearbeitet wird, ob an Maschinen gesägt, gehobelt, gefräst wird, stets ist das Arbeiten von Zusammenhalt, Teamgeist und einer Atmosphäre von Wertschätzung und Respekt geprägt. Da die Produktionstechniken stets modernisiert wurden, gebe es immer wieder Einweisungen und Anlernen der Arbeitsschritte.

Das Jubiläumsprogramm: Am 14. November wird in der Kirche des St. Josefshauses von 16 bis 20 Uhr die Ausstellung „Und was schaffst du so?“ gezeigt. Zu sehen sind Fotografien und Texte. Zum Jubiläum „50 Jahre Werkstätten“ stehen zudem im April 2026 ein Dialogforum und im Juni ein Tag der offenen Tür an.